Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 149. Sitzung / 188

damit geht abwechselnd heute der eine, morgen ein anderer und übermorgen der nächste inskribieren. – So rächt sich ein kleiner Hörer für solche Unsinnigkeiten! Denn das ergibt ja keinen Sinn, weil diese Studenten ohnedies nach Hause fahren. Und es gibt auch in Slowenien, in Ungarn, in der Slowakei oder in Tschechien eine Unterhaltspflicht der Eltern, und die Eltern sind dort nicht schlechter als hier: Sie sorgen für den Unterhalt ihrer Söhne oder Töchter, die bei uns studieren.

Vor allem betreffend die Nachbarländer, die potentiellen neuen EU-Länder, müßte man in diesem Zusammenhang großzügig und vernünftig sein, auch im Interesse der Qualität an unseren Hochschulen. Denn wir brauchen neue Wissenschaftler und diesen neuen Geist der Öffnung. Und "Öffnung" soll nicht nur für mich, sondern auch für andere gelten! (Beifall beim Liberalen Forum.)

Noch ein paar Worte zum Vertrag zwischen Österreich und Slowenien: Ich begrüße ihn, aber auch dieser ist nur ein Rahmenvertrag. Wenn damit dazu beigetragen wird, den an sich bereits funktionierenden Austausch noch besser zu gestalten, dann sage ich ja zu diesem Abkommen. Es hilft den Bürokraten in Slowenien und in Österreich, ein bißchen leichter zu kooperieren. Man muß aber festhalten, daß die einzelnen Bildungsinstitutionen dieses Abkommen nicht direkt gebraucht haben, denn sie kooperieren ohnedies gut, vor allem die Slawisten in Wien und Graz kooperieren sehr gut, und es gibt ausgezeichnete technische Gutachten zum Beispiel vom Institut Jo˛ef Stefan der Universität Ljubljana, auch für österreichische Firmen.

Herr Forschungsminister! Wir sind im Begriffe, eine sehr vernünftige Lösung für eine andere Sache zu finden, die ich Ihnen ansonsten jetzt vorgetragen hätte. Erlauben Sie mir dazu – nämlich zur Frage der Tätigkeit der Historikerkommission – nur einen Satz. Meine Damen und Herren! Ich hoffe, es wird mir morgen gelingen, einen guten Antrag zu stellen, und ich hoffe auch auf Ihr Einvernehmen, womit ich alle Fraktionen meine. Es geht darum, daß die Historikerkommission befürchtet, daß ihr Archivalien abhanden kommen. Lesen Sie den "Kurier" von heute! Ich könnte Ihnen dazu noch einige Unterlagen vermitteln, aber ich will jetzt nicht unfair sein, weil Sie nur ein Teil der Bundesregierung sind. Wir werden morgen aber an die gesamte Bundesregierung – ich hoffe, mit Kraft des ganzen Hauses – einen Appell richten, daß verhindert wird, daß Akten noch heute beziehungsweise in diesen Stunden und in den nächsten Tagen vernichtet werden, die wir benötigen, um unsere Historie aufzuarbeiten. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Meine Damen und Herren! Es ist sehr notwendig, daß der Appell erfolgt, die Bundesregierung möge Vorsorge treffen, daß alle Archive, die kirchlichen Archive, die Landesarchive und die Privatarchive, zugänglich sind, und Möglichkeiten schaffen, daß man vor allem dort, wo auch öffentliches Geld für die Archivierung aufgewendet wurde, an die Unterlagen herankommt.

Es ist vielleicht auf den ersten Blick eine eher harmlose Angelegenheit. Wenn ich aber an die Skartierung von alten Unterlagen in der Schweiz denke, dann habe ich als gelernter Österreicher und ausübender Kärntner doch eine gewisse Furcht, daß einiges unter dem Titel "Altmaterial" irgendwohin verschwinden könnte. – Helfen Sie mir dabei, das Material zu retten, für uns, für unsere Nachfahren, aber ganz konkret auch für die Historikerkommission! – Danke. (Beifall beim Liberalen Forum.)

20.36

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Rada. 4 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte, Herr Abgeordneter.

20.36

Abgeordneter Dr. Robert Rada (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Sehr geschätzte Damen und Herren! Auch ich möchte mich mit dem Studienförderungsgesetz beschäftigen, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, daß es ein gutes Gesetz zum Wohle der Studenten geworden ist. Wenn von manchen Vorrednern negativ polemisiert und die getroffenen Regelungen als Reparaturmaßnahmen dargestellt wurden, dann möchte ich sagen: Mir ist es immer noch lieber, es werden Reparaturmaßnahmen getroffen, als es gibt überhaupt keine Reparatur!


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