Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 156. Sitzung / 47

es noch klein ist! Warum wollen Sie denn das ständig kriminalisieren? (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Mertel: Woher nehmen Sie das Geld?)

Sie haben Kinderkrippen nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stellen können, obwohl wir in Österreich bereits 30 Jahre lang Sozialismus haben, und jetzt verbieten Sie den Frauen, 5 700 S zu bekommen (Abg. Dr. Mertel: Woher nehmen Sie die Tausender? Sagen Sie mir, woher Sie die Tausender nehmen!) und damit das Recht zu haben, in den ersten Lebensjahren bei den Kindern zu Hause zu bleiben. (Abg. Dr. Mertel: Woher kommt das Geld?) Nein, Sie verringern auch noch das Karenzgeld und verkürzen die Karenzzeit, damit die Frauen nur ja das Problem haben, zwischen Familie und Beruf eine Unvereinbarkeit feststellen zu müssen.

Sparen Sie sich Ihre Sonntagsreden! Handeln Sie einmal ganz konkret in diesen Bereichen! Ich kann Ihnen garantieren, Sie schaffen dadurch bei der Beschäftigung mehr für die Frauen, und Sie schaffen auch für die Familien einiges mehr. Denn Zeit für die Kinder zu haben, heißt auch, den Müttern die Chance zu geben, bei ihren Kindern bleiben zu dürfen (Abg. Dr. Mertel: Und den Vätern! Und den Vätern!), ohne finanzielle Lasten auf sich nehmen zu müssen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

10.16

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist die Frau Bundesministerin. Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

10.17

Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und Verbraucherschutz Mag. Barbara Prammer: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Ich habe die Diskussion sehr aufmerksam verfolgt, habe ihr sehr aufmerksam gelauscht (Abg. Dr. Khol: Nein, das kann man eigentlich nicht sagen! Es war ständiger "Parteienverkehr" in der Regierungsbank!), und ich habe mich an jene Zeit erinnert, als ich vier Jahre lang mit arbeitslosen Frauen, mit Wiedereinsteigerinnen intensiv gearbeitet habe. Ich habe während dieser vier Jahre unglaublich viele Tränen gesehen. Ich habe Tränen vor allen Dingen bei jenen Frauen gesehen, die mit 35 oder 40 Jahren plötzlich feststellen mußten (Abg. Dr. Haider: Und da kürzt ihr ihnen das Karenzgeld! Bravo! Da kürzen wir das Karenzgeld, wenn die Tränen da sind!), daß die Ehe keine Versicherungsleistung ist und daß auf einmal kein Mann mehr da war, der für sie und für die Kinder gesorgt hätte. (Abg. Dr. Haider: Wenn Sie die Tränen betrachten, dann hilft das nicht viel!) Sie sind aus einem Netz herausgeworfen worden und haben sich oft nicht mehr zurechtgefunden. (Abg. Dr. Haider: Tun Sie etwas!)

Diese Frauen haben deshalb so unglaublich viel Leid erfahren, weil sie nicht rechtzeitig gemerkt haben (Abg. Dr. Haider: Tun Sie etwas, Frau Minister! Sie sind zuständig!), daß es wichtig gewesen wäre, nicht die ganze Erfahrung, die ganze Qualifikation ihres eigenen Berufes zu verlieren und wieder bei der Stunde Null anfangen zu müssen. Diese Frauen haben oft bereut, so lange zu Hause geblieben zu sein. Aus diesem Grund müssen wir gerade all den jungen Frauen, die das ja noch von ihren eigenen Müttern kennen und an ihnen miterlebt haben (Abg. Scheibner: Was Sie da daherreden!), die Möglichkeit geben, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Die wissen, wovon sie reden! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Petrovic: Wann kommt das? Wann?)

Lassen Sie mich nur noch zwei Dinge ansprechen. Erstens: Es kann und wird kein Familienpaket ohne dementsprechende Regelungen für Alleinerzieherinnen geben. Das sind wir den Alleinerzieherinnen schuldig (Beifall bei der SPÖ), vor allen Dingen auch den Kindern der Alleinerzieherinnen. Aus diesem Grund brauchen wir alle diese Maßnahmen, die ja ohnedies schon so oft erwähnt wurden. (Abg. Dr. Petrovic: Wann?) – Ich hoffe, sehr bald.

Zweitens: Wenn von Senkung der Arbeitskosten die Rede ist, auch im Zusammenhang mit einem möglichen Karenzgeld für alle, möchte ich eine Klarstellung machen: Sollte jemals ein Schilling, 1 Milliarde oder mehrere Milliarden Schilling aus der Arbeitslosenversicherung – Anführungszeichen – "übrigbleiben", dann ist jeder Schilling, erst recht jede Milliarde, für Qualifizierungsmaßnahmen und Wiedereinstiegsmaßnahmen für Frauen zur Verfügung zu stellen (Beifall bei der SPÖ), um das wiedergutzumachen, was man den Frauen bis dato von seiten der


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