Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 133. Sitzung / Seite 115

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

aber andererseits diese alarmierende Situation an den österreichischen Schulen, die nach wie vor sehr wichtige Erziehungsinstitutionen in unserer Republik darstellen, nicht verändern.

Wir Liberalen wollen darüber eine sachliche Diskussion im Ausschuß. Wir würden uns freuen, wenn auch die ÖVP in dieser Frage Farbe bekennen würde, wenn die Ministerin nicht nur Ankündigungen von sich geben, sondern auch Bereitschaft zeigen würde, in diesem Bereich tätig zu werden. Uns Liberalen war die Einführung des Ethikunterrichts schon immer ein sehr wichtiges Anliegen. Wir wollen ihn für alle Schülerinnen und Schüler eingeführt wissen.

Herr Kollege Khol! Wie immer Sie diesen Unterrichtsgegenstand taufen wollen, das sei Ihnen unbenommen. Wir werden jedenfalls darauf drängen, daß diese schon lange andauernden Diskussionen endlich zu einem Ende kommen und unsere jungen Menschen jene Hilfestellung in der Werteorientierung bekommen, die sie so dringend brauchen. (Beifall beim Liberalen Forum.)

17.34

Präsident Dr. Heinz Fischer: Die weiteren Redezeiten betragen ab jetzt jeweils 5 Minuten.

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Antoni. – Bitte.

17.34

Abgeordneter Dr. Dieter Antoni (SPÖ): Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Wir Sozialdemokraten haben uns, seit es die Diskussion um die Einführung des Ethikunterrichtes gibt, immer für eine sachliche und emotionslose Diskussion darüber ausgesprochen. Wir meinen, daß das keine tagespolitische Frage ist, die einer kurzfristigen Entscheidung bedarf, sondern eine sehr sensible Materie, und Eile tut unseres Erachtens fürwahr nicht not. Eine Befristung bis 20. November ist unserer Meinung nach nicht erforderlich.

Kolleginnen und Kollegen! Wir haben aber immer wieder betont, daß wir den Schulversuchen zum Unterrichtsfach Ethik gerne zustimmen. Wir halten es auch für sehr wichtig, daß es diesbezüglich unterschiedliche Modelle gibt, die erprobt werden, damit Entscheidungen entsprechend vorbereitet und grundgelegt werden können. Ein Blick in die Lehrpläne der Schulversuche zum Ethikunterricht macht eigentlich sehr deutlich, daß sich Lehrerinnen und Lehrer engagiert einsetzen und einiges bewegen.

Maßgeblich für uns Sozialdemokraten ist aber, daß der Ethikunterricht auf eine freiwillige Basis gestellt wird und kein Schüler, auch nicht jener, der sich vom Religionsunterricht abmeldet, gezwungen werden soll, den Ethikunterricht zu besuchen. Wir können daher dem Antrag des Liberalen Forums, der ein Wahlpflichtfach vorsieht, nämlich entweder Religions- oder Ethikunterricht, nichts abgewinnen. Wir empfinden darin eigentlich eine Benachteiligung all jener Schülerinnen und Schüler, die den Religionsunterricht als Fach besuchen wollen. Sie hätten dann keine Chance mehr, ein Ethikfach, das wir uns als unverbindliche Übung, als Freigegenstand vorstellen können, zu besuchen. Ich meine, je breiter das Angebot, desto sinnvoller ist es für die Jugendlichen. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Tatsache ist, daß heute schon in mehreren Unterrichtsbereichen, sei es im Bereich der Philosophie, der Geschichte, der Psychologie, in Deutsch, in Biologie und in manch anderen Bereichen, durchaus die Möglichkeit besteht und auch wahrgenommen wird, Elemente von Ethik einzubinden. Ich halte das auch für gut und wertvoll.

Ich habe, als diese Diskussion begonnen hat, in einer Presseaussendung einmal angeregt, der Ethikunterricht sollte einen Überblick über die großen Weltregionen anbieten. Dies sollte nach Möglichkeit von Vertretern der großen Religionen durchgeführt werden, damit eine entsprechende Authentizität gegeben ist. Ich meine, daß durch eine optimale Mitwirkung und durch eine solide Diskussion in eben diesem Lernfeld Geschichte und Grundlagen verschiedener Kulturkreise und vor allem die Bedeutung der Religionen sehr gut nachvollzogen werden können.

Ich meine aber, daß über den religiösen und philosophischen Bereich hinaus der Ethikunterricht den SchülerInnen auch die Möglichkeit bietet, gesellschaftliche Wertvorstellungen zu entwickeln


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite