Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 6. Sitzung / Seite 164

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sondern sie ist ein Zitat aus den Antworten der Studierenden, die zu einem relativ hohen Prozentsatz so geantwortet haben.

Wir sollten darüber nicht vergessen, dass es eine Reihe sehr verschiedener Gründe gibt, die dazu führen. Ein wesentlicher sollte hier jedenfalls nicht unerwähnt bleiben, nämlich die Tatsache, dass es viele Studierende gibt, die im Hinblick auf ihre künftige Berufstätigkeit bereits während des Studiums Tätigkeiten in jenen Feldern suchen, in denen sie später arbeiten, und das halte ich für sehr sinnvoll. Ich kann mich aus meiner eigenen Studienzeit erinnern, dass es auch so gewesen ist.

Lassen Sie mich ein Letztes sagen, weil das bei diesen Diskussionen immer wieder anklingt. Es wird immer wieder, insbesondere von Abgeordneten der Freiheitlichen, darauf hingewiesen, dass sie mehr für Leistung sind, weil Leistung gefordert und gefördert werden müsse. Hohes Haus! Natürlich ist Leistung die Voraussetzung dafür, dass jemand überhaupt Studienförderung in Anspruch nehmen kann, weil die Studienförderung vom Studienerfolg, und zwar sowohl von den Noten als auch von der Geschwindigkeit des Studierens, abhängt. Sonst bekommt man gar kein Stipendium! Dieses ständige Gerede von der Leistung suggeriert ja nur, dass ausschließlich "Weltmeister" würdig wären, gefördert zu werden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Frage der Geschwindigkeit des Studierens wird aber sehr wesentlich auch vom sozialen Hintergrund der Eltern mitbestimmt. Diejenigen, die gar keine sonstigen Sorgen haben und sonst gar nichts tun müssen, können es sich auch etwas leichter erlauben, sehr rasch zu studieren. Denen dann außerdem noch eine Belohnung zu geben, wäre Umverteilung in eine Richtung, die wir jedenfalls nicht gutheißen. (Beifall bei der SPÖ.)

19.28

Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Martin Graf. Er hat sich 4 Minuten Redezeit vorgenommen. – Bitte.

19.28

Abgeordneter Dr. Martin Graf (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Ich bin sehr dankbar dafür, dass Sie in Ihren Ausführungen zuletzt noch die Leistungskomponente ins Spiel gebracht haben, weil das bis jetzt in der Debatte noch zu wenig beleuchtet worden ist. In diesem Zusammenhang möchte ich einem jungen, neuen Kollegen von mir gratulieren, dem Rüdiger Schender, der nicht nur eine – wie ich meine – hervorragende "Jungfernrede" gehalten hat, sondern auch am heutigen Tage sein Studium absolviert hat, indem er die letzte Prüfung geschafft hat. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Er ist ab nun Magister, und ich glaube, das ist schon einen Applaus wert, wenn man sieht, dass es auch noch junge Menschen gibt, die politisch tätig sind und damit auch eine Arbeit – vielleicht keine Brotarbeit – verrichten und trotzdem in der Lage sind, ein Studium relativ schnell, mit 25 Jahren, zu absolvieren. (Neuerlicher Beifall bei den Freiheitlichen.)

Gott sei Dank, sage ich hier und heute, gibt es solche Fälle noch. Aber in Wirklichkeit muss man einen größeren Rahmen spannen. Herr Minister! Es wäre wahrscheinlich falsch, Ihnen allein oder überhaupt eine Schuld an den Missständen oder an der langen Studiendauer zu geben. So lange sind Sie noch nicht Wissenschaftsminister – Sie werden es offensichtlich auch nicht mehr lange genug sein, sage ich jetzt dazu –, dass tatsächlich jetzt schon Auswirkungen auf die Studien auf Grund der von Ihnen präferierten Maßnahmen sichtbar werden. Ich glaube also, das kann man nicht sagen, aber die sozialistische Politik steht auf dem Prüfstand, und da muss man schon auch etwas hinsichtlich der arbeitenden Studenten erwähnen.

Die Firnberg’sche Doktrin – freier Zugang zur Massenuniversität – ist an sich eine gute Sache, nur hätte man Begleitmaßnahmen setzen müssen. Solche Begleitmaßnahmen hat man in den letzten Jahren und Jahrzehnten aber vermisst, und es ist etwas herausgekommen, was wir alle nicht wollten. Wir wollten nämlich, so, wie es, nehme ich an, auch die Sozialisten wollten, dass auch Arbeiterkinder studieren können. Das Ergebnis, das immer deutlicher sichtbar wird, ist aber, dass plötzlich der Student arbeiten gehen muss, damit er studieren kann, und das, glaube


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