weggenommen. Jetzt so zu tun, als ob Sie mit der einen Milliarde den Schritt in das dritte Jahrtausend machten, ist einfach eine Chuzpe. – Entschuldigen Sie schon. (Beifall bei der SPÖ.)
Auch das ständig wiederholte Argument, mit 10 000 S Studiengebühren würde ein Anreiz erzeugt, der Österreichs überlange Studienzeit verkürzt, ist einfach Unsinn oder, anders herum gesagt, Ideologie. Die zentralen Kosten für die Studierenden sind nach wie vor ihre Lebenshaltungskosten während des Studiums, und die sind wesentlich höher als die 10 000 S. Wer sich das schon nicht leisten kann, kann sich auch die 10 000 S nicht leisten.
Es kann nicht um einen zusätzlichen Anreiz in Form von Kosten gehen. Wer es sich heute leisten kann, sieben bis acht Jahre zu studieren, weil es die Eltern zahlen, der kann auch die 10 000 S leicht aus dem elterlichen Einkommen zahlen. Und wer es sich nicht leisten kann, Herr Klubobmann Westenthaler, der muss arbeiten. Und das verlängert das Studium. Das wissen wir aus den Untersuchungen, deren Ergebnisse ebenfalls in Ihrem Haus aufliegen. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Ing. Westenthaler. )
Schon heute, meine sehr geehrten Damen und Herren, arbeiten fast 50 Prozent der Studierenden neben ihrem Studium. Überwiegend müssen sie arbeiten, um sich das Leben während des Studiums leisten zu können.
Sie, Frau Bundesminister Gehrer, weisen zur Begründung Ihres Wortbruchs in Sachen Studiengebühren darauf hin, dass 43 Prozent der Studierenden im letzten Jahr keinerlei Prüfungen abgelegt hätten. Frau Bundesministerin! Lesen Sie den Bericht über die soziale Lage der Studierenden, dann werden Sie feststellen, dass ein ganz wesentlicher Grund dafür, dass Studierende keine Prüfungen innerhalb eines Jahres ablegen, der ist, dass sie berufstätig sind und dass ihnen diese Berufstätigkeit, der sie nachgehen, weil sie sich sonst kein Studium leisten können, es ihnen vielfach nicht erlaubt, die Prüfungen abzulegen. Das ist der Grund. (Beifall bei der SPÖ.)
Und jetzt führen Sie Studiengebühren ein, die noch mehr Studierende veranlassen werden, zwingen werden, zu arbeiten statt zu studieren. Diese Studierenden werden länger studieren, denn das ist der Hauptfaktor für lange Studienzeiten in Österreich. Das ist empirisch erwiesen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Frau Bundesministerin! Haben Sie sich einmal die Frage gestellt, welche sonstigen Effekte Sie erzielen? Haben Sie sich gefragt, was in Familien mit zwei, drei Kindern, die gerne studieren möchten, der Effekt der Einführung dieser Studiengebühren sein wird, falls die Eltern nicht reich sind, sondern nur über ein durchschnittliches Einkommen verfügen? – Es wird genau das eintreten, was vor 30 Jahren der Grund dafür gewesen ist, die Studiengebühren abzuschaffen. Es werden dann die Mädchen sein, die nicht mehr studieren können, und das ist ein Effekt, gegen den wir ankämpfen! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
Es waren die Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen, es war Frau Bundesministerin Firnberg, die dafür gesorgt haben, dass Studiengebühren mit dem Bundesgesetz vom 15. Februar 1972 abgeschafft wurden, weil es in der Bildungspolitik generell darum geht, die Chance zur Bildung fair zugänglich zu machen, fair und gerecht für junge Frauen und junge Männer, fair und gerecht für die Studierenden aus Familien mit geringerem Einkommen, die auch wollen, dass ihre Kinder eine bessere Ausbildung machen, fair und gerecht auch für jene, die etwas weiter weg von den Studienplätzen, von den Universitätsstätten wohnen.
Das ist das Ziel, warum wir in den vergangenen 30 Jahren versucht haben, keine Studiengebühren zu haben, sondern alles zu tun, um mehr Menschen den Zugang zu dieser höchsten Bildungsstufe Österreichs zu ermöglichen. (Beifall bei der SPÖ.)
Frau Bundesministerin! Sie sagen, es werde "Darlehen" für jene geben, die sich die Studiengebühren nicht leisten und diese nicht anders zahlen können. – Sie wollen offenbar, dass Studierende schon während des Studiums Schulden aufbauen. Sie verlangen, dass Studierende Schulden machen, während Sie hingegen staatlicherseits ständig für eine Null-Option eintreten. Halten Sie das nicht für ein bisschen zynisch?! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Ing. Westenthaler: