Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 154. Sitzung / 33

Möglichkeiten sehr wohl, und dort sieht man auch ganz eindeutig, daß das Leben in den Familien besser, daß das Miteinander besser geworden ist, daß die Geburtenraten höher sind – wenn das auch ein Kriterium sein soll –, und vieles andere mehr. Und das sind die Herausforderungen, vor denen wir stehen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich gestehe durchaus zu, daß bei der derzeit geltenden Karenzgeldregelung Veränderungen notwendig sind, denn sie ist viel zu starr. Die Eltern müssen die Möglichkeit haben, sich auch während der Karenzzeit noch einmal neu zu entscheiden, neu zu überdenken, ob nicht vielleicht doch einmal eine bestimmte Zeit der Mann beim Kind zu Hause bleibt oder ob man umsteigen soll auf Teilzeitkarenz und so weiter.

Ich brauche auch nichts mehr dazu zu sagen, was es heißt, auf Einkommen zu verzichten, Einkommen zu verlieren, wenn Kinder da sind, denn das hat Frau Abgeordnete Mertel sehr deutlich ausgeführt.

Meine Damen und Herren! Ich bin jederzeit bereit, über Familienleistungen zu diskutieren, aber: Familienleistungen sind die eine Sache – Karenzgeld ist eine andere. (Beifall bei der SPÖ.)

Heute lastet alles auf den Schultern der Frauen. Zugleich wird immer wieder unterschieden – und das wird auch mir unterstellt – zwischen "Hausfrauen" und "Berufstätigen". Ich unterscheide nicht so! Ich selbst habe ein Leben geführt, in dem ich alle Phasen durchgemacht habe: Ich war Alleinerzieherin, ich war verheiratet und zu Hause bei einem Kind, und ich habe bei einem weiteren Kind sofort wieder die Arbeit aufgenommen. Ich weiß also, wovon ich rede. (Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.) Ich war auch sechs Jahre lang Hausfrau. (Abg. Rauch-Kallat: Haben Sie zu der Zeit auch gearbeitet?) Ich habe natürlich gearbeitet, und Sie werden es nicht glauben, Frau Abgeordnete Rauch-Kallat, ich habe Hausarbeit und Kinderziehung auch während meiner Berufstätigkeit gemacht. Stellen Sie sich das vor! Allerdings zu einer anderen Uhrzeit. So sieht es unter diesen Bedingungen nämlich aus! (Beifall bei der SPÖ.)

Des Rätsels Lösung ist nach meinem Dafürhalten ganz eindeutig: Wir müssen die Gesellschaft so ausrichten, daß es ein Miteinander gibt, daß es möglich ist, daß Männer und Frauen, daß Väter und Mütter, daß Eltern gemeinsam mit ihren Kindern ein bestmögliches Leben haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Noch ein paar Dinge möchte ich klarstellen, weil mir das ein Herzensanliegen ist. Ich selbst habe zwar schon fast erwachsene Kinder, aber eben doch noch Kinder. All diese Kinder – inklusive meiner – sind besser als ihr Ruf, Herr Abgeordneter Dr. Haider, und ich lasse über die Kinder in Österreich nichts kommen! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Haider: Ich habe nichts gesagt!)

Die Kinder sind in Ordnung, und wir haben alles zu tun, diese Kinder auch zu fördern und zu unterstützen. Es gibt keine Eltern, die bewußt und absichtlich ihre Kinder verwahrlosen lassen oder sich nicht entsprechend um sie kümmern. Wo dies aber passiert, ist es schlimm, und dort muß auch der Staat eingreifen und unterstützende Maßnahmen bieten, vor allen Dingen auch die Eltern unterstützen. Die Unterstellung aber, daß das Kind sozusagen deshalb nicht in Ordnung ist, weil die Frau berufstätig war, lasse ich nicht gelten! Nein, das lasse ich ganz einfach nicht gelten! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Haider: Ich zweifle nicht daran, daß Ihre Kinder in Ordnung sind! Das läßt noch keinen Rückschluß auf Sie zu!)

Meine Damen und Herren! Es ist schon gut diese Diskussion ...

Präsident Dr. Heinz Fischer: Frau Abgeordnete, bitte die Redezeit zu beachten! (Abg. Dr. Khol: Das war ein Freudscher Versprecher! Prammer, zurück auf die Abgeordnetenbank!) Frau Bundesministerin. – Bitte.

Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und Verbraucherschutz Mag. Barbara Prammer (fortsetzend): Mein Schlußsatz: Dieses Thema bedarf mehr als einer Aktuellen Stunde. (Beifall bei der SPÖ.)

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