Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 179. Sitzung / 187

12 500 Sportvereinen – sehr geduldig: geduldig vor allem im Umgang mit den Politikern und ihren Versprechungen.

Herr Staatssekretär! Wir haben heute im Zusammenhang mit dieser "Euroteam"-Geschichte schon sehr deutlich und hinlänglich gehört, daß wir sehr bedauern, daß der Kanzler nicht dasitzt. Als Mitglied des Sportunterausschusses meiner Fraktion bedauere ich dies auch sehr, denn ich würde ihm sehr gerne etwas persönlich sagen, bitte Sie aber, ihm das mitzuteilen: Er soll sich schämen, verehrte Damen und Herren! (Abg. Fuchs: Das wird er sich von Ihnen sagen lassen!)

Der Herr Bundeskanzler der Republik Österreich soll sich schämen, weil er sich bei jeder nur erdenklichen Gelegenheit öffentlich delektiert, wenn es darum geht, im Sport aus dem Fernseher herauszulachen. (Abg. Fuchs: Denken Sie ein bißchen nach!) Er soll sich schämen, weil er bedenken sollte, daß etwa die Kultur mit 20 Prozent gefördert wird, der Sport aber bestenfalls nur mit einem Zwanzigstel des Kulturförderungsbudgets.

Verehrte Damen und Herren! Herr Staatssekretär! Ich bitte Sie, ihm mitzuteilen, daß er sich schämen soll, weil es bis heute in unserem Land keine bundesgesetzliche Regelung beispielsweise im Bereich der Sportgesetze gibt, einem Bereich, der für uns sehr wichtig ist, wie sich gerade in der Vergangenheit gezeigt hat. Man denke hier nur etwa an das Beispiel des Herrn Stronach, der mit seiner Aufkaufmethode im österreichischen Sport, vor allem im Fußball, ein nahezu perfektes Chaos ausgelöst hat.

Sehr verehrte Damen und Herren! Wir wissen heute noch immer nicht, ob nicht der Bewerbssport der österreichischen Fußballbundesliga im Rahmen der internationalen Bewerbe möglicherweise wettbewerbswidrig verlaufen wird, ob wir nicht möglicherweise mit einer Sanktion zu rechnen haben, weil beispielsweise Herr Stronach mehrere Spieler oder auch Rechte bei mehreren Vereinen erworben hat.

Hohes Haus! Ich finde, die Wurzel dieses Übels liegt in Wahrheit in Ihrer permanenten Ankündigungspolitik. Herr Staatssekretär! Ich bitte Sie auch, dem Herrn Bundeskanzler auszurichten, daß er sich schämen soll, weil wir in Wahrheit heute kein adäquates Vereinsrecht haben. Mehr als 50 Jahre ist dieses Vereinsrecht alt, und es trägt überhaupt nicht den modernen Intentionen, den Bedürfnissen des Sportes, vor allem im Hinblick auf die Trennung zwischen Amateursport und Profisport Rechnung. (Abg. Dr. Khol: 150 Jahre! Es besteht seit 1852!)

Danke, Herr Professor, daß Sie mich korrigiert haben. Ich nehme das gerne an, denn das spricht noch mehr dafür, in welch altmodischer, rückständiger und antiquierter Weise der Sport in unserem Land behandelt wird. Nicht zuletzt deshalb ... (Abg. Dr. Khol: Das ist ein sehr gutes Gesetz!) – Herr Kollege Khol! Wenn Sie für die Entbürokratisierung eintreten möchten, dann bitte ich Sie, in Zukunft nicht den Petitionsausschuß zu strapazieren, sondern getrauen Sie sich, zu Herrn Minister Michalek hinzugehen, und unterwandern Sie nicht aus populistischen Gründen ein Vereinsrecht, das wir vielleicht endlich haben könnten (Abg. Kopf: Das war aber nicht tauglich dafür!) und das den modernen Intentionen und den Bedürfnissen der Sportler entspricht! Glauben Sie mir: Ich weiß, wovon ich rede! Ich habe lange genug darunter gelitten.

Hohes Haus! (Abg. Dr. Khol: Dann gründen Sie Ihren Fußballclub als Ges.m.b.H. oder als AG!) Lassen Sie mich noch ein bißchen auf die Ausführungen des Kollegen Kopf eingehen, weil Herr Kollege Khol sich hier lautstark vertreten möchte. Herr Kollege Kopf! Du gehst hier herunter (Abg. Dr. Krüger: Das ist rein privates Geld! Rein privat! Aus Idealismus!) und sprichst in erster Linie nur von einem, nämlich vom Geld. Du sprichst vom Geld und von zwei Etappenplänen: Bei der ersten Etappe geht es um 400 Millionen Schilling, bei der zweiten Etappe geht es um mehr Geld.

Es ist eigentlich beschämend für einen Funktionär aus dem Sportbereich, wenn man aus seinem Munde nur hört: Geld, Geld, Geld! (Abg. Kopf: Wir debattieren über einen konkreten Antrag!) Herr Kollege Kopf – und das gilt auch für Herrn Staatssekretär Wittmann –: Weißbücher zu produzieren, Weißbücher (Abg. Dr. Khol: Besonders zur Kultur!), die letztlich vieles an blankem Schwachsinn beinhalten – völlig realitätsfremd (Abg. Müller: Mäßigen Sie Ihre Rede!) –,


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