Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 24. Sitzung / Seite 150

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Und weil ich gerade Herrn Abgeordneten Van der Bellen sehe: Ich erinnere mich immer an seine Rede, in der er gesagt hat, man möge ihn mit dem Tabakgesetz in Ruhe lassen, er möchte am Gipfel eines Berges in Ruhe eine Zigarette rauchen.

Ich würde Ihnen den Rat geben, wenn Sie vom Gipfel wieder hinuntergehen, in der Ebene im Prater zu laufen. Wissen Sie, warum? – Sie sind ja Professor. Eine der berühmtesten Universitäten der Welt – da werden Sie mir zustimmen – ist die Harvard University. Dort wurde an 18 000 Absolventen eine Studie durchgeführt, diese wurden über 13 Jahre lang beobachtet. Von denjenigen, die zwei bis drei Stunden Bewegung – ich sage bewusst nicht Sport, sondern Bewegung – gemacht hatten, und zwar in Form von schnellerem Gehen oder langsamem Joggen, bei dem man noch reden kann, oder nach der berühmten Formel "180 minus Lebensalter" für den Puls – ich bin 48, daher würde ein Puls von 132 reichen –, gab es 63 Prozent weniger Herzinfarkt. Meine Damen und Herren, das schafft kein Medikament der Welt! (Beifall bei der ÖVP.)

Ein Stadtrat in Wien hat anlässlich einer Gesundheitsmesse zu mir gesagt (Abg. Neudeck: Aber nicht der Svihalek!): Na, Doktor, du mit deinen Tabletten – das ist alles ein Blödsinn! Ich war beim Internisten, der hat mir gesagt: Nimm etwas für den Blutdruck, nimm etwas für den Zucker, nimm etwas fürs Übergewicht, nimm etwas für den Cholesterinspiegel! Dann bin ich zu meinem Hausarzt gegangen. Der hat gesagt: Nimm ab und beweg dich! Ich habe 20 Kilogramm abgenommen und gehe in schnellerem Tempo wandern. Ich brauche überhaupt kein Medikament!

Dieser Stadtrat hat Recht gehabt. Sie müssen deshalb nicht nach Deutschland zu Joschka Fischer schauen. Ich schaue dort eh nicht hin, weil er mir auf Grund seiner Äußerungen in letzter Zeit nicht so sympathisch ist. Aber das Konzept ist richtig.

Wenn man weiter in die Tiefe geht, werden Sie auf noch etwas draufkommen, was Sie wahrscheinlich nicht wissen: Sie können die Zahl der Depressionen und der Angstattacken um die Hälfte reduzieren – und das ist schon sehr wesentlich –, wenn Sie laufen. Das ist allein durch Laufen oder Joggen möglich. Wir leben doch in einer Welt, in der jeder gesund und schön alt werden will. Und das wäre eigentlich ein Grund, Sport zu betreiben.

Ich möchte Ihnen drei Punkte nennen, warum das auch politisch sehr wichtig ist. Sport statt Drogen! – Ich weiß nicht, wer diesen Begriff geprägt hat, aber es gibt sehr gute amerikanische Untersuchungen, wonach Schulkinder, die Sport betreiben, später nur halb so oft Kontakt mit Rauschgift haben wie diejenigen, die das nicht tun. Ich glaube, das hat etwas zu tun mit einem anderen Selbstbewußtsein, das diese Kinder haben.

Zweiter Punkt: Wir reden immer von den gesunden Jungen, von den Ortliebs und wie sie alle heißen, von den Idolen. Aber Sport wäre besonders wichtig im Alter! Im Alter sterben sehr viele Freunde weg, man hat Beschwerden, es tut einem alles weh. Da wäre Sport als Mittel gegen die Einsamkeit, die ja wirklich eine Plage ist, ganz besonders wichtig dafür, neue Kontakte zu schließen und gleichzeitig das tägliche Leben ohne Pflegebedürftigkeit schaffen zu können. Mit ganz wenig Bewegung könnten Sie, wenn Sie ein bißchen früher damit beginnen, erreichen, dass die Pflegebedürftigkeit gesenkt werden könnte. (Abg. Dietachmayr: Es wäre gesünder, eine Runde ums Parlament zu machen!)

Dritter Punkt: Kinder in Amerika verbringen nach der Schule im Durchschnitt – ich nehme an, die österreichische Zahl ist nicht anders – vier Stunden vor Fernseher, Internet und Videospielen. Würden sie nur eine Stunde für Bewegung verwenden, könnten sie die spätere Rate an Übergewicht um etwa 30 bis 40 Prozent senken. Haben Sie gewusst, dass das starke Übergewicht – nicht ein paar Kilogramm, sondern das starke Übergewicht – gesundheitspolitisch genauso hohe Kosten wie die Krebserkrankungen verursacht?

Haben Sie gewußt – damit spreche ich auch die Gewerkschaften an –, dass, wenn Sie wegen eines Rückenleidens invalidisiert werden, der Schaden eigentlich schon ungefähr 30 Jahre vorher begonnen hat? – 30 Jahre lang wehrt sich der Körper mehr oder weniger, aber irgendwann ist der Ofen aus. Doch wir machen meistens Strategie am Ende, wir schicken den Patienten auf


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