Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 19. Sitzung / Seite 68

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Das Ziel der Sekten unterschiedlichster Ausprägung ist es, wie wir wissen, den Menschen die Individualität zu nehmen und sie von der Außenwelt abzuschotten. (Abg. Gaugg: Das könnte das Programm der SPÖ sein!)

Der Gründer von "Kinder Gottes und Familie der Liebe" zum Beispiel sagt das ganz deutlich: Nehmt ihnen alles, damit sie nichts haben, zu dem sie zurückkehren können! – Gerade davor, meine Damen und Herren, müssen wir unsere Kinder und unsere Jugendlichen schützen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Das ist mir nicht nur als Abgeordnete, sondern auch als Mutter einer fünfeinhalbjährigen Tochter ein Anliegen.

Die Zahl der Sektenmitglieder steigt dramatisch, über 300 000 in Österreich sind einfach zu viel. Wenn das dann in spektakuläre Massenselbstmorde mündet, so zeigt das, wohin Sektentum führen kann.

Die Aufklärung zur Sektenprävention kann allerdings nicht nur im Elternhaus vor sich gehen, sondern muss auch in der Schule im Zusammenwirken der Eltern mit den Lehrern bewerkstelligt werden. Voraussetzung dafür ist natürlich eine intensive Schulung der Lehrer, aber auch eine adäquate Information der Eltern, damit eine mögliche Gefährdung durch Sekten rechtzeitig erkannt werden kann.

Das Gymnasium Horn zum Beispiel unterstützt durch einen Krisenstab Schüler in Krisensituationen, und zwar nicht nur, was die Anfälligkeit für Sekten anbelangt. Ich halte das für eine sehr gute Idee und bin der Überzeugung, dass ein derartiger Krisenstab in jeder Schule etabliert werden sollte.

Das österreichweite Netz von Beratungs- und Informationsstellen ist aufgrund des steigenden Bedarfs auszubauen. Frau Bundesminister Sickl, wenn ich Sie richtig zitiere, dann sagten Sie, der Bedarf an Information über die Gefahren von Sekten sei ungebrochen und es werde auch eine interministerielle Arbeitsgruppe zur weiteren Behandlung dieser Fragen eingesetzt.

Für wichtig halte ich auch, dass die inhaltliche und finanzielle Gebarung von Sekten in Zukunft einer weiteren Überprüfung unterzogen wird.

Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt in den Medien ist mir ebenfalls ein großes Anliegen. Der fast unbeschränkte Zugang zu nicht altersadäquater Information – ich habe es schon erwähnt – bringt Handlungsbedarf mit sich. Die Leitlinien freiheitlicher Schulpolitik besagen, dass die Schüler auf die Herausforderungen der Informationsgesellschaft vorbereitet sein müssen. Sie müssen in der Lage sein, das für sie Notwendige aus dem vielfältigen Informationsangebot herauszufiltern. Aber ich fände es schön, wenn man beim Herausfiltern im Internet nicht pausenlos auf Gewaltdarstellungen und auf Aufrufe zum Selbstmord, wie das ja kürzlich bedauerlicherweise im hohen Norden zum traurigen Erfolg geführt hat, stoßen würde. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Selbstkontrolle kann nicht ausreichend sein, Qualitätskontrolle soll durch die schon angesprochene, allerdings vorher anders gewertete Schaffung einer unabhängigen Medienbehörde garantiert sein. Und dies betrifft sämtliche Medien.

Die Verlagerung des Kinder- und Jugendschutzes in die Bundeskompetenz halte ich ebenso wie explizite Bestimmungen zum Jugend-Medienschutz für wünschenswert. Und auch auf EU-Ebene – da kann sich die EU profilieren – wird ein Filtersystem zum Schutz von Kindern und von Jugendlichen vor schädigenden Medieneinflüssen notwendig sein.

Zusammenfassend, sehr geehrte Damen und Herren, sei gesagt: Es ist dringender Handlungsbedarf gegeben. Wir alle müssen zusammenarbeiten, um unsere Kinder und Jugendlichen vor dem Einfluss von Sekten und vor Gewalt in den Medien zu schützen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.02


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