Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 25. Sitzung / Seite 49

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Wie dem Bericht über die Verkehrsentwicklung Tirols für das Jahr 1999 zu entnehmen ist, ist der Verkehr zum Beispiel auf der Autobahn bei Kufstein zwischen 1991 und 1998 um 53 Prozent gestiegen. 1,5 Millionen LKW rollten allein im Jahre 1999 über den Brenner – 186 000 Lkw beziehungsweise 14,3 Prozent mehr als 1998. Und jetzt lesen wir, dass bereits in den ersten drei Monaten des Jahres 2000 ein weiterer Zuwachs um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen ist. Laut Verkehrsprognosen ist das jedoch noch lange nicht das Ende.

Meine Damen und Herren! Die Menschen in Tirol brauchen eine Alternative. Die Verlagerung zumindest des Verkehrszuwachses auf die Schiene darf nicht zu einem Schlagwort verkommen! (Allgemeiner Beifall.)

Für eine solche Verlagerung ist eine entsprechende Schieneninfrastruktur zwingend notwendig. Die Kapazitätsgrenze der Bahn ist nämlich im Abschnitt zwischen Kundl, Radfeld und Baumkirchen längst überschritten. Mehr Güterzüge auf der Schiene sind also nur bei weiterer Einschränkung von Personenzügen möglich. Dieses Nadelöhr wird jetzt Gott sei Dank beseitigt. Damit liegen die nächsten Engstellen aber bei Kufstein und über den Brenner.

Die Wirtschaft, die Frächter und die Autobahnbetreiber haben die Zeichen der Zeit bereits erkannt. Fercam, einer der größten italienischen Frächter, hat vor wenigen Wochen gemeinsam mit der Südtiroler Brennerautobahn eine Bahnbetreiberfirma gegründet, die den Staatsbahnen auf der Brennerachse Konkurrenz machen wird. Einem Frächter ist es nämlich egal, ob er sein Geld auf der Straße oder auf der Schiene verdient. (Rufe und Gegenrufe zwischen den Abgeordneten Edler und Mag. Kukacka. )

Ein Vertreter von Fercam sagte im "WirtschaftsBlatt" – ich zitiere –:

Die Straße stößt als Transportweg an die Kapazitätsgrenzen. Das Angebot der Bahnbetreiber ist keine Alternative. Was hilft, sind schnelle Liberalisierung und private Konkurrenz. Wir werden die Preise um 20 Prozent senken, um konkurrenzfähig zu sein. – Zitatende. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP, der Freiheitlichen sowie der SPÖ.)

Offensichtlich erwarten sich die Betreiber aber trotzdem ein Geschäft. Deshalb wundere ich mich, wenn ich von mangelnder betriebswirtschaftlicher Rentabilität auf der Brenner-Route höre. Aber die weitere Liberalisierung dieses Bereiches und der Ausbau der Schieneninfrastruktur sind absolut notwendig.

Meine Damen und Herren! Es ist auch richtig, dass auf der Südosttangente noch mehr LKW fahren als auf der Brenner-Route. Aber ich muss, ohne die Belastungen der Menschen gegeneinander ausspielen zu wollen, auf die besondere Situation in den Alpentälern hinweisen. Im Tiroler Unterinntal leben 80 Prozent der Tiroler Bevölkerung. Dieses Tal wird von Auto- und Eisenbahn durchschnitten. Eine emissions-klimatologische Studie der Ökoscience Lufthygiene AG für das Unterinntal hatte im Jahre 1999 folgendes Ergebnis: Die Immissionsbelastung liegt bereits heute, besonders bei Stickoxiden und Ozon, zum Teil beträchtlich über den gesetzlichen Grenzwerten. Die Ozonbelastung übertrifft an sämtlichen untersuchten Stationen die Grenzwerte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Neue Erkenntnisse über lungengängige Feinstäube zeigen, dass schon bei der heutigen Belastung mit bedeutenden gesundheitlichen Konsequenzen zu rechnen ist; deren volkswirtschaftliche Kosten gehen in Milliardenhöhe.

Da soll dann noch einer behaupten, dass sich der Bahnausbau volkswirtschaftlich nicht rechnet! (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP, der SPÖ sowie der Abg. Dr. Moser.  – Abg. Schwemlein: Bravo!)

Alpentransitachsen sind durch das hohe Verkehrsaufkommen und dadurch, dass Inversionen in den Alpentälern den Austausch der Luftmassen, vor allem in der Nacht und im Winter, verhindern, besonders belastet!

Meine Damen und Herren! So ein Alpental ist wie eine Wanne mit einem Deckel, in der, wenn der Wind geht, der Dreck hin- und herschwimmt. Das ist in der Ebene eben anders. Dazu


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