Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 171. Sitzung / 170

Meine Damen und Herren! Ich glaube, in einer Zeit, die von Krieg, Trauer und Leid geprägt ist, ist es sehr schwer, für Kunst das richtige Verständnis bei den Menschen zu erwecken, obwohl das ganz wichtig wäre, weil uns die Kunst sehr viel geben kann. Das wissen wir, die wir hier herinnen sitzen, weil wir mit Kunst zu tun haben oder zu tun hatten, aber die Menschen wird man nicht so leicht dafür begeistern können, daß Kunst soviel Geld kostet, wie es bedauerlicherweise der Fall ist.

Ich persönlich glaube – und ich glaube, Sie, die Sie hier sitzen, sind auch dieser Meinung –, daß Förderungen selbstverständlich erforderlich und auch nützlich sind. Das frühere Gießkannenprinzip besteht ja jetzt nicht mehr in dieser Form, aber ich meine, gewisse Teile der Förderungen sind doch hinterfragenswert.

Da ich die Lebensläufe der Bundeskuratoren angefordert habe, ist das natürlich auch wieder mein Thema. Darauf werde ich mich konzentrieren, weil man in vier Minuten Redezeit nicht sehr viel unterbringen kann.

Ich muß sagen, es wird sehr schwer sein, den Menschen zu erklären, daß zwei Bundeskuratoren für eine Amtszeit von 30 beziehungsweise 33 Monaten je ein Budget von 30 Millionen Schilling zur Verfügung haben. Wie ich dem Lebenslauf des Bundeskurators Zinggl entnehme, hat er ja nie mit irgendwelchen wirtschaftlichen Angelegenheiten zu tun gehabt. Er hat das Studium für Angewandte Kunst absolviert, hat dann über ein Thema, das mir sehr sonderbar vorkommt, dissertiert – aber bitte vielleicht verstehe ich es nicht –: "Die veränderte Wahrnehmung von Bildern nach deren Seitenverkehrung". Mag sein, daß das etwas Besonderes ist, mir ist es nicht eingängig, aber ich habe es auch nicht gelesen.

Er hat lediglich einmal zwei Jahre lang eine kulturpolitische Zeitschrift geführt. Diese dürfte aber dann "eingegangen" sein, denn ich habe sie weder im Internet noch irgendwo anders gefunden, obwohl sie noch 1995 und 1996 von ihm geleitet wurde.

Also wie gesagt: Möglicherweise waren die künstlerischen Kriterien für die Verwaltung eines derartigen Budgets erfüllt, aber sicherlich nicht die wirtschaftlichen. Und ich glaube, daß es erforderlich ist, 30 Millionen auch richtig einzuteilen und zu verwalten. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Wir sind ja gezwungen, die Sache einmal zu überprüfen und zu schauen, wo die Gelder hingeflossen sind.

Wenn ich mir die Tätigkeit des Herrn Kurators anschaue – das rote Licht leuchtet schon wieder –, dann muß ich schon sagen, es ist mehr als merkwürdig, er bezeichnet sich als Ombudsmann der Künstler, als Kunstmanager für die Kunstvermittlung. Was tut er zum Beispiel? – Ich habe es schon im Kulturausschuß angesprochen: Er interveniert bei der Finanzstadträtin, um zu verhindern, daß Leute, die Graffitis auf irgendwelche Wände schmieren, dafür zur Verantwortung gezogen werden. Aber das geht nicht, daß wir unsere denkmalgeschützten Häuser und öffentlichen Gebäude mit teurem Geld zuerst abwaschen und dann wieder beschmieren lassen! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Das kostet einfach etwas und ist auch von irgend jemandem zu bezahlen, aber sicherlich nicht zu fördern. Außerdem ist es meiner Meinung nach nicht zu fördern, daß vor der Oper eine Plakatwand mit dem jetzt allerdings sehr passenden Titel "Abschiebung ist staatlicher Rassismus" – so, glaube ich, hat es geheißen – aufgestellt wurde. Ich fürchte, das hat mit Kunst nur wenig zu tun.

Vor 14 Tagen habe ich eine Fernsehsendung gesehen, in der Herr Huemer Herrn Zinggl gefragt hat, wieso er denn einen Greißler aus dem 4. Wiener Gemeindebezirk gefördert habe, der seine Waren nicht nur so wie üblich ausgezeichnet, sondern bei einer Ware auch dazugeschrieben hat, wieviel sie kosten würde, wenn man die Produktion und die Endverwertung, also die Endlagerung, mit einbezöge. Das wurde gefördert! (Abg. Zweytick: Das ist aber schon interessant!) Ich muß Ihnen ehrlich sagen, dazu fällt mir nur der Satz von Karl Kraus ein: "Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge einen Schatten."


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