Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 13. Sitzung / Seite 93

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14.40

Abgeordneter Jakob Pistotnig (Freiheitliche): Sehr verehrter Herr Präsident! Herr Minister für Land- und Forstwirtschaft! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Brix hat vorhin von diesem Platz aus ganz locker gesagt: So ein Glück, die kleinen Bauern in Tirol können Skilehrer, Bergsteiger werden, und die Zukunft liegt natürlich auch in der Arbeit am kleinen Hof.

Herr Kollege Brix, wissen Sie, was es heißt, einen Beruf auszuüben und gleichzeitig einen kleinen Bauernhof zu betreiben, wie viele Arbeitsstunden das pro Tag sind? Und es ist nicht gerade sozial, zu sagen, das alles kann er tun, um zu überleben, denn über einen 15-Stunden-Arbeitstag bei einem Einkommen von nur ein paar Hunderttausend Schilling im Jahr muss man, glaube ich, schon einmal reden!

Ich möchte Ihnen heute von diesem Rednerpult aus einmal sagen, welche Möglichkeit des bäuerlichen Einkommens es noch gibt – interessanterweise hat in der gesamten Debatte davon eigentlich niemand gesprochen: Im Grünen Bericht steht etwas von Wald - und Forstwirtschaft; das Ministerium heißt Land- und Forstwirtschaft.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf Sie darauf aufmerksam machen, dass mehr als ein Drittel des österreichischen Gebietes von Wald bedeckt ist. Dieser Wald hat mehrere Funktionen: Er ist Schutz für Wasser, er hat eine Schutzfunktion. Er hat weiters eine Erholungsfunktion. (Abg. Schwemlein: Schutz für Wasser? – Ruf bei der SPÖ: ... Speicherfunktion!) Er verursacht aber auch Kosten, die man, will man es ordnungsgemäß machen, aus dem Ertrag des Waldes nicht finanzieren kann. Dazu heißt es im Grünen Bericht: Ein gesunder und entsprechend gepflegter Wald bringt auch der Öffentlichkeit viel Nutzen. Es sind aber oft Maßnahmen erforderlich, deren Kosten sich nicht aus dem Wald erwirtschaften lassen!

Meine Damen und Herren! Ich persönlich sehe in der Bewirtschaftung des Waldes – ich gebe zu, dass man das vielen Waldbesitzern erst einmal klar machen muss – eine Chance, in der Landwirtschaft zu überleben und dort einen sicheren Arbeitsplatz zu haben. Selbstverständlich aber brauche ich dazu auch eine Erschließung, ich brauche Wege!

Ich weiß schon, dass es nicht jedermanns Sache ist, wenn man im Wald Wege baut. Es ist nachzulesen, dass es zum Beispiel von den Kollegen von der grünen Fraktion laut den Berichten immensen Widerstand gegen Forstwirtschaftswege gibt. Aber ein nicht erschlossener Wald lässt sich auch nicht bewirtschaften, er lässt sich jedoch auch nicht als Schutzwald erneuern. Wir haben in Österreich immerhin 1,2 Millionen Hektar Schutzwald, von denen 850 000 Hektar sanierungsbedürftig sind. Ganze 160 000 Hektar Wald schützen Gebäude, Wohnraum und auch Straßen. Diese Wälder zu erhalten und ihre Überalterung zu verhindern, wird unsere vorrangigste Aufgabe sein, und dafür muss auch etwas investiert werden. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ein Kollege von der Sozialdemokratischen Partei hat vorhin gesagt, dass die Landwirtschaft ein Minus von 20 Milliarden pro Jahr einfährt. Dazu muss ich als Entschuldigung sagen, dass die Forstwirtschaft pro Jahr einen Exportüberschuss von 25 Milliarden erwirtschaftet und im vorigen Jahr das erste Mal mit dem Tourismus und Fremdenverkehr gleichgezogen hat. Und schauen wir uns einmal an, was wir für den Tourismus und den Fremdenverkehr tun und was wir für Bruder Baum und den Wald tun: Das ist kläglich und wenig!

Meine Damen und Herren! Für den kleinen Landwirt liegt die Zukunft in der Bewirtschaftung des Waldes. Immerhin hat ein Landwirt in Österreich im Durchschnitt 15 Hektar Wald. Und wenn man sich das genau anschaut, dann erkennt man: Nicht im Burgenland und auch nicht in Niederösterreich, sondern dort, wo die landwirtschaftlich genutzte Fläche am kleinsten ist, ist der Waldanteil der Bauern – Gott sei Dank! – am größten. So liegt er zum Beispiel in Tirol bei 20 Hektar, in Kärnten bei 18 Hektar. Ich gebe zu, dass die Wälder dort nicht sehr gepflegt sind, aber man hatte bisher auch keine Chance, das zu tun, weil es mehr kostet, als es bringt.

Darauf müssen wir einwirken, weil ich glaube, dass es nach dem Auslaufen der Agenda 2000 eine gute Chance für unsere kleinen und mittleren Betriebe ist, den Wald zu nutzen. Sie leben dann nicht nur zusätzlich vom Wald, sondern bewirken auch noch – unbewusst oder auch be


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