Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 176. Sitzung / 74

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Der Entschließungsantrag, den Frau Abgeordnete Haller soeben verlesen hat, ist ordnungsgemäß überreicht, ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Ich erteile jetzt Frau Abgeordneter Dr. Sonja Moser-Starrach das Wort. Gleichfalls 6 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte, Frau Abgeordnete.

12.54

Abgeordnete Dr. Sonja Moser-Starrach (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die ÖVP stimmt dieser Änderung des Familienlastenausgleichsgesetzes 1967 sehr gerne zu.

Herr Bundesminister! Wir danken Ihnen, und wir danken der dazugehörigen einsatzfreudigen Beamtenschaft. Ich sehe Sie eindeutig in diesem § 40 als den Tempelwächter des Familienlastenausgleichsfonds. Ich habe auch schon mit Frau Kollegin Haller darüber gesprochen, aber sie liest es einfach irgendwo anders. (Abg. Haller: Ihnen fehlt der Überblick! Was sagen Sie zum Vorhaben des Bundesministers Edlinger? Sind Sie damit einverstanden?)

Es steht in aller Deutlichkeit drinnen und ist absolut so zu verstehen, daß diese Gelder ausschließlich den Familien vorbehalten sind. Ich habe in meiner Amtszeit als Bundesministerin schon alles darangesetzt, fremde finanzielle Belastungen wegzubringen. Auch Bundesminister Bartenstein hat alles dazu getan, daß das in diesem Sinne positiv weitergegangen ist. (Abg. Haller: Sie stecken mit der SPÖ immer unter einer Decke!)

Das sogenannte kleine Familienpaket, das im Jänner 1999 in Bad Aussee beschlossen und vereinbart wurde, hat es möglich gemacht: Wir bekommen 30 Millionen Schilling mehr Mittel für Elternbildung, Mediation und Eltern- und Kinderbegleitung. Aus den Ergebnissen der Eltern-Kind-Forschung ist bekannt, daß Elternbildung eines der wichtigsten Instrumente zur Stärkung der Elternkompetenz und der familiären Erziehungsfähigkeiten ist und somit die Basis der Primärprävention gegen verschiedenste Schwierigkeiten in der alltäglichen Eltern-Kind-Situation darstellt.

Die Elternbildung ist auch die Antwort auf zunehmende Individualisierung und den Wertepluralismus in der Gesellschaft. Tradierte Verhaltensweisen erweisen sich immer öfter als nicht mehr hilfreich, um angesichts der Komplexität neuer Familienformen Erziehungsarbeit bestens leisten zu können. Wir wollen die Eigenständigkeit des Kindes akzeptieren und alles dazu tun, daß sich die kindliche Persönlichkeit entfalten und wachsen kann. (Beifall bei der ÖVP.)

Unser Ziel sind selbständige, kompetente Persönlichkeiten.

Ich sehe auch eine unkündbare Elternverantwortung und möchte eine Stärkung dieser Elternkompetenz sowie vor allem, wie schon erwähnt, die Prävention, und zwar besonders bei Beziehungsschwierigkeiten, Entwicklungsstörungen bis hin zu begleitenden Hilfsangeboten bei Gewalt an Kindern.

Zur Elternbildung sind noch die Information, die Selbstreflexion und der Erfahrungsaustausch auch in der Gruppe zu vermerken, um etwaige Schwellenängste abbauen zu können. Oft hilft zu Beginn eben das Zuhören, ein stummes Zuhören. Elternbildungsangebote vor Ort – auch über die Pubertät hinaus – haben sich als äußerst hilfreich erwiesen.

Wir haben flächendeckende Erziehungsberatungsstellen, schulpsychologische Dienste und Familienberatungsstellen sogar mit Schwerpunktbildung, aber wenn Sie so engen Kontakt mit den Elternvereinen und mit den Kindern- und Jugendanwälten haben wie ich, dann werden Sie in den vielen verzweifelten Anrufen und Beratungsgesprächen auch mit Fragen konfrontiert, die nicht in einem einzigen Gespräch zu lösen sind.

Ganz entsetzlich sind für diese Eltern Wartezeiten und Vertröstungsgespräche. Aber mit mehr Geldmitteln können auch mehr qualifizierte Lösungen und Therapeuten angeboten werden. Die


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