Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 142. Sitzung / 108

und Evaluation von Schule und Unterricht sind in ihrem arbeitszeitlichen Umfang durch das bestehende Besoldungs- und Arbeitszeitschema mit seinen unterrichtsbezogenen Stundenwertigkeiten nicht erfaßt und in ihrem arbeitszeitlichen Umfang unbestimmt. Gerade diese Tätigkeiten, die im Zuge der Weiterentwicklung von Schule dringend notwendig sind, haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen, ohne daß die traditionelle LehrerInnentätigkeit abgenommen hätte. Im Gegenteil: durch steigende KlassenschülerInnenzahlen, fehlende Werteinheiten beziehungsweise Abbau von Klassenteilungen im Fremdsprachenunterricht wurde nicht nur die Arbeitsintensität erhöht, sondern auch die Unterrichtsqualität vermindert.

Das Besoldungsschema von LehrerInnen mit den Novellierungen des BLVG und GG ist ein bildungspolitischer Rückschritt, weil es Schulqualität und LehrerInnenarbeit in erster Linie an geleisteten Unterrichtsstunden festmacht;

ein extremes Modell deregulierter Arbeitszeit, weil es die auch von der Bundesregierung und der Unterrichtsministerin propagierte Schulentwicklung weitgehend der persönlichen Initiative und dem Engagement von LehrerInnen überantwortet und

deshalb vor allem engagierte LehrerInnen durch Nichtanerkennung ihrer Leistungen bestraft und zu Dienst nach Vorschrift (de-)motiviert.

Diese Politik steht im Kontext von allgemeinen Sparprogrammen im Bildungsbereich. So sinkt trotz seitens der Bundesregierung jährlich propagierter Bildungsoffensiven der Wert von Bildung und Ausbildung:

der Anteil des Unterrichtsbudgets am Gesamtbudget lag Mitte der siebziger Jahre bei 8,6 Prozent und wird im Schuljahr 1998/99 bei 7,2 Prozent liegen

laut OECD sind die öffentlichen Bildungsausgaben in Österreich von 1985, wo sie 5,8 Prozent des BIP ausmachten bis 1994 auf 5,4 Prozent des BIP gesunken,

der Zuwachs im Unterrichtsbudget liegt unter der Inflationsrate,

die SchülerInnen sind dem Staat immer weniger wert: 1993 gab es an den AHS etwa in der Steiermark noch 2,03 Werteinheiten pro SchülerIn, heute nur mehr 1,83. Auch die BHS büßten rund 9 Prozent ein,

die KlassenschülerInnenzahlen nehmen wieder zu: während etwa AHS Unterstufenklassen 1990 durchschnittlich 25,9 SchülerInnen hatten, ist die Klassenschülerdurchschnittszahl im Schuljahr 97/98 wieder auf knapp 27 gestiegen, ähnliches gilt für die BMS und BHS (93/94 22,8 SchülerInnen, 97/98 25 SchülerInnen),

Freigegenstände und unverbindliche Übungen sind stark zurückgegangen beziehungsweise wurden Opfer des ersten Sparpakets,

die in den letzten Jahren durchgeführten Stundenkürzungen für die 11- bis 13jährigen SchülerInnen sowie in den berufsbildenden Schulen verursachten einen beträchtlichen Verlust von Mitteln für die Bildung,

gesetzlich vorgesehene Teilungen für Fremdsprachengruppen können zum Teil nicht mehr erfolgen, weil die nötigen Werteinheiten fehlen,

der sprunghafte Anstieg der EDV-Ausstattung und -Nutzung an den Schulen hat bis heute keine wirklich spürbare Aufstockung der EDV-Kustodiate zur Wartung der Hard- und Software sowie der lokalen Netze und Internetzugänge zur Folge gehabt. Die zugesagten Zulagen stehen in keiner Relation zur tatsächlichen Mehrarbeit.

Gleichzeitig werden neben den LehrerInnen vor allem die Eltern zusätzlich zur Kasse gebeten durch:


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