Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 182. Sitzung / 185

das ein rednerischer Fehler. Aber ich bin ja nicht perfekt. (Abg. Dr. Mertel: Das stimmt! Aber diese Einsicht kommt spät!)

Zum Kollegen Schieder: Neben seinen brillanten außenpolitischen Reden und neben seinem sozialdemokratischen Engagement erinnert er mich immer daran, daß es neben dieser politischen Welt auch andere schöne Dinge gibt – mit allen Fasern seines Daseins. (Heiterkeit. – Abg. Dr. Mertel: Das sieht man auch bei Ihnen!)

Ich könnte jetzt noch viel erzählen über Frau Kollegin Schmidt (Abg. Dr. Maitz: Zensuren austeilen!), über Herrn Cap, auch liebenswerte Dinge über Herrn Maitz (Heiterkeit bei der SPÖ), über Petrovic, Neisser, Schwarzenberger selbstverständlich auch – dazu würde mir viel Nettes einfallen. Aber wenn ich mit den Nettigkeiten übertreibe, kann es mir passieren, daß ich in den nächsten Tagen und Wochen vielleicht Entzugserscheinungen habe.

Deswegen habe ich mich jetzt auf die häßlichen Seiten in diesem Haus verlegt. Wer fällt mir da natürlich ein? (Abg. Achs: Wabl! – Heiterkeit.) Daß ich mir manchmal einfalle, das sei mir gestattet. – Nein, da fällt mir natürlich Herr Khol ein, selbstverständlich Herr Khol mit seinem stummen "h"!

Meine Damen und Herren! Ich sehe, Herr Kollege Khol findet das nicht lustig. (Abg. Nürnberger: Das ist auch das Letzte!) Ich glaube, es wäre nicht gut, wenn ich diese häßlichen Dinge weiter fortführen würde. Ich sage Ihnen jetzt ganz offen: Ich behalte sie alle für mich, Herr Kukacka! Herr Schwimmer, ich behalte sie für mich, nehme sie mit und werde sie vergessen. (Abg. Dr. Mertel: Das ist unnotwendig!) Frau Mertel, ich werde sie einfach vergessen.

Meine Damen und Herren! Ich weiß nicht, ob ich ein Buch schreiben werde, denn es gibt diesen schlechten Spruch: Hüte dich vor jenen, die nur ein Buch schreiben! (Heiterkeit.)

Meine Damen und Herren! Gestern hat Herr Präsident Fischer bei einem kleinen Empfang, den die Grünen für ihre scheidenden Abgeordneten gegeben haben, gesagt: Der Herr Abgeordnete Wabl hat öfters übers Ziel geschossen. – Da gebe ich ihm uneingeschränkt recht. Aber ich habe natürlich immer auf Ihre Herzen und auf Ihre Hirne gezielt. (Abg. Dr. Mertel: Womit?) Wenn ich Sie dann so vor mir gesehen habe, dann konnte ich nicht mehr anders, als darüber hinwegzuschießen. (Heiterkeit.)

Meine Damen und Herren! Bei dieser meiner letzten Rede hier ist es besonders schwierig, die richtigen Worte zu finden. (Abg. Dr. Mertel: Das hat ihn überfordert! – Ruf bei der ÖVP: Peinlich ist so etwas!) Deshalb habe ich mich heute am Nachmittag kurz hingelegt und mir gedacht, vielleicht trifft dieser Spruch auch auf mich einmal zu: Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf. (Heiterkeit.)

Ich bin dann aufgewacht ... (Abg. Dr. Brauneder: Reden Sie ...! – Weitere Zwischenrufe.) Ich bin dann aufgewacht, Herr Kollege Brauneder, und habe eine schreckliche Befürchtung gehabt: Ich bin beim "Chef" vom Khol verpetzt worden, deshalb hat er mir nichts im Schlaf zukommen lassen. (Heiterkeit.)

Meine Damen und Herren! Ich sehe schon, einige meiner Passagen sind mißverständlich. Frau Ridi Steibl aus der Steiermark schüttelt den Kopf. Ich denke mir, eine letzte Rede muß einfach versöhnlich sein. Frau Steibl, ich habe über Sie selten etwas Böses gesagt – und sage auch jetzt nichts Böses. (Heiterkeit bei der SPÖ.)

Aber um eines ersuche ich Sie wirklich herzlich, meine Damen und Herren! (Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.) Ich werde nun bald wieder ein Teil des Volkes sein, des Souveräns, meine Damen und Herren – und Sie sind ja nur dessen Vertreter! (Heiterkeit bei den Freiheitlichen. – Abg. Gaugg: Wem gibst du deine Stimme?)

Ich sage Ihnen dazu folgendes: Sie werden es hier in diesem Hause so verdammt schwer haben, wenn ich nicht mehr da bin ...


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