Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 182. Sitzung / 197

daß sie Anerkennung findet und eine wichtige Rolle spielt – und nicht haben will, daß vieles, was an Positivem über unseren Nationalrat gesagt werden kann, einfach unter den Tisch fällt.

Ich denke mir: Wenn es so ist, daß Journalisten, Mitglieder des Hauses und Politikwissenschafter kritische Gedanken äußern – warum soll man dann nicht auch das nennen dürfen, was an diesem Parlament gut und herzeigbar ist, auch im europäischen Vergleich! Das werde ich auch in Zukunft versuchen. Ich glaube, viele, oder eigentlich alle der 183 Abgeordneten haben es sich verdient, daß man den Parlamentarismus in Österreich auch in seinen positiven Seiten darstellt! (Allgemeiner Beifall.)

Wenn, wie ich gesagt habe, der letzte Sitzungstag etwas Besonders ist, dann ist wiederum die letzte Stunde am letzten Sitzungstag etwas Besonderes. Ich kann mich an die letzte Stunde in der XVIII. Gesetzgebungsperiode erinnern, als Robert Lichal und Heide Schmidt hier oben saßen und Robert Lichal seine letzte Sitzung hier hatte. Wir bezeichneten das als "die Stunde des Robert Lichal", und das mit Recht.

Du, Kollege Neisser, hast für deinen Wunsch eine gute Perspektive. Robert Lichal hat wirklich viele gute Freunde gefunden, und er ist auch heute noch willkommen in seiner geraden, direkten, unverwechselbaren Art. Heinrich, das wird bei dir genauso sein! Insofern ist das jetzt auch die Stunde des Heinrich Neisser, diese letzte Parlamentsviertelstunde. (Allgemeiner Beifall.)

Aber etwas wäre ungerecht, wenn es nicht geschehen würde: Einige Abgeordnete hatten heute oder gestern Gelegenheit, kurz das Wort zu ergreifen. Manche hatten viele Zuhörer, weil sie knapp vor einer Abstimmung sprachen, bei anderen war es ein bißchen anders. Ich denke, wir sollten wirklich allen, die ausscheiden, gute Wünsche mit auf den Weg geben!

Ich kann jetzt nicht alle namentlich nennen – das wäre auch vermessen, weil es in dem einen oder anderen Fall wirklich vom Wahlergebnis abhängen und daher erst am 3. Oktober feststehen wird; so ist das nun einmal in der Demokratie, und das ist gut so –, aber einen oder zwei kann man stellvertretend sicherlich nennen.

Im grünen Klub hatte ich gestern schon die sehr schwierige Aufgabe, Kollegen Wabl ehrlich zu würdigen und zu sagen, daß er wirklich grünes Urgestein ist, daß diejenigen recht haben, die sagen, daß er am Beginn des grünen Projektes stand, und hinzufügen möchte ich, daß er mit solcher Verve und mit solchem Engagement gekämpft hat, daß er manchmal anderen weh getan und in der Hitze des politischen Gefechtes andere verletzt hat. Was man Kollegen Wabl aber sicherlich zugute halten muß, ist dieses ungeheure Engagement, dieses Bemühen, seine Werte zu vertreten. Ich sage Kollegen Wabl und den anderen, die aus dem grünen Klub ausscheiden, ein herzliches Dankeschön! (Allgemeiner Beifall.)

Ich tue das gegenüber dem Liberalen Forum, indem ich Frau Motter anspreche. Sie hat mit so viel Einfühlungsvermögen hier als Ordnerin viele Aufgaben erfüllt. Sie war immer sehr um Korrektheit bemüht. Sie hat in ihren Debattenbeiträgen wirklich Wertvolles im Hause vorgetragen. Ich möchte mich bei Ihnen herzlich bedanken, Frau Abgeordnete! (Allgemeiner Beifall.)

Vom freiheitlichen Parlamentsklub ist Kollegin Apfelbeck, wie ich jetzt sehe, nicht da. Sie war Schriftführerin und hatte manchmal sehr unangenehme Aufgaben zu erfüllen, beim Auszählen von Stimmen oder ähnlichem. Aber ich habe immer gespürt, daß sie die Aufgabe als Schriftführerin mit ganzer Kraft ausgeübt hat, und es hat immer eine gute Zusammenarbeit mit ihr gegeben. Sie war Vorsitzende in einem Unterausschuß des Rechnungshofausschusses. Sie hat sich an Debatten in einer Art und Weise beteiligt, daß sie, wie man so sagt, das Ohr des Hauses hatte. Stellvertretend für alle, die aus dieser Fraktion ausscheiden, möchte ich Frau Abgeordneter Apfelbeck ein herzliches Wort des Dankes sagen! (Allgemeiner Beifall.)

In der ÖVP gibt es zwei Klubobmänner-Kollegen – ich habe es schon erwähnt –, nämlich die Kollegen Dr. König und Dr. Mock zu verabschieden.

In den siebziger Jahren, als Dr. Mock Klubobmann der ÖVP wurde, war er ein führender Funktionär des ÖAAB. Irgendwelche Gesetzmäßigkeiten der Politik bewirkten es, daß Konflikte der


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