Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 131

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Sorgen mit Gewalt!)  – Nein, ich suche Sorgen nicht mit Gewalt. Wissen Sie, ich habe viel zu tun. (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen.)

Das Wesen der Produktion an der Universität kann meiner Auffassung nach nicht die Produktion und deren monetärer Gewinn selbst sein. Wenn wir das glauben, dann würde ich raten: Konzentrieren Sie sich an den Universitäten auf die Produktion von Gummibärlis! Dabei lassen sich die Regeln des Marktes relativ salopp und einfach ableiten.

Nach geltendem UOG – das kennen Sie sehr gut – ist das Wesen der Produktion an den Unis das Wohl der Menschen und der Nutzen für die gedeihliche Entwicklung der Gesellschaft. Das ist aber vielen anscheinend zu langweilig, zu mühsam, sicher aber kontrovers. Warum kontrovers? Weil es mit Weltanschauung zu tun hat, und darüber gehen hier und heute die Meinungen auseinander. (Abg. Dipl.-Ing. Schöggl: Ganz genau!) Sie dürfen Ihre Meinung haben, aber lassen Sie bitte auch mir die meine! (Abg. Dr. Martin Graf: Jederzeit!) Über diese Weltanschauung gibt es nämlich keinen Bericht, weder für 1999 noch für die Jahre davor und leider oder vielmehr sicherlich auch nicht für die Jahre 2000 und 2001. Daher bleiben wir bei den kühlen Fakten, vielleicht können wir uns da irgendwo finden.

Über die Zahl der Studierenden ist bereits gesprochen worden; in den letzten 40 Jahren hat sie sich vervierfacht. Die Zahl der HochschullehrerInnen hat sich verdoppelt. Die Schere ist trotzdem oder gerade deswegen auseinander gegangen, obwohl der Staat – das möchte ich anerkennen – bei expandierenden Budgets sehr viel Geld in die Unis gelenkt hat. Die Tatsache, dass immer mehr Menschen, Studentinnen und Studenten, an diesem Wissen im tertiären Bildungssektor partizipieren und immer mehr Menschen auch aus den unteren Einkommensschichten die Möglichkeit haben, die Unis zu besuchen, erlaubt Ihnen aber nicht, die Universität als Massenuniversität zu denunzieren. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Dr. Martin Graf: Das hat niemand getan!)

Wissen Sie, wenn Leute in einer komplizierten und immer komplizierter werdenden Welt beginnen, sich durch zunehmende Bildung zu orientieren, dann halte ich das für ein Positivum, auch wenn die Betreuungsverhältnisse nicht ideal und sicher verbesserungswürdig sind. Wenn Sie das nicht wollen, dann bevorzugen Sie wahrscheinlich den unmündigen und untertänigen oder desorientierten und untertänigen Bürger, der in seiner Arglosigkeit oder Orientierungslosigkeit ein hohes Maß ... (Abg. Dr. Martin Graf: Den Ansatz haben nicht wir gehabt!)  – Wie bitte? (Abg. Dr. Martin Graf: Das war nicht unser Ansatz! Das interpretieren Sie!) Na gut.

Ich habe gesagt, je mehr Menschen an der Bildung teilhaben, desto besser ist es. (Abg. Dr. Martin Graf: Aber es kann ja nicht so sein, dass die Universität die dritte, vierte, fünfte Wahl ist! Wenn man nirgendwo mehr unterkommt, dann geht man an die Universität!) Ich bin neugierig, wie die Zugangskriterien bei Ihren vollrechtsfähigen Universitäten sein werden. Über die Zugangskriterien bei Ihren Privatuniversitäten kann ich Ihnen jetzt schon etwas sagen: Die werden die Massen nicht aufnehmen und auch nicht adäquat betreuen können. Das ist klar. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Dr. Martin Graf: Sollen sie auch nicht!)

Worin ich Ihnen schon Recht gebe, ist die Tatsache, dass man, wenn man sich zu diesen alten Idealen der Bildungspolitik bekennt, auch so fair und ehrlich sein muss, die nötigen Mittel dafür bereitzustellen. Das ist für mich auch klar.

Die soziale Lage der Studierenden ist schon besprochen worden. Ich möchte nur zwei Sätze dazu sagen. Man spricht immer wieder von gigantischen Drop-out-Raten und überlangen Studienzeiten. – Eine Ursache des Drop-outs und der überlangen Studienzeiten ist die soziale Lage der Studierenden, und nicht die Faulheit, die soziale Hängematte der Studenten, wie es immer so als Schlagwort hier und anderswo gesagt wird.

Im Hochschulbericht werden mehrere Schwächen des universitären Systems genannt: die Struktur, verschiedenste Prozesse, Dienstrecht und Budgetmittel.

Jetzt muss ich Ihnen Folgendes sagen: Was die Mitbestimmung betrifft, so ist es nicht so, dass sie alles verschlechtert hat. Und dass sie im Ostblock zu finden war, ist historisch sogar ein


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