Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 161. Sitzung / 222

Deshalb ist es auch notwendig, daß wir uns mit dem Gleichbehandlungsgesetz weiterhin beschäftigen, daß es einfach noch zu Verbesserungen kommt. Das ist vor allem deshalb notwendig, weil wir in Österreich nicht nur eine sehr niedrige Frauenbeschäftigungsquote haben – und es ist eben nur durch einen Arbeitsplatz möglich, finanziell abgesichert zu sein –, sondern weil Frauen am Arbeitsplatz noch Diskriminierungen erleben, die mitunter so weit gehen – ich denke hier etwa an die sexuelle Belästigung –, daß Frauen eben kündigen, obwohl sie dann oft in existentielle Schwierigkeiten kommen. Das gilt es wirklich zu verhindern!

Ich halte es auch für beschämend, daß Frauen durch sexuelle Belästigung, durch Mobbing von Kollegen und Arbeitgebern in ganz schlimme Situationen gebracht werden. Es scheint mir ganz notwendig zu sein, daß wir das Gleichbehandlungsgesetz durch ein Gesetz ergänzen, wonach es für Frauen während eines Prozesses wegen sexueller Belästigung zu keiner Kündigung kommen kann. Es muß da einen absoluten Kündigungsschutz für Frauen geben, und es müssen auch die beiderseitige Glaubhaftmachung und, so wie zum Beispiel auch in Deutschland, ein subjektives Beschwerderecht für Frauen geschaffen werden, weil sich Frauen meiner Ansicht nach diesbezüglich wirklich noch in einer sehr schwierigen Situation befinden. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Dr. Schmidt.)

Abschließend noch einmal: Ich meine, daß die Gleichbehandlungsanwaltschaft eine sehr wichtige Aufgabe übernommen hat, daß wir auf diesem Gebiet aber zunehmend Verbesserungen und Nachjustierungen schaffen müssen, damit Frauen am Arbeitsmarkt auch tatsächlich dieselben Chancen und Möglichkeiten wie Männer haben. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Dr. Schmidt und Dr. Petrovic.)

0.22

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Brinek. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.

0.23

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Lassen Sie mich auf ein paar Argumente meiner Vorrednerinnen eingehen.

Zum einen: Ich bin einverstanden, daß über Verbesserungen für Frauen geredet werden muß. Dann bitte ich aber auch, dem Herrn Finanzminister ausrichten zu wollen, daß Verbesserungen wahrscheinlich mit Kosten, deren Bedeckung die Steuerzahler aufzubringen haben, verbunden sein werden und daß es daher nicht geht, auf jeden Vorschlag reflexartig mit einem "Njet" zu antworten!

Zweiter Punkt: Ich glaube, daß der zitierte § 100 wirklich auch von seiten der ÖAAB-Frauen als überholungs- beziehungsweise überarbeitungsbedürftig angesehen wird, und ich sehe für eine Reform eigentlich auch keine Komplikationen. Wir müssen sie nur machen!

Manchmal wird man vielleicht auch noch an anderen Stellen fündig – man glaubt es kaum. So ist es mir ergangen, als ich vor kurzem in einem Interview gelesen habe, daß ein Mann gesagt hat – man achte! –: "Jeder normale Mensch braucht spätestens nach vier Wochen eine Frau."

Was heißt das? – "Normale Menschen" sind Männer! – Dabei will ich es bewenden lassen. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Ja, das ist offenbar die dem zugrunde liegende Logik: Frauen sind die Objekte, die normalen Menschen sind die Männer!

Summa summarum – es ist nicht mehr viel zu sagen –: Der Wind weht rauher. Frauen werden auf dem Arbeitsmarkt noch immer nicht als selbstverständlich angesehen. Aus dem Bericht geht hervor, daß die Aggressivität subtiler ausgetragen wird und sich Frauen daher gezwungen sehen, auch subtiler zu antworten. Dahinter stehen Unwissenheit, Ignoranz, Unverschämtheit, Angst, vor allem – und das ist empirisch nachgewiesen – Angst der Männer.

Daher ist Frauenpolitik Männerpolitik. Ich denke, daß es nicht geht, daß man sich auf der einen Seite kluge, ambitionierte Frauen als Partnerinnen wünscht und gleichzeitig an Frauen mit Abhängigkeitsrollen und Zumutungen, die aus dem vorigen Jahrhundert stammen, herangeht.


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