Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 156. Sitzung / 202

bleiben gleichzeitig die Interessen des Konsumentenschutzes dabei auf der Strecke. Vom Tierschutz rede ich in diesem Zusammenhang ja schon gar nicht mehr. Es gibt sie nach wie vor, die Langstreckentransporte; 8 Prozent beträgt jetzt wieder die Steigerung der Subventionen zum Schaden der Bäuerinnen und Bauern, der KonsumentInnen und der Tiere.

Sie werden damit auf Dauer nicht auf den Märkten bestehen können, sondern es bedarf, wie gesagt, einer flächendeckenden Ökologisierung, um die Vorreiterrolle Österreichs und auch das gute Image bewußt als Vermarktungsfaktor einzusetzen. Das ist der Weg, den wir für den einzig gangbaren und einzig richtigen halten.

In diesem Sinn empfehlen wir Ihnen auch – nein: fordern und verlangen wir von Ihnen –, daß Sie sich als europäischer Agrarminister in die WTO-Verhandlungen einbringen und daß man das dauernde Mitspielen der europäischen Agrarproduktion auf den Weltmärkten als einen Fehlweg, einen Irrweg aufgibt. So wird es nicht gehen, und das wird vom Faktor der Energie her, aber auch vom Faktor der Bodennutzung her ein Konzept sein, das zum Scheitern verurteilt ist.

Wenn ich mir die sektorale Aufteilung der Produktion insgesamt ansehe, dann muß ich sagen: Ich denke, es wird in Zukunft nicht aufrechtzuerhalten sein, daß zwei Drittel der agrarischen Produktion tierische Nahrungsmittel – im weitesten Sinn – betreffen und nur ein Drittel pflanzliche Alternativen. Ich habe unlängst von Ihrer Klausurtagung vernommen, daß Sie der Landwirtschaft künftig neue Einkommens- und Marktchancen etwa im Bereich der Energieerzeugung erschließen wollen. Das würde aber auch eine Änderung der sektoralen Produktion voraussetzen. Da Sie nicht von allen bäuerlichen Betrieben erwarten können, Forscher und Forscherinnen, Pioniere und Pionierinnen in eigener Sache zu sein, braucht das meiner Ansicht nach intensive Beratung und Unterstützung.

Ich denke, diese Umorientierung muß stattfinden, und nicht zuletzt – Frau Kollegin Aumayr hat das in einem Antrag formuliert, dem wir zustimmen werden – gehen auch die Empfehlungen der Europäischen Kommission in diese Richtung. Insbesondere was den Bereich der Biomasse und der Energieerzeugung betrifft, müssen aber auch die von der österreichischen Bundesregierung zu schaffenden Rahmenbedingungen stimmen, von der Organisation der energieanbietenden Unternehmungen bis hin zu den Einspeisungstarifen. Die entsprechenden Empfehlungen sind eindeutig.

Auch in dieser Hinsicht vermisse ich eine klare ökologische Ausrichtung der Landwirtschaft. Die Konsumentinnen und Konsumenten sind dazu bereit. Das Ansehen der österreichischen Landwirtschaft ist Gott sei Dank sehr, sehr hoch. Ich denke, es wäre hoch an der Zeit, daß Sie diese Bereitschaft und dieses Bewußtsein auch in einer klaren und eindeutigen Ausrichtung nutzen, statt dieses verwässerte Doppelspiel – da ein bißchen Weltmarktkonditionen, dort eine erfreulicherweise größer werdende Öko-Nische – weiterzubetreiben.

Stellen Sie sich klar und eindeutig auf die eine Seite! Verhandeln Sie in diesem Sinn auf der europäischen Ebene – auch zugunsten der Einkommenssicherung für die österreichische Landwirtschaft – und bringen Sie diese Position weltweit in die WTO-Verhandlungen ein! Das Hin und Her ist meiner Meinung nach für die österreichische Agrarpolitik auf Dauer schädlich, ja verheerend. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

21.23

Präsident Dr. Heinz Fischer: Der Entschließungsantrag, den Frau Abgeordnete Petrovic vorgetragen hat, ist ausreichend unterstützt, entspricht den Bestimmungen der Geschäftsordnung und steht damit in Verhandlung.

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Auer. – Bitte.

21.23

Abgeordneter Jakob Auer (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Grüne Bericht ist ein umfangreiches, objektives Nachschlagewerk. Das wurde bereits bemerkt, und dem ist zuzustimmen. Es ist positiv, eine Unterlage zu haben, in der alle Fakten, Daten und Zahlen nachzuvollziehen sind. Dafür ist den Betrieben, welche die Daten


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