Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 139. Sitzung / 45

Fleischhauer teilgenommen haben und ein Amtsarzt, um rituell festzustellen, daß das Rituelle völlig in Ordnung war an dem Stier und daß der um 5.45 Uhr nicht rituell, sondern ganz normal verblichen ist.

Und Nitsch stellt sich hin und erklärt das zu einem Kunstwerk. Nun kann man unterschiedlicher Meinung sein, ob dem so ist oder nicht. Ich will mich gar nicht verschweigen: Ich habe manchmal meine Schwierigkeiten, ihn als potentiellen Künstler und mich als potentiellen Ankäufer zu betrachten. (Abg. Dr. Haider: Sage es ehrlich: Bist du dafür oder dagegen?) Aber es ist unbedeutend in der Diskussion, wie meine subjektive Einstellung dazu ist. Faktum ist: Nitsch braucht Krüger und Haider und Stadler und wie all diese Nitsch-Helfer heißen, um seine Kunstwerke auch wirklich einer breiteren Öffentlichkeit rituell vermitteln und verkaufen zu können. (Beifall bei der SPÖ.) – Ich bin überzeugt davon, daß auch der eine oder andere Dankesbrief von Nitsch an Sie abgegangen ist.

Ein paar Bemerkungen, weil Sie selbst den Aspekt des Intellektuellen in der Debatte beklagt haben. Ich weiß nicht, ob Sie mit diesem Begriff überhaupt etwas anfangen können. Wahrscheinlich haben Sie aus Selbstschutz den Begriff "sogenannter Intellektueller" hinzugefügt.

Eine spezielle Form der Auseinandersetzung mit Nitsch hat natürlich der gute Landesrat Schimanek gewählt. Er hat sich nicht hingestellt und hat eine Kunstkritik oder eine kulturpolitische Auseinandersetzung mit Nitsch versucht, sondern er hat schlicht und einfach begonnen, ihn zu schikanieren. Er hat begonnen, sich von einer ganz anderen Seite mit ihm auseinanderzusetzen, indem er an den dort zuständigen Bezirkshauptmann, wo diese berühmten Mysterienspiele stattfinden sollten und letztlich dann auch stattgefunden haben, Anfragen gestellt hat. Also er wollte bürokratisch ein wenig nachfühlen, ob es nicht ganz andere Methoden gibt, den Nitsch zu verbieten. Das geschah nicht, um damit zu sagen: Ich will Zensur ausüben! oder: Ich will diesen Nitsch nicht, diesen Provokateur! oder: Schaut her, wir sind die einzigen sauberen Kulturpolitiker gegen diesen Kunstschmutz, den natürlich nur die Sozialdemokraten und die ÖVP, sprich die Regierung, sprich die Mehrheitsparteien, schützen!

Seine Anfragen waren interessant. Ausgerechnet Schimanek, der sich jetzt mit Rosenstingl und Co in Niederösterreich auseinanderzusetzen hat und mit diesem ganzen Augiasstall, über den Stadler und Haider hier sicherlich stundenlang berichten könnten, wenn sie wollten! Eine Anfrage lautete: Wie ist der Fassungsraum der Senkgruben? – Das verstehe ich, daß Schimanek als einen, der sich mit der FPÖ-Niederösterreich auseinanderzusetzen hat, der Fassungsraum der Senkgruben interessiert! (Heiterkeit bei SPÖ und ÖVP.)

Oder, was auch interessant ist: Gibt es ein Dichtheitszertifikat für die Senkgruben? – Das verstehe ich ganz besonders, daß sich der Sanierer der FPÖ-Niederösterreich mit der Dichte der Senkgruben, ob da nichts herausblubbert, nichts herausstinkt, nichts heraussickert, auseinanderzusetzen hat!

Oder: Entsprechen die Senkgruben beziehungsweise die Abwasserentsorgung für die Veranstaltung beziehungsweise des Schlosses überhaupt dem Wasserrechtsgesetz? – Das verstehe ich vollkommen!

Was ihn ganz besonders interessieren muß, weil es ja so viele betrifft: Wie viele WC-Anlagen stehen den Gästen der Veranstaltung zur Verfügung? Entspricht die Anzahl den gesetzlichen Hygienebestimmungen? – Das verstehe ich total, daß den Schimanek Hygienebestimmungen zu interessieren haben. Er ist ja tagtäglich konfrontiert mit der Frage der Hygiene und mit der Frage: Wie viele WC-Anlagen habe ich, damit wie viele Leute dort überhaupt unterkommen, wenn sie einmal müssen? Und dort, wo er sein muß, müssen offensichtlich viele. Daher ist die Frage der WC-Anlagen eine besonders wichtige Frage, mit der er sich auseinanderzusetzen hat. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Die fünfte Frage: Wie viele Waschgelegenheiten – auch etwas, was ganz bedeutend ist, wenn man die Hände in Unschuld waschen muß (der Redner reibt sich die Hände) oder wenn jemand auch immer reingewaschen werden soll oder muß – gibt es dort für die Gäste? Und entsprechen auch diese den gesetzlichen Hygienebestimmungen? (Abg. Dr. Partik-Pablé: "Hochgeistig"!)


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