Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 156. Sitzung / 211

die EU-Förderungen auf die landwirtschaftlichen Betriebe haben. Diese wurden gewährt, um den Bauern bei der Umstellung auf die geänderten Marktverhältnisse behilflich zu sein. Jedem Bauern stand es frei, zu entscheiden, wie er sein Förderungsgeld verwenden möchte, sei es beispielsweise als Biobauer oder für eine Umstellung auf eine Schweinezucht.

Hatten wir im Jahre 1980 nur 200 biologisch wirtschaftende Betriebe, so ist die Zahl der Biobauern in der Periode von 1994 bis 1997 – das ist die Zeit der Förderungen – auf 19 996 gestiegen. Diese Entwicklung ist durch die Förderungen möglich geworden, es hat aber auch die erfreuliche Entwicklung am Markt, nämlich die steigende Nachfrage des Konsumenten nach Bioprodukten, dazu beigetragen.

Wenn man im Vergleich dazu die Schweinezucht betrachtet, die vor ein paar Jahren auch gute Chancen gehabt hat, so muß man feststellen, daß es nicht vorauszusehen war, daß der gesamte europäische Schweinemarkt durch die Rußlandkrise in eine dermaßen schwierige Lage kommen würde. Um die Krise einigermaßen abzuschwächen, wurden zusätzlich – dies wurde ja schon angeführt – 300 Millionen Schilling an degressiven Beihilfen an die Schweinebauern oder für die Stundung von Kreditrückzahlungen gewährt.

Meine Damen und Herren! Man kann nicht alles auf die Förderungen abwälzen. Ein gewisses Risiko trägt jeder Produzent. Durch die Technik ist unsere Zeit viel schnellebiger geworden. Nehmen wir zum Beispiel Industriearbeiter im Textilbereich: Dort müssen die Beschäftigten sehr flexibel sein. Sie wissen nicht, wie lange sie in einem Betrieb tätig sein können. Bei einem Verlust ihres Arbeitsplatzes geht es in erster Linie um Einkommenseinbußen, und damit sind Existenzängste verbunden. – Frau Abgeordnete Aumayr, Sie haben von einem Verdienst eines Industriearbeiters von 28 000 S gesprochen: Ich kann Ihnen nur raten, einmal in einen Industriebetrieb zu gehen, denn dort bekommt auch der Facharbeiter nur 18 000 S brutto! (Zwischenruf des Abg. Mag. Schweitzer.)

Meine Damen und Herren! Wir alle wissen, daß für die Landwirtschaft sehr viel Geld zur Verfügung steht. Deshalb wollen auch wir Sozialdemokraten, daß dieses viele Geld den in der Landwirtschaft arbeitenden Menschen zugute kommt. (Beifall bei der SPÖ.)

Wie macht man das am besten? – Sicherlich nicht, indem man das Geld nach der Größe der Fläche oder nach der Anzahl des Viehs zur Verfügung stellt. Weitaus besser, aber vor allem gerechter ist es, meine Damen und Herren, diese Gelder nach der Arbeitsintensität zu vergeben. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

22.00

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Koller. – Bitte.

22.00

Abgeordneter Franz Koller (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Der Grüne Bericht 1997, dem die Untersuchung von rund 2 400 Testbetrieben, meist Vollerwerbs- und Paradebetrieben, zugrunde liegt, weist ein düsteres Bild auf. Die Einkünfte je Familienarbeitskraft sanken real um 4 Prozent. Am meisten sanken die Einkommen im südöstlichen Flach- und Hügelland, dort nämlich um 12 Prozent. Laut Professor Schneider ging das Einkommen österreichweit um 8,4 Prozent zurück. – Aufgrund der auseinanderklaffenden Zahlen bestünde hier Handlungsbedarf. Die Auswahl der Testbetriebe wäre zu objektivieren.

Das Jahr 1998 sieht noch düsterer aus. Trotz höherer Produktionen sanken die Einkommen weiter, bedingt durch das Auslaufen der degressiven Ausgleichszahlungen und durch den Zusammenbruch des Schweinepreises.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Anteil der öffentlichen Gelder am Gesamteinkommen betrug Anfang der neunziger Jahre 10 Prozent. Den Großteil ihres Einkommens erwirtschafteten die Bauern damals über den Markt. Mit dem EU-Beitritt wendete sich das Blatt. 1997 betrug der Anteil der öffentlichen Gelder am Agrareinkommen 67 Prozent. Die Tendenz ist steigend, weil die Preiskürzungen bei Agrarprodukten weitergehen.


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