Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 138. Sitzung / 188

20.18

Abgeordneter Otmar Brix (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Im heutigen "Kurier" schreibt ein Journalist unter dem Kürzel "M.S." – ich nehme an, es handelt sich um Martin Sörös – in einer Glosse unter dem Titel "Die Erschöpfung" darüber, daß 525 000 Österreicher, um 60 000 weniger als in der ersten Halbzeit, das Spiel Bordeaux gegen Rapid gesehen hätten. Weiter schreibt er in dieser Glosse, daß die Bevölkerung, daß die Fernsehzuschauer durch die vielen Fußballspiele, die gezeigt würden, eigentlich schon erschöpft seien.

Zum Schluß schreibt er – ich zitiere –: "Irgendwann wird man draufkommen, daß es der Sache nicht dient, ununterbrochen und alles zu übertragen. So wird der Fußball zum Alltag. Zum Alltag, den man etwa dadurch auflockern könnte, daß man sich darauf besinnt, daß es auch eine Sportwelt abseits des Fußballs gibt. Eine sehr schöne Welt."

Ich sage das heute als jemand, der selbst ein leidenschaftlicher Fußballer ist und der sehr viel Freude mit seiner Mannschaft erlebt. Denn wahrscheinlich ist der österreichische Rekordmeister Rapid der erfolgreichste österreichische Fußballklub überhaupt, und er hat auch diese Woche sehr viele Erfolge. (Zwischenruf des Abg. Mag. Schweitzer.) Aber ich sage es auch deswegen, weil diese Glosse ganz einfach aufzeigt, daß es nur drei "Sportelefanten" – so könnte man sie vielleicht nennen – gibt, die das ganze Geld durch Fernsehen bekommen, während mehr als 90 Prozent des Sports das Sponsoring, das wieder über das Fernsehen zurückkommt, verlieren. (Abg. Mag. Schweitzer: Paßt gut auf! Das stimmt, was er sagt!)

Daher, meine Damen und Herren, ist es so notwendig und so wichtig, daß der Sport, der Jugendsport, Geld, öffentliches Geld, öffentliche Subventionen bekommt. Herr Staatssekretär, wir, der Österreichische Schwimmverband, sind wirklich sehr dankbar dafür, daß es, nachdem die Valorisierung der Sportmittel gestoppt wurde (Abg. Böhacker: Wer spielt denn im Fernsehen? Die Volksbank ist der Sponsor!) – und dies hat uns getroffen wie ein Keulenschlag –, nun endlich möglich geworden ist, durch die Anpassung des Glücksspielgesetzes Geld zu bekommen. "Geld zu bekommen" unterstreiche ich, nur geschehen ist es bis heute nicht. Die Bundessportorganisation, die den Verbänden das Geld anweist und übermittelt, kann es nicht anweisen, weil die 20 Millionen, die zur Verfügung gestellt werden sollen, nachdem wir das – ich glaube, es war vor dem Sommer – hier beschlossen haben, noch nicht zur Auszahlung gelangt sind.

Meine Damen und Herren! Auf diese Weise wird der Sport – und das betrifft 90 Prozent des Sports, jene Sportarten, die zwar sogenannte Grundsportarten sind und sehr wichtig sind, aber in Wirklichkeit durch die Fernsehelefanten zu Randsportarten degradiert werden – gestoppt! (Abg. Mag. Schweitzer – Beifall spendend –: Bravo! Der ist gut, der Otmar!) Herr Bundesminister, ich bitte Sie darum, daß man es nicht nur beim Beschluß dieses Gesetzes bewenden läßt und daß Sie hier nicht nur sagen, daß damit etwas für den Sport getan worden ist, sondern daß dieses Geld auch ausbezahlt wird.

Es geht noch so weiter: Wir haben heute im Fachausschuß der Bundessportorganisation zum Budget 1999 gesprochen, und der Finanzverteiler ist bereits ausgesandt. Aber wenn man im Generalsekretariat der Bundessportorganisation anruft, dann bekommt man zu hören: Lieber Freund, wir haben das Budget aufgrund der 400 Millionen – das ist der alte Betrag – erstellt, denn von den 40 Millionen, die wir 1999 bekommen sollen, ist auch noch nichts zu hören.

Daher bitte ich Sie von dieser Stelle aus: Wenn sich hier schon alle zum Sport bekennen, dann soll das kein Lippenbekenntnis sein, auch nicht von seiten der Regierung, sondern dann soll das, was uns zugesagt wurde und was wir per Gesetz beschlossen haben, auch erfüllt werden. Wir brauchen, der Sport braucht das Geld! (Beifall der Abgeordneten Mag. Schweitzer und Dr. Grollitsch.)

Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Lassen Sie mich trotzdem noch eine zweite Anmerkung machen, eine Anmerkung, die den Spitzensport betrifft. (Abg. Mag. Schweitzer: Vienna gegen Schwechat, letzte Woche!) Der Spitzensportausschuß ist sicherlich eine sehr, sehr gute Einrichtung, und in diesem Spitzensportausschuß sitzen die Vertreter des Österreichischen Olympischen Comités, die Vertreter der Regierung, die Vertreter der Länder und die Vertreter


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