Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 24. Sitzung / Seite 53

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12.13

Abgeordneter Christian Faul (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Minister! Großen Respekt für Ihre Persönlichkeit, Frau Minister, aber trotzdem muss es der Opposition vorbehalten bleiben, auch andere Modelle andenken zu dürfen als jene, die Sie andenken. Das möchte ich nur an den Anfang meiner Überlegungen stellen.

Und einen Satz nur zu Ihnen, Frau Povysil, zu Ihrer Ouvertüre: Ich bin froh, nicht von Ihnen Geschichte lernen zu müssen. (Beifall bei der SPÖ.)

Lieber Kollege Amon! – Er ist leider nicht im Saal. Wir haben ihm sehr herzlich akklamiert zu seiner Rede, in der er angekündigt hat, parteipolitische Einflüsse in Zukunft aus der Bildungspolitik heraushalten zu wollen. Wir werden sehr genau beobachten, liebe Freunde von der ÖVP, ob es Ihnen gelingt, sich aus dem Konservativismus Ihrer Partei zu befreien, oder ob Sie ihn auch dort einzementieren werden.

Und zum Kollegen Schweitzer nur eine scherzhafte Bemerkung. Wenn ich daran denke, in welch jovialer Art Kollege Schweitzer hier Maßnahmen umgesetzt hat, muss ich sagen: Kollege Schweitzer dürfte damit die erste Karl-Schweitzer-Privatschule in Oberwart gemeint haben, die er aber erst wird gründen müssen – oder Sie haben ihn für andere Funktionen vorgesehen, Frau Minister. (Abg. Dr. Martin Graf: Albert-Schweitzer-Schule!) Karl -Schweitzer-Schule. Ich kenne den Unterschied zwischen dem Karl und dem Albert!

Zum Ernst der Situation, Frau Minister. – Ich möchte wiederholen, was unser Bildungssprecher eingangs gesagt hat, um es zu festigen. Der von Ihnen, von der blau-schwarzen Regierung, vorgelegte Budgetvoranschlag 2000 enthält keinerlei innovative Ansätze, um unser Bildungssystem durchlässig zu machen. Es fehlen auch die notwendigen Maßnahmen, die der internationale Markt von uns gefordert hat, die neuen Herausforderungen auf den Arbeitsmärkten, um damit den Menschen in Österreich die Chancen für die Zukunft zu sichern.

Die im Regierungsübereinkommen angekündigten Technologiemilliarden – es ist heute bereits darüber gesprochen worden – sind nicht dotiert, und das steht im krassen Gegensatz zum Beschluss des EU-Rates, demzufolge bis Ende 2001 alle Schulen einen Zugang zum Internet haben sollten, und dass letztlich, und das ist das Wesentliche, die Lehrerinnen und Lehrer im Umgang mit dem Internet zu schulen sind, um den Schülerinnen und Schülern einen sinnvollen und auf Bildungserwerb ausgerichteten Umgang mit den neuen Medien zu sichern.

Wie ernst Sie es wirklich meinen, habe ich gestern in der "Wiener Zeitung" gelesen. Da hat Ihre Generalsekretärin, Maria Rauch-Kallat, gemeint: Die Technologiemilliarde ist ein schönes Schlagwort. Und enttäuscht bin ich auch vom Kollegen Van der Bellen, der gesagt hat, es hat früher kein Geld dafür gegeben, wird es halt jetzt auch keines geben.

Frau Minister! Sie haben heute so viele I-Begriffe verwendet, dazu fällt mir ein, Sie sagen dazu vielleicht: I net! – und das ist mir zu wenig! (Beifall bei der SPÖ.)

Ebenso wenig trägt das Bildungsbudget 2000 – und das ist der wichtigste Punkt – dem Prinzip des lebenslangen berufs- und lebensbegleitenden Lernens Rechnung. Im Rechnungshof war das lebenslange Lernen und die Erwachsenenbildung Gegenstand einer Überprüfung im Jahr 1999, und letztlich sind auch die Überlegungen der letzten fünf Jahre darin eingeflossen. Insgesamt zeigt sich ein deprimierendes Bild!

Die Ausgaben für die Erwachsenenbildung betragen nur 0,33 Prozent jener für die Erstausbildung an den Schulen, und die von der Europäischen Kommission formulierten Ziele stimmen überhaupt nicht mit den österreichischen Zielen überein. Wen wundert es da noch, meine sehr verehrten Damen und Herren, dass wir den Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, besonders aber in der Bewältigung der neuen Technologien so nachhinken, zumal wir sie nicht einmal zeitgemäß unterrichten und im Wege des berufsbegleitenden Wissenserwerbes nur zu einem so geringen Prozentsatz weiter anbieten?


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