Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 134. Sitzung / Seite 175

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Kollege Morak hat, was das Publikumsforum betrifft, von heißer Luft gesprochen. Ich weiß nicht genau, was er damit gemeint hat. Ich erinnere mich jedoch an Ihren Beitrag im Ausschuß, Herr Khol, wo Sie über das "arm’s-length-principle" in England gesprochen haben. Die Idee dahinter sei, daß sich die Politik ein bißchen zurückzieht, die Experten an die Sache läßt und sich sozusagen von diesen beraten läßt. – Das ist gut und interessant, dieses Modell gibt es ja bei uns in anderen Bereichen auch.

Aber die Experten, von denen Sie sprechen, sind jene Experten, die offensichtlich Theaterabos besitzen. – Okay. Gut. Das heißt aber nicht, daß sie im Theater gewesen sein müssen. Sie haben die Abos und sind damit Experten in Theaterfragen. Sie waren innerhalb des letzten halben Jahres vielleicht einmal im Theater und sind Experten; weil sie einmal im Theater waren, sind sie Experten. (Abg. Dr. Schmidt: Oder sie kennen jemanden, der ihnen eine Karte gibt!)  – Oder man kennt jemanden, der einem eine Karte gibt. Wenn jemand einen Bruder oder eine Schwester hat, der oder die einmal im Theater war, dann ist er Experte in Theaterfragen.

Ich glaube aber auch, daß das nicht die wesentliche Frage ist, die Begründung habe ich jedoch interessant gefunden. Insofern glaube ich auch, daß es eine gute Vorlage ist; das Publikumsforum hätte ich jedoch für entbehrlich gehalten.

Ganz zum Schluß, weil es wieder gut dazu paßt: Im übrigen, Herr Staatssekretär, bin ich der Meinung, die Wiener Philharmoniker sollten auch Frauen aufnehmen. (Beifall bei der SPÖ und bei den Grünen.)

23.22

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Khol. – Bitte.

23.22

Abgeordneter Dr. Andreas Khol (ÖVP): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Diese Debatte findet in einer außerordentlich angenehmen und kultivierten und hochstehenden Atmosphäre statt. Die Diskussion um die Bundestheater hat den Effekt gehabt, daß sich eine Fraktion zur Gänze aus diesem Haus zurückgezogen hat. – Ach wenn es doch nur ewig bliebe! (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Ich glaube, einen Punkt sollten wir heute abend festmachen: Österreich ist ein Kulturland. Die Bundestheater sind für Österreich eine identitätsstiftende Institution. Wir setzen heute einen wagemutigen, wichtigen Schritt, um diese Kulturinstitution in eine große, finanziell abgesicherte Freiheit zu entlassen, und wir erwarten von diesen Theatern, daß sie ihre großen Leistungen für unsere Kultur auch in dieser neuen Rechtsform fortsetzen. (Beifall bei der ÖVP.)

Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir noch zwei Schönheitsfehler hätten beseitigen können, die das Gesetz, weil es einen Kompromißcharakter trägt, hat. Meiner Meinung nach ist die Holding entbehrlich. Es gibt drei Theatergesellschaften, drei Bühnengesellschaften, darüber ein Dach, eine sogenannte Muttergesellschaft, die Holding, die die Eigentümerfunktionen wahrnimmt. Diese Holding ersetzt den derzeitigen Bundestheaterverband.

Frau Kollegin Petrovic und Frau Kollegin Schmidt! Ich bin sehr dankbar dafür, daß es Ihnen gelungen ist, diesen Bundestheaterverband auch verbal aus der Vorlage zu entfernen. Mir ist das in sechswöchigen Verhandlungen nicht gelungen. Man braucht oft sachkundige Assistenz. Herzlichen Dank! Jetzt ist auch der Bundestheaterverband aus dem Gesetz entfernt, und die Holding hat nur sechs bis zehn Mitarbeiter. Daher ist dieses "Ungeheuer von Loch Ness", das so viele Künstler zur Verzweiflung gebracht hat, das so viele Theaterkrisen in diesem Land ausgelöst hat – ich erinnere an die "Tannhäuser"-Perücken für 450 000 S und die Krise um Herrn von Karajan – besiegt.

Das war alles Bundestheaterverband, und ich hoffe, das gehört nun der Vergangenheit an. Jetzt herrscht der Markt, jetzt herrscht Verantwortung, jetzt gibt es zurechenbare Kostenstellen, zurechenbare Erfolge. Ich glaube, daß wir die künstlerische Freiheit in diesem Bundestheaterwerk in der Zukunft wesentlich besser geschützt haben als bisher.


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