Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 142. Sitzung / 132

Unterrichtsdebatte führen dürfen, wofür wir dankbar sind. Wir halten auch den Antrag für dringlich, wenngleich wir, was seinen Inhalt betrifft, nicht voll mitgehen können.

Frau Bundesministerin! Sie machen Schlagzeilen, die bedauerlicherweise nicht sehr positiv sind. Als ich Sie vor zwei Jahren und vor einem Jahr davor gewarnt habe, daß die Spar- und Belastungspakete ihre Auswirkungen in erster Linie auf die Schulsportveranstaltungen haben werden, haben Sie mich einen Schwarzseher genannt und als jemanden bezeichnet, der ausschließlich mit Skepsis und nicht mit realem Blick den Dingen entgegensieht. Sie haben mir auch Statistiken gezeigt, wonach die Zahl der Schulsportveranstaltungen im Steigen begriffen sei. Das Gegenteil ist der Fall, die Schlagzeilen der letzten Tage beweisen es, wobei hinzuzufügen ist, daß Kollege Schweitzer recht hat, wenn er sagt, daß der Sport für Forderungen im Schulbereich instrumentalisiert wird, die viel breiter angelegt sind, für Forderungen nach Bezahlung nicht geleisteter Tätigkeiten.

Sie haben ja Erfahrungen in Ihrem Bereich. Was hat uns diese Bezahlung von nicht erbrachten Tätigkeiten etwa vor einem Jahr bei der Politikerbezugsdebatte gebracht, das berühmte Wort des "Höchtelns", das hier durch den Saal und auch durch die Medien gegeistert ist, was hat das an Imageverlust gebracht? Und ich sehe den niedrigen Image-Level der Lehrer auch damit im Zusammenhang stehend. Es werden nicht definierte Tätigkeiten in einem Bereich entgeltlich belohnt, die nicht erbracht werden, und das tut nicht gut. Insofern hat Herr Öllinger in seinem Antrag eine Definition der Leistungen vorgenommen, die uns gefällt. Wir hätten bei diesem Antrag mitgehen können, hätten Sie es nicht mit dem Schlußteil Ihres Antrages geradezu wieder ermöglicht, daß nicht geleistete Tätigkeiten bezahlt würden. Wir hätten also in der Tat diesem Ihrem Antrag zustimmen können. So aber nehmen Sie uns die Möglichkeit dazu.

Thema Werteinheiten. Frau Bundesminister! Es wird gefordert, daß hier eine Objektivierung stattfindet. Es ist nachgewiesen, daß Ihnen jeder Schüler immer weniger wert ist. Hier ist das mit Zahlen belegt. In der Steiermark können wir diesbezüglich ein Lied davon singen. Ich frage mich nur: Warum ist diese Lösung mit den Werteinheiten nicht objektivierbar? Warum müssen hier die politisch besetzten Landesschulräte mitsprechen? Warum müssen sie in diese Verteilungsmechanismen mit ihren politischen Fingern hineintappen?

Wir müßten doch endlich so weit sein, daß die Schulverwaltung zurückgenommen wird, wenn wir die Autonomie in den Schulen ausbauen. Das ist unsere Forderung. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Das ist unsere Forderung: die Schulverwaltung zurücknehmen, entpolitisieren und entbürokratisieren. Was macht das Heer von Fachinspektoren in unseren Landesschulräten? Nichts, sie sind kompetenzlos – die Besetzung erfolgte einzig und allein aus politisch motivierten Gründen.

Wenn Sie die Schulautonomie ernst nehmen, dann schaffen Sie ein neutrales, objektiviertes Zuordnungssystem bezüglich der Werteinheiten, und nehmen Sie die Schulverwaltung und insbesondere die Landesschulinspektoren zurück!

Die Liberalen haben hier eingewendet, sie seien dagegen, daß die Schüler protestieren, daß sie für ihre Schulsportveranstaltungen Proteste veranstalten. (Zwischenruf der Abg. Schaffenrath.) Frau Schaffenrath, so habe ich es zumindest verstanden. (Abg. Schaffenrath: Ich habe gesagt, sie haben falsche Informationen!) Ich wollte Ihnen entgegenhalten, daß Sie es mit Ihrer Schülergewerkschaft waren, die als erste das Streikrecht für die lieben Schüler gefordert hat. Aber okay, wenn sie schlecht informiert sind, dann geht dieser Vorwurf ja auch in die Richtung, die wohl gemeint ist.

Frau Bundesminister! Zum Abschluß möchte ich noch einen Brief eines Lehrers auszugsweise zitieren: Den Lehrern ist es zuwenig, wenn Sie sie einen Tag im Jahr loben und mit einem Plakat ihrer gedenken, wenn sie 364 Tage im Jahr von Ihnen vergessen werden. Es ist die Demotivation in unseren Schulen unter den Lehrern noch nie so groß gewesen wie derzeit. Das läßt sich auch trotz dieser 95-Prozent-Schätzung – wo immer diese Zahl herkommt – nicht leugnen.

Lassen Sie diesen schwierigsten, diesen tatsächlich schwierigsten Beruf dorthin wachsen, wo er hingehört. Er wurde lange genug, auch durch Ihre Mithilfe, in eine Position gerückt, wo die


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite