Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 154. Sitzung / 29

durch Fehlverhalten in unserer Gesellschaft erzeugt wurde, indem nämlich den Kindern die Zuwendung der Mutter genommen wurde. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Jeder Kinderfacharzt, jeder Psychologe wird Ihnen sagen – lesen Sie das doch etwa bei Professor Heitger nach! –, daß die wichtigste Entwicklungsphase für ein Kind jene vom ersten bis zum sechsten Lebensjahr ist und daß die Prägung deshalb so wichtig ist in dieser Phase, weil das Kind eine besondere Zuordnung auch zur Mutter hat. – Der Vater soll und hat seine Verantwortung zu übernehmen, aber die Zuwendung der Mutter zum Kind ist in diesen Lebensjahren ganz entscheidend. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Daher haben wir Freiheitlichen gesagt: Wir sind für die Einführung eines sogenannten Kinderbetreuungsgeldes, sodaß die Frau und Mutter bis zum sechsten Lebensjahr des Kindes die Möglichkeit hat, frei zu entscheiden, in welchem Umfang sie beruflichen Verpflichtungen nachgehen, in welchem Umfang sie zu Hause beim Kind bleiben will, ob sie überhaupt zu Hause bleibt und sich ihrem Kind beziehungsweise ihren Kindern widmet. Die Frau soll also die Möglichkeit haben, mit einem Betrag von 5 700 S im Monat, und zwar bis zum sechsten Lebensjahr des Kindes, ihre persönliche Entscheidung frei zu treffen. – Das ist für uns Familienpolitik, wonach auch den Kindern das zuteil wird, was die Kinder von einer humanen Gesellschaft erwarten dürfen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ich habe Frauen – Sie wissen, wir diskutieren die Frage Kinderbetreuungsscheck auch aus Anlaß der Kärntner Landtagswahlen – einen Brief geschrieben, und mir hat darauf eine Frau folgendes geantwortet – ich zitiere jetzt aus einem Brief, der heute bei mir eingelangt ist –:

"Ich habe mich über Ihr Schreiben betreffend des Kinderschecks", schreibt sie, "sehr gefreut. Ich bin eine junge Mutter von 20 Jahren und gehöre auch zu jenen Frauen, die keinerlei Unterstützung vom Sozialstaat Österreich erhalten. Ich war gerade im letzten Jahr meiner Ausbildung an der Handelsschule, als ich ungeplant schwanger wurde. Für mich stand sofort fest, das Kind zu behalten. Ich beendete im Juni dieses Jahres die Handelsschule mit ausgezeichnetem Erfolg. Im September kam meine Tochter Melanie zur Welt. Ich kümmerte mich sofort um diverse Anträge, Familienzuschuß und so weiter. Dann traf es mich wie ein Schlag: Weder das eine noch das andere wurde mir bewilligt. Hätte ich vorher gewußt, wie schlecht es mir aufgrund meiner Beendigung der Schule gehen würde, dann hätte ich mit Sicherheit sie abgebrochen und wäre arbeiten gegangen. Seitdem muß ich jeden Schilling zweimal umdrehen und bin gezwungen, so rasch wie möglich eine Arbeit zu finden, meine Tochter einer Tagesmutter anzuvertrauen und somit auch ihre Erziehung. So hatte ich mir das nie vorgestellt!" – Zitatende.

Im Hinblick auf solche Schilderungen sage ich: Das sollte man einmal zur Kenntnis nehmen! Ich bin schon mit dem Herrn Minister einer Meinung, daß wir hier etwas tun müssen, aber ich glaube, daß unser freiheitlicher Vorschlag mit dem Familienscheck der vernünftigere ist – und dies umso mehr, Herr Minister, als Ihre eigene Partei in Kärnten jetzt unter dem Titel "Unsere Familie – unsere Zukunft. Die Kärntner Volkspartei" einen Vorschlag ...

Präsident Dr. Heinz Fischer: Bitte um den Schlußsatz!

Abgeordneter Dr. Jörg Haider (fortsetzend): – ich bin schon dabei –, ... den Sie an uns kritisieren, selbst als Forderung aufstellt. Die ÖVP in Kärnten sagt, wir fordern ein Kinderbetreuungsgeld: Für jedes Kind bis zum sechsten Lebensjahr soll es monatlich 5 700 S unabhängig von der Verwendung und unabhängig vom Einkommen der Eltern geben. Ich gratuliere, unsere Idee setzt sich durch! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

10.42

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Klara Motter. – Bitte, Frau Abgeordnete. (Rufe und Gegenrufe zwischen ÖVP und Freiheitlichen.)

10.42

Abgeordnete Klara Motter (Liberales Forum): Herr Präsident! Frau Ministerin! Herr Minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte auf die Ausführungen meines Vorredners


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