Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 145. Sitzung / 77

tung, und das kann auch mittels Steuersenkungen in beträchtlichem Ausmaß nicht kompensiert werden. Das müßten schon riesige Steuersenkungen sein.

Das ist aber nur eine Anmerkung. Insofern teile ich auch die Schlußfolgerung von Herrn Kollegen Heindl: Ich erhoffe mir, auch wenn ich das nicht allzu optimistisch sehe, daß durch die Einführung des Euro eine bedeutende Verbesserung der Planbarkeit auch für den Tourismus erreicht wird. Ich hoffe, daß damit zumindest für große Einzugsregionen unseres Tourismus annähernd eine Planbarkeit und eine Vergleichbarkeit auf absehbare Zeit hergestellt werden, was es für den Tourismus wesentlich leichter machen würde. – Das ist der eine Punkt, den ich erwähnen wollte: Sozialkosten und Steuerbelastung versus Währungsrelationen. Das ist eine Anmerkung dessen, was mir als Laie in diesem Metier aufgefallen ist.

Meine zweite Anmerkung betrifft den Bereich Tourismuswerbung. Es ist immer wieder – und in den letzten Jahren immer deutlicher – erkennbar, daß die Konzeption der Tourismuswerbung, die bei uns in Österreich in einer sehr kleinkarierten Form stattfindet, wahrscheinlich nicht ausreichen wird, um uns tatsächlich mit dem nötigen Gewicht in anderen Ländern bemerkbar zu machen. Wenn das Gasteiner Tal für sich wirbt, aber Dorf Gastein, Bad Gastein, Hofgastein und auch Sport Gastein jeweils eigene Prospekte machen, dann werden, so würde ich meinen, viele Gelder falsch eingesetzt. Es gibt genügend Erkenntnisse, doch die Schlußfolgerungen daraus werden nicht gezogen, nämlich daß man in dieser Form für den österreichischen Tourismus nicht weiter werben kann, sondern daß auf diese Art Ressourcen verschleudert werden. – Das war der zweite Punkt.

Dritter Punkt: Belastung der im Tourismus Tätigen. Das betrifft sowohl die selbständig Tätigen als auch die Unselbständigen. Darüber wird auch nicht gesprochen, nämlich über die Kehrseite von dem, was wir an Gastfreundlichkeit oder Verhältnis zum Gast immer wieder erleben. Das steht nicht nur in den Spalten des "Standard", der sich sehr verdienstvoll über mehrere Monate hinweg dieses Problems angenommen hat, oder in den "Kopfstücken" des "Kurier", in dem die Beispiele deutlich angeführt werden, wie in bestimmten Bereichen des Tourismus der Umgang mit dem Gast nach wie vor ist. Das ist entsetzlich und furchtbar.

Jeder und jede hier im Haus hat wahrscheinlich auch schon seine/ihre Erfahrungen mit dieser Form der "Gastfreundlichkeit" gemacht. Aber ich behaupte, daß das nur die Kehrseite dessen ist, was auf der anderen Seite die im Tourismus Tätigen – egal, ob selbständig oder unselbständig – an Belastungen auszuhalten haben. Auch daran müßte gearbeitet werden. Jedes Konzept, das an die Mitarbeiter mit dem Motto appelliert: "Verhaltet euch freundlicher, seid netter zu den Gästen!" wird an den Realitäten, an den Zwängen scheitern, denen die Leute, die im Gastgewerbe – der Handel wäre übrigens ein vergleichbarer Bereich – tätig sind, ausgesetzt sind. – Das nur als Anmerkung.

Vierter Punkt, Herr Kollege Peter hat schon darauf hingewiesen: die Grenzkontrollen, Schengen. Die Grenzkontrollen, denen bestimmte Gäste, die in dieses Land kommen, ausgesetzt sind, sind nicht gerade ein Beispiel dafür, daß wir geneigt sind, alle unsere ausländischen Gäste gleichermaßen gastfreundlich hier zu empfangen. Auf der einen Seite werden große Mauern errichtet, auf der anderen Seite gibt es eine relativ große Freizügigkeit. Wie erklären Sie das den Gästen? – Wie erklären Sie den Gästen, die Sie in unser Land bringen wollen, daß auf der einen Seite stundenlange Wartezeiten an den Grenzen in Kauf zu nehmen sind, während sich auf der anderen Seite die Gäste aus den EU-Ländern frei bewegen können?

Der fünfte und letzte Punkt – ich will nur darauf hinweisen – knüpft wieder an den ersten Punkt an. Einiges von dem, was wir uns gemeinsam im Tourismus erwarten, könnte auch durch eine Veränderung im Steuer- und Abgabensystem, etwa durch eine Ökologisierung des Steuersystems, welche die Arbeitskosten entlastet, erreicht werden. Es könnte aber auch im Bereich der Sozialversicherungsabgaben erreicht werden, und zwar in diesem Fall viel deutlicher als in anderen Bereichen, nämlich durch wertschöpfungsbezogene Ansätze bei den Sozialversicherungsbeiträgen. An diesem Beispiel, an der Ökosteuer und auch an der Wertschöpfungsabgabe, wäre dies zu demonstrieren. Wenn man nur den Reformwillen hätte, wäre einiges zu machen. Aber an dem fehlt und gebricht es.


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