Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 133. Sitzung / Seite 120

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

kriegt – abgehakt, und damit hat es sich. Das ist jene Gesellschaft, die unter anderem mit dem Pflichtgegenstand Religion geschaffen wurde. (Abg. Dr. Khol: Das gibt es ja nicht mehr!)

Herr Kollege Khol! Reden wir darüber! Wir sind offen. (Abg. Dr. Khol: Der Lehrplan umfaßt Wertebereiche, das sind verschiedene Konfessionen!) Ich möchte darüber reden. Deswegen dieser Fristsetzungsantrag für den Ausschuß. Reden wir doch im Ausschuß darüber, ohne Publikum (Abg. Dr. Khol: Zuerst die Schulversuche!), ohne Öffentlichkeit, wo man wirklich die Argumente austauschen kann! (Präsident Dr.  Fischer gibt das Glockenzeichen.) Daher mein Appell an Sie alle: Stimmen Sie dem Fristsetzungsantrag zu! Sie haben dabei jede Möglichkeit von Abänderungsanträgen. – Danke. (Beifall beim Liberalen Forum.)

17.54

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Gabriela Moser. – Bitte.

17.55

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zweifellos werden wir jedem Fristsetzungsantrag zustimmen. Im Falle des Ethikunterrichts ergeben sich noch zwei, drei wichtige Dimensionen.

Erstens: Es freut mich sehr, daß in diesem Hause einmal prinzipiell über den Stellenwert von Ethik – Ethik in der Schule und Ethikunterricht als solcher – diskutiert wird.

Zweitens: Es ist sehr wesentlich, dies im Kontext der Schule und der Gesellschaft zu sehen, in der oft solidarisches, ethisches, moralisches Verhalten in den Hintergrund gedrängt wird. (Abg. Dr. Graf: Was ist Ethik? Definieren Sie Ethik!) Vor dem Faktum, daß die sozialen Werte, auch die ethischen Werte im Alltagsverhalten, auch im wirtschaftlichen und im kulturellen Bereich (Abg. Dr. Graf: Ein Beispiel!) immer mehr in der Defensive sind, sehe ich diese Diskussion als sehr günstig an. (Abg. Dr. Graf: Zum Beispiel?!)

Prinzipiell zur Frage des Ethikunterrichts in der Schule: Kein Zweifel, er ist eine Alternative. Er ist dann eine Alternative, wenn die Schulversuche evaluiert sind. Unserer Meinung nach ist es notwendig, erst einmal abzuwarten, bis die Ergebnisse der Schulversuche auf dem Tisch liegen. Insoferne ist dann die konkrete Urteilsbildung über den Ethikunterricht in den Ausschußgesprächen am besten angesiedelt. (Abg. Dr. Höchtl: Dann ist der Fristsetzungsantrag sinnlos!)

Das zweite, das wir beachten müssen, ist das Faktum, daß wir ein Konzept für den Ethikunterricht brauchen. (Abg. Dr. Schmidt: Das gibt es doch!) Eine konzeptlose Vorgangsweise in diesem Bereich würde sich sehr rächen. Wir sind dafür, daß die einzelnen Konzepte evaluiert und auch im Ausschuß noch einer gründlichen Diskussion unterzogen werden, und sehen Ihren Antrag sicherlich als Beschleunigungsverfahren. – Mir ist mitgeteilt worden, daß die Konzepte dazu noch fehlen.

Das dritte wichtige Element, das ich aus der Praxis noch einbringen möchte, ist, daß – ganz egal, ob Ethikunterricht oder Religionsunterricht – in erster Linie das soziale Verhalten der Kinder durch Vorbildwirkung im Unterricht provoziert beziehungsweise gefördert wird. Da nützt kein Ethikunterricht, da nützt kein Religionsunterricht: Wenn Werte nicht vorgelebt, vorgeführt und auch vorbildlich praktiziert werden, ist der ganze Ethikunterricht für die Katz’. Deshalb ist es meiner Meinung nach wesentlich, neben einem Ethikunterricht auf jeden Fall das soziale Zusammenleben in den Klassen durch die Wiedereinführung der Klassenvorstandsstunde zu fördern und zu pflegen. Das ist meiner Ansicht nach ebenfalls ein wichtiger Eckpfeiler, parallel zum Ethikunterricht. Vor diesem Hintergrund bin ich dankbar für diese Diskussion, sehe sie aber als Anfang, als Startschuß für einen weiteren Bereich, der nicht nur den Ethikunterricht umfassen soll. (Beifall bei den Grünen.)

17.58

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Wir kommen daher zur Abstimmung.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite