Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 36. Sitzung / Seite 215

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sen, dass eine fünfjährige Berufsunterbrechung einen Einkommensverlust von minus 9 Prozent bewirkt. Im Unterschied dazu kann eine Frau, die in diesen fünf Jahren in ihrem Job bleibt, das Einkommen um plus 20 Prozent verbessern. Das heisst, die Differenz summiert sich dann in diesen fünf Jahren auf nahezu 30 Prozent.

Ein weiterer Punkt, den ich in diesem Zusammenhang noch ansprechen möchte, ist die ungleiche Verteilung der Versorgungsarbeit, die natürlich zu Lasten der Frauen ausgeht. Um die Langsamkeit der Entwicklung und die Komplexität darzustellen, die notwendig ist, um hier anzusetzen, möchte ich kurz das Szenario, wie der Prozess vorangetrieben werden könnte, schildern, welches in diesem Bericht dargestellt wird. Es wird dabei davon ausgegangen, dass es einen Konsens darüber gibt, die Einkommensungleichheit innerhalb von zehn Jahren um ein Fünftel zu verringern.

Wenn man sich in Österreich auf ein solches Ziel einigen würde, dann wäre das erreichbar, wenn Jahr für Jahr die Berufschancen für mindestens zwei Drittel der Berufsanfängerinnen an jene ihrer männlichen Kollegen angepasst würden und wenn sich in der Hälfte der Haushalte, in denen ein Kind geboren wird, Mutter und Vater entschlössen, eine gleichartige Balance zwischen beruflicher Leistung und persönlicher Versorgung zu finden. – Sie sehen, es wäre ein sehr ambitioniertes Szenario, und dennoch würden wir in diesen Jahren nur einen geringen Fortschritt erzielen.

Welche Schlüsse kann man aus diesem Bericht ziehen? – Zum einen den Schluss, dass die Schritte, die die Bundesregierung jetzt setzt, genau in die falsche Richtung weisen. Im Bildungsbereich – um diesen anzusprechen –, der ein wichtiges Instrument in dieser Frage wäre, wird durch die Einführung der Studiengebühren wieder die Diskussion forciert, ob Mädchen mit einer höheren Grundausbildung wirklich die Chance bekommen, diese Bildung zu absolvieren.

Und mit Ihrem Modell des Kindergeldes schaffen Sie ein Anreizsystem für lange Berufsunterbrechungen und ein System, das die Rollenbilder und die Rollenaufteilungen verfestigen wird. All das steht dem entgegen, dass die Versorgungsarbeit aufgeteilt werden müsste.

Die Regierungsparteien haben sich offensichtlich dazu entschlossen, die Weichen in die falsche Richtung zu stellen und Maßnahmen zu setzen, die die Einkommensunterschiede weiter vergrößern werden. Nach Lektüre dieses Berichtes muss ich sagen: Sagen Sie bitte nicht, Sie täten es nicht wissentlich! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

21.57

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Rosemarie Bauer. Die Uhr ist auf 8 Minuten gestellt. – Bitte.

21.57

Abgeordnete Rosemarie Bauer (ÖVP): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte mich vorweg bei den Autoren und bei allen, die an diesem Bericht mitgearbeitet haben, sehr herzlich bedanken. Soviel ich mich erinnern kann, war es ein Begehren des Gleichbehandlungsausschusses und der Frauen aller Fraktionen in diesem Hause, verknüpfte Daten zu erstellen, die uns gerade in dieser sehr sensiblen Frage – gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit – helfen sollten, jene Ansätze zu finden, die jetzt vorliegen.

Dieser Bericht beschäftigt sich mit dem Beobachtungszeitraum von 1977 bis 1996, wird von Herrn Bundesminister Bartenstein vorgelegt, wurde jedoch von Frau Bundesministerin Hostasch begonnen.

Dieser Bericht ist von der Gliederung und von der Information her ausgezeichnet. Er ist aber nicht weniger deprimierend als alle Berichte, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben, wenn man bedenkt, dass Fraueneinkommen beziehungsweise die Forderung nach gleichem Lohn für gleichwertige Arbeit eigentlich bereits zu Beginn der Frauenbewegung eine der drei zentralen Forderungen der Frauen war, also schon vor 170 Jahren. Das Recht auf gleiche Ausbildung ist verwirklicht, das Wahlrecht ist erreicht, aber es ist äußerst schwierig, den gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit durchzusetzen oder zu erreichen.


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