Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 142. Sitzung / 189

Diese Vorschläge wären es wert, darüber zu diskutieren. Wir sind bereit, mit allen Parteien darüber zu diskutieren. Aber irgend etwas sollten sie mit dem Zweck von Karenz schon noch zu tun haben. (Ruf bei der ÖVP: Kein Applaus! – Beifall bei den Grünen.)

20.51

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Der zuvor verlesene Abänderungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, entsprechend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Madl. 5 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte, Frau Abgeordnete.

20.51

Abgeordnete Elfriede Madl (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Hohes Haus! Herr Kollege Öllinger, es ist schön, wenn man auf die Wurzel einer Sprache kommt und dann herausfindet, daß "Karenz" "sich enthalten" heißt.

Herr Kollege Öllinger! Da muß man aber den Frauen und den Familien die Möglichkeit geben – auch die finanzielle Möglichkeit –, sich zu enthalten. Das ist unter dieser Bundesregierung leider Gottes in den letzten Jahren nicht passiert. Denn die Frauen und die Familien haben teilweise überhaupt keine Möglichkeit, sich total zu karenzieren, weil sie einfach ein bißchen Geld neben dem geringen Karenzgeld brauchen, damit die Familie überhaupt überleben kann. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Öllinger: Einverstanden!)

Zu Ihrem Veto gegen meinen Antrag muß ich folgendes sagen. Wenn der Dienstgeber anruft und sagt: Jetzt ist eine Urlaubsvertretung zu machen, kommen Sie; wenn Sie nicht kommen, dann werden Sie Ihren Job verlieren!, ist das absoluter Unsinn, Herr Kollege! (Abg. Öllinger: Nein!) Denn Urlaube sind in jeder Firma schon sehr lange vorprogrammiert. Da kann man ja wohl anfragen – wenn es erlaubt ist –, ob die Vertretung machbar ist oder nicht. Man kann sich drei oder vier Monate vorher einteilen, ob man in der besagten Zeit, in diesen drei Wochen – meistens ist es ja nicht mehr – eine Vertretung für sein Kind hat.

Herr Kollege! Was ist denn mit jenen Frauen, die überhaupt nicht in Karenz gehen können, sondern die gleich nach dem Mutterschutz wieder ihre Berufstätigkeit aufnehmen? (Abg. Aumayr: Gewerbetreibende!) – Diese müssen das – wie zum Beispiel auch Gewerbetreibende, Selbständige, Freischaffende – auch irgendwie unter einen Hut bekommen. Diese haben Sie ja gar nicht angesprochen. (Abg. Öllinger: Da rennen Sie bei mir offene Türen ein!)

Mein Antrag geht dahin, daß einer Frau der Wiedereinstieg möglichst leichtgemacht wird und daß sie in den eineinhalb Jahren ihrer Karenz die Verbindung zu ihrem Betrieb nicht verliert, damit sie die Chance hat, wieder nahtlos einsteigen zu können, wenn sie möchte. Das ist ja kein Zwang. (Abg. Öllinger: Nahtlos?) – Na selbstverständlich, Herr Kollege! Stellen Sie sich vor, Sie sind eineinhalb Jahre aus Ihrem Beruf draußen. Wissen Sie, wie lange es dauert und wie schwierig es auch für die Frau selbst ist, wieder in den Arbeitsprozeß einzusteigen, und zwar so, daß sie für die Firma produktiv ist? – Das ist ganz klar.

Aber es geschehen ja noch Zeichen und Wunder. Selbstverständlich sind es Wunder nur für mich, für andere aber sind es Peinlichkeiten. Das ist so, wenn heute eine Rede wie jene von Kollegin Steibl gehalten wird, die vor drei oder vier Tagen aufgesetzt wurde und heute nicht mehr aktuell ist, was meinen Antrag betrifft. Frau Kollegin Steibl hat wahrscheinlich übersehen, daß Herr Minister Bartenstein meinen Antrag in den "Oberösterreichischen Nachrichten" vollinhaltlich übernommen hat. Denn am ... (Abg. Steibl: Wer weiß, was die Zeitungen schreiben!) – Aha, wer weiß, was die Zeitungen schreiben!

Aber ich befinde mich wirklich in ausgezeichneter Gesellschaft. Denn nicht nur Herr Minister Bartenstein, sondern auch – lese ich da – ÖAAB-Obmann Werner Fasslabend – auch ein Parteikollege von Ihnen, wenn ich mich nicht täusche – und sogar Parteichef Wolfgang Schüssel sind von dieser Idee begeistert. Und wie nennt er es? – Wenn ich den Artikel kurz zitieren darf:


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite