Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 164. Sitzung / 209

Positiv hervorheben möchte ich an dieser Stelle, daß ich Ihre rasche und entschlossene Vorgangsweise bezüglich der Kunstrestitution sehr schätze. Sehr geehrte Frau Ministerin! Sie haben dadurch einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, das große Unrecht, das so vielen Vertriebenen angetan wurde, ein wenig zu lindern. Ich bedanke mich dafür wirklich aufrichtig bei Ihnen. (Beifall beim Liberalen Forum und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Frau Ministerin! Gestatten Sie mir, kurz auf einzelne Museen einzugehen. Es stellt ein großes Versäumnis dar, daß das Technische Museum sieben Jahre lang geschlossen gewesen ist und erst im Mai wiedereröffnet wird. Ich erinnere Sie daran, daß Sie letztes Jahr den April genannt haben, aber dazu ist es leider nicht gekommen. Die lange Dauer der Schließung ist an dieser Stelle schon oft kritisiert worden, und ich glaube, daß es daher keiner weiteren Ausführungen bedarf.

Ich bedauere es, daß immer noch nicht genügend Budgetmittel zur Verfügung stehen, damit nicht nur der Tageslichtspeicher der Albertina endlich gebaut, sondern auch das Palais renoviert werden kann. Ich halte dies für ein großes Versäumnis. Deshalb möchte ich heute gerne von Ihnen wissen, wann endlich genügend finanzielle Mittel vorhanden sein werden, das Palais der Albertina zu renovieren.

Die Existenz eines weiteren Museums – eines kleinen, aber meiner Ansicht nach umso wichtigeren, nämlich des Anatomisch-Pathologischen Museums – steht weiterhin auf dem Spiel. Der Zustand dieses Museums ist erbärmlich. Es stellt sich die Frage, warum ein weltweit einzigartiges Museum, das zirka 50 000 Makropräparate beherbergt, so dahinsterben muß. Auch der Personalstand dieses Hauses liegt am äußersten Limit. Fünf Angestellte teilen sich vier Dienstposten. Die seit 1993 tätige provisorische Leiterin hat nur einen halben A-Posten und muß daneben eine Arztpraxis führen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Zur Leiterin ist sie bis heute nicht ernannt worden, da kein Leiterposten im Stellenplan vorgesehen ist – und das für ein eigenständiges Bundesmuseum!

Führungen in diesem Haus wären ohne die unterstützende Wirkung des Vereins der Freunde des Anatomisch-Pathologischen Museums überhaupt nicht möglich, meine Damen und Herren. Die Öffnungszeiten mußten auf zwei Tage in der Woche reduziert werden, weil zuwenig Personal vorhanden ist. Veranstaltungen an Wochenenden können nicht abgehalten werden, weil keine Zufahrtsmöglichkeit besteht.

Zum Gebäude sei folgendes vermerkt. Der Narrenturm des alten AKH wurde in die Denkmalstufe 8 eingereiht und ist daher höchst erhaltungswürdig. Aber anstatt zu renovieren, läßt man ihn verfallen. (Beifall beim Liberalen Forum sowie demonstrativer Beifall bei den Freiheitlichen.) Fenster werden eher zugenagelt als erneuert, und so weiter. Ich könnte noch viele Beispiele dazu vorbringen. (Ruf bei den Freiheitlichen: Die Frau Minister wird sicher antworten!) Diese Schilderung ließe sich beliebig weiterführen, Frau Ministerin. Ich glaube aber, daß das Gesagte bereits ausreicht, um zu veranschaulichen, in welchem Zustand – sowohl personell als auch gebäudetechnisch – sich dieses Museum befindet. Ich kann Ihnen, Frau Ministerin, nur raten, sich einmal dieses Museum anzusehen und sich selbst davon zu überzeugen.

Ich möchte dem gleich eine weitere Frage anschließen: Stimmt es, daß es Gespräche zwischen Ihrem Ressort und dem Wissenschaftsministerium gibt, in denen es darum geht, das Anatomisch-Pathologische Museum als Sammlung der Universität in die Universität Wien einzugliedern? Wenn ja, was ist der Stand dieser Überlegungen? – Das würde mich sehr interessieren.

Meine Damen und Herren! Frau Ministerin! Ein weiteres Sorgenkind ist die sogenannte Klimt-Villa in Wien-Hietzing. Wir alle schätzen Klimt. Klimt ist in aller Munde, Klimt wird auf Tassen, Tellern, überall propagiert. Das Grundstück aber sowie das Gebäude befinden sich in Bundesbesitz. Wirtschaftsminister Farnleitner bekräftigt in einer Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage des Liberalen Forums seine Absicht, das Grundstück zu veräußern. Für mich stellt sich dazu die Frage: Ist ihm das Geld, das er vielleicht dafür bekommt, so wichtig, daß er ein Gebäude, das für unsere Zeit wirklich sehr wichtig ist, veräußern will?


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