Wir haben in den nächsten vier Jahren zum Beispiel in Niederösterreich auf Grund dieser Einsparungsmaßnahmen damit zu rechnen, dass 900 Lehrer allein im allgemeinen Pflichtschulwesen eingespart werden. Dem kann man natürlich mit in etwa 500 Pensionierungen entgegentreten. Da muss man aber die Kollegen, die jetzt 55 Jahre alt sind, dazu motivieren, dass sie das auch tun werden. Man muss schon die 55-Jährigen miteinbeziehen und motivieren, in Pension zu gehen.
Dann bleiben aber immer noch 400 junge Lehrer übrig, die Sie einsparen wollen, die Zeitverträge haben und die dann nicht mehr weiterbeschäftigt werden. Ich bin schon sehr gespannt darauf, welche Maßnahmen Sie ihnen anbieten werden und welche Möglichkeiten, damit sie dann weiterhin ihr Einkommen haben werden.
Aber noch viel krasser ist diese Einsparung, wenn wir uns das Wiener Bildungswesen anschauen. Das Wiener Schulwesen, das allgemeine Pflichtschulwesen in Wien, hat mit Einsparungsmaßnahmen von 14 Prozent – es ist eigentlich nicht ganz erklärbar, warum es gerade in Wien 14 Prozent und in den übrigen Bundesländern 8 Prozent an Einsparungen gibt – zu rechnen. Was das bedeutet, sind in Summe in den nächsten drei Jahren in etwa 1 445 Dienstposten – und das gerade in einer Bundeshauptstadt, in der bekanntermaßen die Bildung und die Ausbildung, das Pflichtschulwesen mit seiner Reformpädagogik und mit seinen besonderen integrativen und innovativen Ansätzen eigentlich weltweit Beachtung gefunden haben.
Ich kann Ihnen gerne einen Brief der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung aus Bayern zeigen. Es war eine Lehrergruppe auch in meiner Schule, einer Hauptschule, und in der benachbarten Volksschule. Man konnte sehen, was dort alles an Unterrichtsqualität und an zusätzlichen Leistungen für Kinder, für Schülerinnen und Schüler geboten wird. Man hat unter anderem auch in diesem Dankschreiben an die LehrerInnen geschrieben: Wir sind bemüht, unsere Beobachtungen auch einem größeren Kreis zugänglich zu machen, um die Orientierung an europäischen Entwicklungen zu fördern. – Europa betrachtet also das Wiener Schulwesen als eines, das so qualitätsvoll ist. Und diese Qualität geht jetzt verloren.
Was bedeuten denn 1 445 Dienstposten weniger? – Das bedeutet Qualitätsverlust in den Schulen. (Abg. Schwemlein: Und Einzelschicksale!) Was alles wird nun nicht mehr stattfinden können? Worauf müssen unsere Schüler und Schülerinnen in Zukunft verzichten? – Das ist zum Beispiel die Einsparung bei der Fremdsprachenoffensive, die Einsparung von "native speakers". (Abg. Amon: Das ist doch überhaupt nicht wahr!) – Ja, hören Sie mir zu, Herr Amon! Ich sage es Ihnen der Reihe nach. Die Begabtenförderung, die zusätzlichen Lehrereinsatz fordert, und ganz besonders das interkulturelle Lernen – darauf möchte ich auch im Detail hinweisen (Abg. Amon: ... keine Bildung eingespart!) – sind davon betroffen. Nicht nur, dass in der Landeshauptleutekonferenz am 16. Oktober eine Einsparung von 14 Prozent ausgemacht wurde, hat am 13. November die Frau Bundesministerin der Frau Vizebürgermeisterin Laska in einem Gespräch noch mitgeteilt hat, dass auch die Zuschläge für besondere Aufgaben des Schulwesens in Wien nicht inkludiert sind, das heißt, noch zusätzlich gestrichen werden.
Was bedeutet das? – Das bedeutet 750 LehrerInnen im Bereich des interkulturellen Lernens weniger, das bedeutet 180 LehrerInnen im Bereich der muttersprachlichen Zusatzunterrichte weniger. Das ist es eigentlich, worum es hiebei geht, nämlich dass wir nicht mehr nach dem Prinzip "fördern statt Auslese" vorgehen können, sondern dass wir die Qualität und die qualitätsvolle Ausbildung unserer Schülerinnen und Schüler schlicht und einfach den Bach hinunter schicken. (Beifall bei der SPÖ.)
Was mich daran besonders bestürzt, sind Ihre heutigen Aussagen, in denen Sie auch die qualitätsvolle Arbeit der Klassenvorstände angesprochen und diesbezüglich von Verwaltungstätigkeit gesprochen haben. Frau Ministerin! Sie sind so wie ich Lehrerin im Pflichtschulwesen, im Pflichtschulsystem. Sie wissen ganz genau, was es heißt, Klassenvorstand zu sein. Ich war es viele Jahre lang, und ich denke, Sie waren es auch irgendwann einmal. Sie wissen ganz genau, dass nur ein ganz kleiner Teil davon Verwaltung ist, dass sich der größte Teil eigentlich um die Zuwendung, um pädagogische Gespräche, um pädagogische Gespräche mit Eltern, mit Erziehern und um viele, viele andere Dinge mehr drehen muss und drehen wird. (Abg. Amon: