Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 179. Sitzung / 186

Es fällt schon langsam auf, daß man – und das werden Sie mir nicht bestreiten –, wenn heute im Ausland Sportveranstaltungen stattfinden, schon schauen muß, ob da nicht mehr Funktionäre als Sportler anwesend sind, denn viele Funktionäre haben es sich in ihrer Planung bereits irgendwie so eingeteilt, daß sie ihren Urlaub dort verbringen, wo zufällig die Sportveranstaltung stattfindet. Da sind sie dann am Anfang bei der Eröffnung sichtbar, dann machen sie zehn Tage Urlaub, und beim Abschluß der Veranstaltung sind sie auch wieder dabei. – So kann das, bitte, nicht gehen!

Dieser Wildwuchs, daß Sportfunktionäre oft auf Kosten des Sportbudgets ihre Urlaube finanzieren, kann ja wohl nicht Sinn der Sache sein! Wenn Sie bereit wären, hier einmal Klarheit zu schaffen, dann würden Sie sich wundern, wieviel Geld eigentlich für den Sport und für den einzelnen Sportler jetzt schon übrigbliebe! Daran besteht aber Ihrerseits kein Interesse.

Herr Staatssekretär! Es ist immer ganz nett, wenn zweimal im Jahr die Sportlerehrung stattfindet, entweder im Bundeskanzleramt oder, wie letztes Mal, in den Redoutensälen. Sie haben sich aber noch nie dazu durchgerungen, auch einmal mental behinderte Sportler – es wurde ja heute erwähnt, wie viele Medaillen sie für Österreich erlangt haben – zu diesen Veranstaltungen einzuladen beziehungsweise sie daran teilnehmen zu lassen. Es sind nur die Rollstuhl- oder körperbehinderten Sportler eingeladen, aber sonst schon niemand. Verändern Sie ein Stück Ihr Bild und lassen Sie alle Sportler, die zu Ehren gelangen, auch an diesen Großveranstaltungen teilnehmen, anstatt sie nur vom Flughafen abzuholen! Das ist eindeutig zuwenig! (Beifall der Abgeordneten Öllinger und Mag. Barmüller.)

Wenn man sich die Prioritätenliste, die jetzt für den Bereich der Sportstätten erstellt worden ist, ansieht, dann stellt man fest, daß sich unter den 13 definierten Punkten der Prioritätenliste für die Bundessporteinrichtungen – der 14. Punkt lautet "Sonstiges" – erst an elfter Stelle "Trainingskurse des Behindertensportes im Rahmen der in der Behindertensporteinrichtung bestehenden Möglichkeiten" finden.

Da hört sich doch wirklich alles auf! Herr Staatssekretär, haben Sie vergessen, daß Sie laut der Verfassungsbestimmung in Artikel 7 B-VG verpflichtet sind, alle Sportstätten behindertengerecht zu machen? Nicht nur "im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten" hat das zu geschehen, sondern die Sportstätten müssen für alle zugänglich sein! Da haben Sie erheblichen Handlungsbedarf! Mit den "Möglichkeiten" kommen Sie bei uns behinderten Menschen nicht mehr weiter. Diese Zeiten haben wir Gott sei Dank hinter uns! (Beifall bei den Grünen und beim Liberalen Forum.)

Solange nicht anständige Sportpolitik, parteiunabhängige Sportpolitik betrieben wird, können wir einem Sportbericht nie zustimmen! (Beifall bei den Grünen und beim Liberalen Forum.)

20.20

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Der zuvor von Herrn Abgeordnetem Grollitsch ordnungsgemäß eingebrachte und entsprechend unterstützte Entschließungsantrag steht mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist nun Herr Abgeordneter Fischl. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.

20.21

Abgeordneter Harald Fischl (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Verehrte Damen und Herren, die Sie leider Gottes nur sehr wenige in diesem Saale anwesend sind!

Wenn man sich diesen Sportbericht ansieht – und ich habe in der Vergangenheit mehrmals die Gelegenheit gehabt, zum Sportbericht Stellung zu nehmen –, dann kommt man immer wieder zur selben Conclusio: Papier, verehrte Damen und Herren, ist geduldig!

Gott sei Dank, sage ich als ehemaliger langjähriger Funktionär eines Spitzenvereines in Österreich, ist aber nicht nur das Papier geduldig, sondern sind auch die Funktionäre, die Amateursportler beziehungsweise die Sportler in unserem Land überhaupt – Sportler von etwa


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