Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 138. Sitzung / 89

Natürlich passierten dabei auch Fehler, es gab manche Übereifrige, manches war nicht koordiniert. Ich bin jedoch überzeugt davon, daß jeder sein Bestes geben wollte. Hinterher, meine Damen und Herren, ist es leicht zu urteilen, was anders, was besser, was zuerst hätte gemacht werden sollen.

Am Samstag kamen der Bundeskanzler und der Innenminister zum ersten Mal nach Lassing, es war zu Mittag. Ich hatte den Eindruck, daß nach ein paar Telefonaten des Bundeskanzlers die Rettungsmaßnahmen besser in Fluß gerieten, und ich danke ihm dafür. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich danke aber auch der Frau Landeshauptmann für den menschlichen Beistand, den sie den Angehörigen hat zuteil werden lassen. Ich erinnere sie aber gleichzeitig an die versprochene Unterstützung bei der Verbesserung der Infrastrukturmaßnahmen, bei Betriebsansiedelungen in Lassing und im Bezirk Liezen. Denn wir im Bezirk Liezen haben steiermarkweit die höchste Arbeitslosenrate.

Meine Damen und Herren! So furchtbar die Medienberichterstattung für die Lassinger zum Teil auch war, so wichtig war sie aber auch, denn durch sie kam es zu einer Welle der Hilfsbereitschaft finanzieller Art für die leidgeprüften Angehörigen und jene Menschen, die ihre Wohnung oder ihr Haus verloren haben. Organisationen, Gemeinden, Einzelpersonen aus Österreich und aus dem Ausland haben großzügig gespendet. Jedem einzelnen von ihnen gehört auch von diesem Pult aus ein herzlicher Dank ausgesprochen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Sicherlich ist auch manche Kritik angebracht. Zum Beispiel wurden erfahrene Bergleute, Menschen der Praxis, Männer, die den Berg kennen, nicht beziehungsweise nicht ausreichend in die Beratungen eingebunden. Ihre Kameradschaftlichkeit, ihr Wissen und ihr Gespür hätten vielleicht so manches erleichtert. Es waren Männer der Techniker-, der Managergarde gefragt, nicht Männer der Praxis.

Dem Wunder von Lassing, der Rettung von Georg Hainzl, folgte leider kein weiteres. Georg Hainzls Wunden seelischer und körperlicher Art werden hoffentlich verheilen, ich wünsche es ihm. Er hat eine intakte Familie und Freunde, die ihm dabei helfen und unterstützen werden.

Vor einer Woche gab es in Lassing eine Stunde des Trostes. Manche Abgeordnete meinten, es sollte eine politikfreie Trauerstunde sein. Es waren der Bundespräsident, der Herr Bundeskanzler und der Herr Vizekanzler, viele Minister, die Spitzen der steiermärkischen Landesregierung und natürlich auch die Abgeordneten des Bezirkes anwesend. Wir waren deswegen dort, weil wir mitfühlen, mittrauern, den Schmerz der Angehörigen teilen und den Familien, den Freunden, den Arbeitskollegen unsere Betroffenheit zeigen und zum Ausdruck bringen wollten, daß wir wissen, daß die verschütteten Männer in ihren Familien und auch in der Ortsgemeinschaft wertvolle Menschen waren.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese überregionale Katastrophe kann kein Untersuchungsausschuß, kein Ministerrücktritt ungeschehen machen. Wir im Parlament haben den Bericht der Internationalen Kommission und jenen der Staatsanwaltschaft abzuwarten. Und wir haben das Berggesetz zu reformieren. Es müssen die verschütteten Männer nun so rasch wie möglich geborgen werden, aber dabei dürfen keine Fehler mehr gemacht werden.

Zurufe seitens mancher Politiker wären sicherlich entbehrlich gewesen. Entbehrlich, unglücklich und unsensibel waren auch manche Aussagen Ihrerseits, Herr Bundesminister. Ich denke zum Beispiel an jene, als Sie im Fernsehen sagten, daß Sie, als Sie hingekommen seien – Sie meinten Lassing –, erstaunt gewesen wären, daß in diesem Betrieb die Verwaltung wie in einer Bettelfirma untergebracht sei und die Knappschaft dreimal besser! – Mir sagte man in Lassing folgendes: Das Haus, daß die Knappen zur Verfügung haben, wurde ihnen von der Betriebsleitung zur Verfügung gestellt, und die Knappenstube wurde mit Eigenleistungen und durch Eigeninitiative so schön ausgestattet. Das sollte man meiner Meinung nach den Kumpeln doch gönnen.


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