Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 139. Sitzung / 73

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Weiters zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Grollitsch. – Bitte, Herr Abgeordneter.

13.11

Abgeordneter Mag. Dr. Udo Grollitsch (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Der linke, vermeintlich fortschrittliche Kulturgarten, reichlich mit Mist gedüngt, treibt ein neues Unkraut. "Sandler-Event" heißt diese neue Pflanze, besser Pflanzerei. Das Beet ist der diesjährige "steirische herbst", der fragwürdige Gärtner der linksradikale Anarcho-Regisseur Christoph Schlingensief. Graz wird das größte Sandlertreffen sehen, das es je gab, behauptet der selbsternannte Künstler und setzt nach: Das kann Graz durchaus als Kriegserklärung auffassen. (Abg. Mag. Stadler: Oha!) – Schlingensief, 5. August 1998.

Das Referenzwerk, das dem deutschen Anarcho-Regisseur, wie er sich selbst gerne nennt, die Einladung zum "steirischen herbst" gebracht hat, sind seine aufsehenerregenden Plakate vom Vorjahr – mit dem Aufruf "Tötet Kohl!" oder "Übe Straftaten, du wirst schon wissen, wie das geht!" (Abg. Dr. Cap: Hand aus der Hose! Hand aus der Hose!)

Herr Cap! Daß Sie hier intervenieren, ist mir klar. Ihre Fraktion hat die Kulturagenden in der Steiermark übernommen. Dieses Treffen ist die Ausgeburt dessen. Um nicht falsch verstanden zu werden: Wir Freiheitlichen haben nichts dagegen, wenn sich Bettler, Sandler oder Personen, die sich mit diesem Begriff angesprochen fühlen, irgendwo treffen. Aber es zeugt nicht von Sensibilität, daß man Graz auswählt. (Abg. Dr. Cap: Sie haben schon wieder die Hand in der Hose gehabt!)

Wenn sich diese Leute dort treffen, lieber Herr Cap, um etwa über die neue Armut, über den von Ihrer Fraktion mitveranlaßten Sozialabbau zu klagen oder andere Dinge zu proklamieren, so sei ihnen das unbenommen. Das aber als Kunst zu verkaufen, mit Steuergeldern zu fördern und das als das Mega-Event in der Steiermark auszurufen, dagegen sprechen sich die Freiheitlichen in der Stadt Graz, im Land Steiermark und auch unsere Parlamentsfraktion hier aus. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Herr Cap! Wenn Sie einen anderen Kunstbegriff haben als den unsrigen, leben Sie damit! Auch wir leben damit. Wir lassen allerdings auch vom Herrn Staatssekretär nicht in polarisierender Form – das haben Sie mit Ihrem letzten Redebeitrag getan – einen Keil zwischen die Künstler Österreichs und die Freiheitliche Partei treiben. Wir fordern Sie auf, Herr Staatssekretär: Beenden Sie die Hatz auf die Freiheitlichen in diesem Zusammenhang! (Abg. Dr. Cap: Was macht Ihre Hand in der Hose?)

Wir haben ein Kunstverständnis, und ich selbst gestatte mir als Repräsentant desselben zu gelten, Herr Cap, auch wenn Sie noch so verächtlich herauslachen. Ich mache seit 26 Jahren die Geschäftsführung der musikalischen Jugend in der Steiermark. Ich habe mehr als 300 Konzerte – mein musikalischer Kunstbegriff ist ein sehr breiter – für die steirische Jugend veranstaltet. Ich lasse mir nicht von Ihnen, aber auch nicht von Ihnen, Herr Staatssekretär, meinen diesbezüglichen Begriff beeinflussen und verächtlich machen. – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

13.15

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist noch Herr Abgeordneter Morak. – Bitte, Herr Abgeordneter.

13.15

Abgeordneter Franz Morak (ÖVP): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Die FPÖ diskutiert offensichtlich ihr wichtigstes Thema der Saison, und ihr Obmann glänzt durch Abwesenheit. Das nur zur Wertigkeit einer Kulturdiskussion innerhalb der FPÖ. (Abg. Scheibner: Wo ist Herr Khol? – Abg. Dkfm. Holger Bauer: Wo ist denn Ihrer? Wo ist denn Ihrer?) Es ist auch klar, wenn man die Argumente gegeneinander abwägt, daß Ihr Obmann durch Flucht glänzt. (Beifall bei der ÖVP. – Weitere Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)


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