Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 141. Sitzung / 142

der Wirtschaft interessante Beschäftigungsmöglichkeiten gegeben sein. – Herr Präsident, ich danke für die Erteilung des Wortes. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

18.53

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Danke, Herr Bundesminister.

Es hat sich als nächster Herr Abgeordneter Heinzl zu Wort gemeldet. 6 Minuten Redezeitbeschränkung. – Bitte, Herr Abgeordneter.

18.53

Abgeordneter Anton Heinzl (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Auf die Ausführungen des Herrn Abgeordneten Gaugg zu dem jetzt zur Debatte stehenden Thema möchte ich nicht näher eingehen, möchte aber doch feststellen, daß ich heute den Eindruck hatte, daß Sie sich, Herr Abgeordneter – und das war aus Ihren Ausführungen klar herauszuhören –, anscheinend darüber freuen, daß wir in Österreich noch nicht alle Lehrlinge im Arbeitsprozeß haben. Herr Abgeordneter, Ihre Ausführungen haben vor sachlicher Unkenntnis und Polemik gestrotzt. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Gaugg.)

Hohes Haus! Die Bewältigung des Problems der Umweltverschmutzung gehört zu den dringendsten Herausforderungen unserer Zeit. Aufgrund der Menge der produzierten Güter und aufgrund der zunehmenden Chemisierung dieser Güter sind die Vermeidung und das Wiederverwerten und die Entsorgung von Problemstoffen sowie die Abwasserbehandlung zu einem fast nicht bewältigbaren Problem geworden. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Gaugg. – Abg. Böhacker: Falsche Rede! Umblättern!) Hören Sie genau zu, Herr Gaugg, Sie werden es brauchen! (Demonstrativer Beifall des Abg. Grabner.– Aus diesem Grund gilt seit langem die Umwelttechnik als Zukunftsbranche schlechthin. Vermeidung von Umweltbelastungen hat eindeutig Vorrang gegenüber Begrenzung und Sanierung. Der Reduktion von Stoff- und Energieströmen und der Schließung von Stoffkreisläufen kommen entscheidende Bedeutung zu. Außerdem steigern saubere Technologien die Wettbewerbsfähigkeit unserer heimischen Unternehmen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! In Österreich wird derzeit das Abfallaufkommen mit 39 Millionen Tonnen pro Jahr geschätzt. Um dieser gigantischen Menge Abfall begegnen zu können, brauchen wir ganz dringend qualitativ gut ausgebildete Fachkräfte. Deshalb wurde unter anderem auch der Lehrberuf des Recycling- und Entsorgungstechnikers eingerichtet. Gleichfalls wurde über Jahre hinweg ein gut funktionierendes Sammel- und Verwertungssystem aufgebaut, um die anfallenden Abfallmengen kontinuierlich reduzieren zu können. Im internationalen Vergleich liegen die Österreicher bei der Sammlung und der Verwertung von Abfällen im Spitzenfeld und leisten damit einen wertvollen Beitrag zur Ressourcenschonung und Reduzierung von Deponievolumen.

Mit zunehmender Sensibilisierung der Bevölkerung im Hinblick auf umweltbezogene Probleme gewinnen umweltverträgliche Technologien und Produktionsprozesse immer mehr an Bedeutung und Interesse.

Die Umweltschutzindustrie stellt heute, sehr verehrte Damen und Herren, Hohes Haus, einen wichtigen und expandierenden Bereich in der österreichischen Wirtschaft dar. Rund 11 000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind derzeit in mehr als 250 österreichischen Firmen primär mit Umweltschutz und Umwelttechnologie befaßt.

Umso befremdlicher ist es für mich, wenn ich diesen durchaus imposanten Beschäftigungszahlen die Zahl der angebotenen Lehrplätze in diesem Wirtschaftsbereich gegenüberstelle. Laut Bildungsbericht 1997 des Bundesministeriums für wirtschaftliche Angelegenheiten standen zum Beispiel im Jahre 1996 lediglich 28 Lehrlinge in ganz Österreich für den Ausbildungsversuch Recycling- und Entsorgungstechniker in Ausbildung. Aber auch im Jahre 1998 scheint es zu keiner merklichen Zunahme beim Lehrstellenangebot für diese Lehrberufe zu kommen.


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