Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 182. Sitzung / 169

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Danke, Frau Bundesministerin.

Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Brinek. 4 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

18.52

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Wenn meine Kollegen und Kolleginnen in ihren Debattenbeiträgen oder Zwischenrufen zurückgeblickt haben, so möchte ich mir erlauben, aus der Gegenwart in die Zukunft zu blicken und sieben Punkte für die Zukunft der Bildung zu formulieren.

Punkt eins: Einer pluralen, einer differenzierten Gesellschaft entspricht ein differenziertes plurales Bildungsangebot. Jüngstes Beispiel ist das Bakkalaureat, ein immer noch aktuelles Beispiel betrifft die Fachhochschulen, und ein bereits angesprochenes Beispiel ist die Berufsreifeprüfung. Es geht in Zukunft um die Herstellung einer größeren Kohärenz.

Punkt zwei: Lernen ist eine Form der Selbstdisziplinierung unter methodisch professioneller Anleitung zum Zweck der größeren Autonomie der Menschen. Niemand kann – das sollen wir ernst nehmen – diese konstruktive Anstrengung für jemand anderen übernehmen, und niemand kann auf diese Anstrengung selbst verzichten. Jede Schülerin hat das Recht auf Förderung ihrer Begabungen und potentiellen Anlagen und Interessen, ebenso wie eine andere das Recht auf Hilfe zur Kompensation verschiedener Defizite hat.

Dritter Punkt: Es ist alles zu unternehmen, was Lernwille und Begeisterung bei den Schülerinnen wecken und fördern kann. Der Frontalunterricht gehört genauso zum adäquaten Unterricht wie die Gruppenarbeit, die Teamarbeit an einem Projekt, der Wettbewerb oder die Präsentation einer Arbeit.

Vierter Punkt: Leistungsmotivation ist die Grundsubstanz einer jeden pädagogischen Bemühung. Eine transparente Leistungsbewertung gehört dazu. Bis auf weiteres sind Noten der adäquateste Weg dazu. (Abg. Schaffenrath: Bitte, Frau Kollegin!)

Fünfter Punkt: Bei aller Lehrplanmodernisierung ist darauf Bedacht zu nehmen, sehr geehrte Frau Kollegin Schaffenrath, daß wir über das fächerspezifische Denken das Denken überhaupt lernen. Das heißt etwa, die mathematische Frage ist eine andere als die historische. Oder: Vor der Interdisziplinarität kommt die Disziplinarität.

Sechster Punkt: Allgemeinbildung und Berufsbildung stehen in einem neuen Verhältnis zueinander. Die eine Bildung kommt ohne die andere nicht aus. Schwerpunkte, jedoch keinesfalls der Verzicht dienen heutzutage der Profilierung der Schulen.

Siebenter Punkt: Der Fortschritt der Gesellschaft begründet sich aus dem Fortschritt, der durch Wissenschaft und Bildung entsteht. Dahinter verbirgt sich kein naiver Fortschrittsglaube, jedoch die Warnung vor Diskriminierung der intellektuellen Neugierde.

7a: Ich kenne keine Bildungsministerin, die sich diesen Prinzipien in einem höheren Maße verschrieben hätte als Elisabeth Gehrer. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich danke ihr für vier Jahre Partnerschaft mit dem Parlament, und ich wünsche mir eine Fortsetzung. – Wenn ich jetzt die weibliche Form verwendet habe, so halte ich fest, daß männliche Personen immer mit gemeint sind. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

18.55

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dunst. – Bitte, Frau Abgeordnete.

18.55

Abgeordnete Verena Dunst (SPÖ): Verehrter Herr Präsident! Sehr geschätzte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! In dieser Gesetzgebungsperiode wurden, wie wir von den Vorrednerinnen und Vorrednern schon gehört haben, viele positive Neuerungen im bildungspolitischen


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