Selbstbehalte bei Schulbüchern und Schülerfreifahrten, Bezahlung der Nachmittagsbetreuung durch die Eltern, steigende Kosten für Kopien und andere Unterrichtsmaterialien, Einführung eines kostenpflichtigen Angebotes von Freigegenständen und unverbindlichen Übungen.
Die gegenwärtigen Proteste und der angedrohte Boykott bei Schulveranstaltungen sind die Antwort auf diese politischen Versäumnisse. Statt etwa ein zeitgemäßes Arbeitszeitmodell zu entwickeln, das die geänderten Bedingungen an den Schulen reflektiert, orientiert sich die Bezahlung der LehrerInnen, wie erwähnt, nach wie vor am Unterricht, obwohl der Unterricht und dessen Vor- und Nachbereitung nur mehr ein – wenn auch wichtiges – Element der Tätigkeit von LehrerInnen darstellt. Das System der Zulagen und Zusatzabgeltungen entspricht dem Denkansatz kleinkarierter Bürokraten, hat aber mit den tatsächlichen Leistungen und Arbeitszeiten nur wenig zu tun. Dafür hat die Unterrichtsministerin mit mindestens 260 000 Schilling ein LehrerInnenleitbild (,Lehrer sein erfordert mehr‘) mitfinanziert, das außer Worthülsen nichts bietet, jedenfalls keine Antwort auf die geänderten Bedingungen an den Schulen.
Schule ist aber mehr als Unterricht. Es muß daher ein Arbeitszeitmodell entwickelt werden, das den realen Anforderungen der LehrerInnenarbeit gerecht wird, der zunehmenden Autonomisierung der Schulen Rechnung trägt und daher auf mehr Flexibilität und Eigengestaltung in den einzelnen Schulen setzt.
Notwendig ist ein leistungsgerechtes, transparentes und an den tatsächlichen Arbeitszeiten orientiertes Arbeitszeit- und Gehaltsgesetz, das von der durchschnittlichen Arbeitszeit im öffentlichen Dienst ausgeht.
Die Tätigkeit der LehrerInnen sollte dabei in drei Gruppen eingeteilt werden:
a) Tätigkeiten mit den SchülerInnen,
Unterricht im weitesten Sinn,
Schulveranstaltungen, Betreuung, Beratung, Aufsicht;
b) dazugehörige vorbereitende, nachbereitende und begleitende Tätigkeiten,
Planung und Auswertung von Unterricht und Schulveranstaltungen,
Kooperation mit Lehrkräften,
Kommunikation mit Eltern und externen Institutionen sowie
c) Tätigkeiten zur Qualitätsentwicklung, Qualitätssicherung und Organisation der Schule,
Management und Organisation der Schule,
Evaluation und Innovation der Schule,
Fort- und Weiterbildung,
Kooperation und Kommunikation nach innen und außen.
Die Verteilung auf diese drei Bereiche kann, entsprechend den Personalressourcen und dem Profil der einzelnen Schulen, unterschiedlich sein, wobei bestimmte Bandbreiten nicht unter- beziehungsweise überschritten werden dürfen, damit der Auftrag der Schule gegenüber allen Beteiligten erfüllt werden kann.
Ein neues Arbeitszeit- und Gehaltsmodell dürfte nicht mehr von einer auf Unterrichtsstunden und Stundenwertigkeiten fixierten Lehrverpflichtung ausgehen, sondern es müßte ermöglichen, daß der von den LehrerInnen zu erteilende Unterricht flexibel an den einzelnen Schulen entsprechend den vorhandenen Personalressourcen und den zu erfüllenden Aufgaben festgelegt