Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 136. Sitzung / 85

Aber das, was Herr Kostelka heute geliefert hat, ist wohl der Gipfelpunkt! Das zeigt, daß dieser Mann nicht einmal mehr fähig ist, sich zu schämen. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.) Man sieht, er amüsiert sich, er schämt sich gar nicht. Sie haben es verlernt, Herr Kollege, sich zu schämen! (Abg. Dr. Mertel: Ist das eine Einwendung?)

Meine Damen und Herren! Mit einem Appell an die Lustigkeit von weiblichen Darstellungen - alle Feministinnen haben sich zurückgehalten, haben sich noch auf die Schenkel geklopft, als sie irgendwelche lasziven weiblichen Darstellungen gesehen haben -, mit einem Appell an die Prüderie und an die Verklemmtheit des einen oder anderen Abgeordneten, der sich gefreut hat, daß er endlich einmal unverdächtig hinschauen darf, mit einem solchen Appell Kinderpornographie erklären zu wollen, ist schämenswürdig! Sie sollten sich schämen, Herr Kollege Kostelka! Sie sollten sich schämen, weil ein Vater sich nicht so verhält. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Was immer sich erwachsene Leute anschauen, was immer erwachsene Leute mit ihrer Sexualität machen, ist, solange es nicht Kinder betrifft, nichts und mit nichts vergleichbar. (Zwischenruf der Abg. Dr. Karlsson.) Nehmen Sie das zur Kenntnis, wenn Sie schon nicht mehr in der Lage sind, sich zu schämen! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Frau Kollegin Petrovic hat heute von einem Anschlag auf die Freiheit der Kunst gesprochen! Das hat ein Kinderschänder gemacht. (Der Redner zeigt Plakate mit Werken Otto Mühls.) Der bekannteste Kinderschänder Österreichs hat das gemacht, er ist jahrelang dafür gesessen. (Abg. Dr. Maitz: Einwendungsdebatte!) Die Opfer hat man nicht in Museen auftreten lassen. Das hat einer der bekanntesten Kinderschänder Österreichs gemacht.

Hat das jemanden von Ihnen gestört? - Niemanden hat das gestört! Und Sie haben nicht fünf Minuten an die Opfer gedacht. (Zwischenruf des Abg. Mag. Barmüller.) Sie haben in all Ihren Reden bisher keinen einzigen Satz des Bedauerns für die Opfer des Herrn Mühl verloren. Keinen einzigen Satz bisher! Und dafür sollten Sie sich als Mutter schämen! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Die Österreichische Volkspartei, deren Ministerin diese Dinge veröffentlicht und Ausstellungen darüber eröffnet hat, deren Außenminister diese Ausstellung gesponsert hat, sammelt nun Unterschriften gegen Kindesmißbrauch. (Abg. Dr. Kostelka: Wo ist denn die Einwendung?) Frau Horngacher hat sich, wie ich schon einmal erwähnt habe, in dieser Sache verdient gemacht, heute aber unterstützt sie ihre eigene Fraktion mit einer lächerlichen Dringlichen Anfrage, die der eigenen Partei nicht einmal eine volle Rednerliste wert war, um das Thema Kindesmißbrauch von der Tagesordnung zu verdrängen. Das nenne ich - verzeihen Sie mir, Frau Kollegin Horngacher - Heuchelei, nackte Heuchelei! Ich würde mich dafür schämen! (Beifall bei den Freiheitlichen. - Abg. Schieder: Pfui! Nehmen Sie das zurück!)

Ich würde mich ebenso schämen, wenn es, auf welcher Ebene auch immer, Freiheitliche gäbe, die im Internet surfen, um Kinderpornographie zu sehen. Es geht mir nicht darum, jemandem zu verbieten, sich Darstellungen nackter Frauen oder nackter Männer anzuschauen. Das interessiert mich nicht. Aber bei Kinderpornographie ist Sensibilität angesagt! (Zwischenruf der Abg. Dr. Karlsson.) Herrn Kostelka für das Herzeigen weiblicher Darstellungen Applaus zu zollen und sich gierig auf die Schenkel zu klopfen, zeugt nicht von Sensibilität, Herr Kollege Kukacka. Das sollten Sie sich ins Stammbuch schreiben und nicht applaudieren! Sie sollten sich für Ihren Koalitionspartner schämen, das wäre angezeigt. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Sie sollten sich auch für Ihre Ministerin schämen, die es zuläßt, daß diese pornographischen Darstellungen - Herr Kollege Kostelka, Sie würden es Blasphemie nennen! Pardon, Kollege Khol! Die siamesischen Zwillinge bringt man schon durcheinander! - blasphemischen Inhalts von einem Kinderschänder in den öffentlichen Museen dieses Landes zum besten gegeben werden. Das ist der eigentliche Skandal! Diesen Skandal haben Sie als Regierungspartei mitzuverantworten. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Diese Regierung fördert nachweislich derartige Dinge, nicht nur Herrn Mühl, sondern etwa auch Herrn Allemann. - Ihr Landeshauptmann hat dafür gesorgt, daß das Stück von Urs Allemann "Babyficker" in einem öffentlichen Theater aufgeführt werden durfte! Ihr Landeshauptmann in


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