Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 161. Sitzung / 226

mehr als 40 Prozent brauchen Sie noch, um endlich damit ernst zu machen, was Sie seit Jahr und Tag ankündigen? Wann wird die Gewerkschaft endlich dazulernen und einsehen, daß es nicht nur darum geht, für Beamte auf die Straßen zu gehen, sondern daß es sich auch lohnt, etwa für die Kollektivverträge, die die Frauen betreffen, auf die Straße zu gehen und diese – da gibt es ganz besondere Sparten – so auszustatten, daß wir in Österreich nicht davon reden müssen, daß die Armut weiblich ist? Das ist auch eine Aufgabe der Gewerkschaften, die Sie sträflich vernachlässigt haben.

Ich habe keine Lust, ich habe insbesondere als Mann keine Lust, bei Debatten in diesem Hause mitzumachen, in denen wir die Situation schönreden, in denen jedesmal gesagt wird: Frau Ministerin, einen tollen Bericht haben Sie gemacht! – Aber geschehen ist in der Sache nichts. Es ist eine Schande, daß es seit Jahr und Tag keine Bewegung in der Gleichbehandlungsfrage gibt! (Abg. Schwarzenberger: Das zeigt, daß Sie alt werden!)

Das zu ändern, ist Sache dieses Hauses. Es ist insbesondere eine Angelegenheit auch jener Männer, die heute so süffisant lächeln. Statt lächeln wäre nachdenken angebracht. Ich sage Ihnen, in 25 Jahren wird auf jene, die heute noch süffisant lächeln, heruntergeschaut werden, weil man sagen wird: Es tut uns furchtbar leid, aber die haben damals einfach die Zeichen der Zeit nicht erkannt! (Beifall beim Liberalen Forum und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Damit Sie nicht glauben, daß das nur eine Freundlichkeit von mir ist, meine Damen und Herren. Daß ich das so vehement anspreche, liegt daran, daß ich Ihnen klar und deutlich folgendes sagen möchte: Die Liberalen sind der Auffassung, daß, solange die Rolle der Frau in einer Gesellschaft so eng definiert ist, wie es bei uns nach wie vor der Fall ist, vice versa auch die Rolle der Männer definiert wird. Wenn wir da nicht endlich zu mehr Freiraum finden, dann wird diese Gesellschaft auch weiterhin in dieser Frage eine ungerechte bleiben.

Daher hätte ich mir eigentlich erwartet – und ich wäre bereit, das hier nicht nur einzufordern, sondern dann auch zu vertreten –, daß der nächste Gleichbehandlungsbericht nicht um diese Zeit verhandelt wird, zu der jeder schon sagt, wenn noch einer herausgeht: Hört auf, muß da schon wieder einer zu diesem Thema reden?, sondern daß der nächste Gleichbehandlungsbericht wirklich als Punkt 1 auf die Tagesordnung kommt. (Beifall beim Liberalen Forum und bei Abgeordneten der SPÖ sowie der Abg. Dr. Petrovic. – Abg. Dr. Mertel: Sehr richtig!)

Wenn Sie mir jetzt zustimmen, meine Damen und Herren, dann machen wir es doch das nächste Mal zu einer Zeit, zu der auch eine mediale Berichterstattung möglich ist. Ich würde mich freuen, wenn Herr Abgeordneter Kostelka – Herr Abgeordneter Khol ist leider schon weg – wenigstens hier sagen würde: In der Präsidiale werden wir das nächste Mal für den Gleichbehandlungsbericht nicht Tagesordnungspunkt 22 festsetzen, sondern maximal Punkt 2 ist angemessen. (Abg. Schieder: Warum haben Sie diesmal nichts gemacht? Nächstes Mal kann es jeder!)

Herr Abgeordneter Schieder! In diesem Sinne freue ich mich schon darauf, daß wir beide das nächste Mal als Erstredner unserer Fraktionen zum Gleichbehandlungsbericht hier am Pult stehen werden. – Danke schön. (Beifall beim Liberalen Forum sowie bei Abgeordneten der SPÖ und der Grünen.)

0.38

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Es liegt dazu keine Wortmeldung mehr vor. Die Debatte ist geschlossen.

Ein Schlußwort ist von der Frau Berichterstatterin nicht verlangt worden.

Ich bitte, die Plätze einzunehmen, denn wir kommen jetzt zur Abstimmung.

Wir stimmen ab über den Antrag des Ausschusses, den vorliegenden Bericht III-168 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.


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