Jetzt zum Behindertensport, Frau Ministerin! Sie haben immer gesagt: Der Behindertensport ist Ihnen so wichtig, die Behinderten sollen doch Sport betreiben, weil das gesund ist – aber das ist eine andere Diskussion –, und vor allem Sport, Sport, Sport, alle Behinderten machen Sport!
Aber Sie haben vergessen, dass der Sport, den behinderte Menschen machen, zwar Sport ist, aber nicht als Sport anerkannt wird, geschweige denn wirklich auch als Sport entsprechend finanziert wird. Das ist das Problem, das wir in Österreich haben.
Es ist wirklich eine Schande für dieses Land, dass sich heute Sportgruppen, die auf nationaler oder internationaler Ebene zu Veranstaltungen fahren, sogar noch ihre Trainingsanzüge erbetteln müssen, damit optisch alle gleich ausschauen. So schaut die Förderung im Behindertensport aus! Mit diesen 48 Millionen Schilling, die Sie dem Behindertensport zur Verfügung gestellt haben, Frau Ministerin, kommen wir eben nicht weit. (Abg. Dr. Niederwieser: Das ist nicht viel, ja!) – Ich sage jetzt "wir", aber ich meine nicht "wir", denn ich mache keinen Sport. Damit kommen die Behinderten nicht weit.
Sie wissen doch ganz genau, dass es, wenn im Behindertensport Veranstaltungen durchgeführt werden, eines ungleich höheren Personalaufwands als beim Nicht-Behindertensport bedarf. Da müssen mehr Betreuer und Masseure mitkommen, da ist eine ganz andere Grundlage zu schaffen, damit behinderte Menschen auch Sport betreiben und ihre Leistungen erbringen können. Dieser Mehraufwand, Frau Ministerin, ist nirgends zusätzlich dotiert, und noch dazu macht die Sportförderung im Behindertensport nur 8 Prozent des Gesamtbetrages aus.
So wichtig kann Ihnen der Behindertensport also nicht sein. Das hat sich auch gezeigt, als unsere Olympiasportler zurückgekommen sind. Wo waren Sie da, Frau Ministerin? (Vizekanzlerin Dr. Riess-Passer: Im Ministerrat, Frau Abgeordnete!) Sie sind auch im Behindertensport nur dann anwesend, wenn eine Fernsehkamera da ist. (Vizekanzlerin Dr. Riess-Passer: Nein, ich war im Ministerrat! – Zwischenruf der Abg. Achatz. ) Ist die Fernsehkamera nicht da, dann sind auch Sie nicht da. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Das heißt, man weiß schon im Vorhinein, ob die Frau Vizekanzlerin da sein wird. Man braucht nur zu fragen, ob der ORF kommen wird. (Vizekanzlerin Dr. Riess-Passer: Im Ministerrat war ich! Das ist eine Unverschämtheit, Frau Abgeordnete!) Aber so ist es eben. (Vizekanzlerin Dr. Riess-Passer: Das ist eine Unverfrorenheit! – Zwischenruf der Abg. Achatz. ) Das sage nicht ich – ich mache keinen Sport –, sondern das sagen mir die Behindertensportler. Die werden es wissen, denn die haben Sie nicht gesehen. (Abg. Böhacker: Tiefste Schublade ist das, tiefste Schublade! – Abg. Edlinger: Das ist adäquat! – Abg. Achatz: Nein, nein! – Ruf bei den Freiheitlichen: Das ist fast auf dem Niveau vom Kollegen Edlinger!)
Es geht noch um etwas anderes, Frau Vizekanzlerin. Wenn Sie ernsthaft daran interessiert sind, dass auch behinderte Menschen Sport betreiben, dann müssten Sie noch ernsthafter daran interessiert sein, dass endlich alle Sportstätten barrierefrei gestaltet werden. Auch das stagniert!
Frau Ministerin! Sie müssten nicht nur darauf schauen, dass bestehende Sporteinrichtungen endlich barrierefrei gemacht werden, Sie hätten auch dafür zu sorgen, dass in Sportstätten, in denen zum Beispiel eine gewisse Anzahl an Rollstuhlplätzen vorhanden ist, diese Plätze nicht reduziert werden. (Präsident Dr. Fischer übernimmt wieder den Vorsitz.)
Was ist denn jetzt im Schwarzenegger-Stadion geschehen? Haben Sie übersehen, Frau Vizekanzlerin, dass dort zwei Drittel der Rollstuhlplätze ganz einfach abgeschafft werden? (Abg. Kopf: Für alles ist sie aber auch nicht verantwortlich!) Offenbar meint man, es ist ja Wurscht, da machen wir jetzt Plätze für Fußgänger. – Dort wird jetzt nämlich eine Zusatztribüne hingestellt. (Abg. Edlinger: Das ist schon ein Bundesstadion! – Abg. Kopf: Nein, nicht mehr! – Abg. Edlinger: Bezahlt worden ist es vom Bund! – Abg. Kopf: Ein Drittel!)
Frau Ministerin! Dafür haben Sie sich einzusetzen, und da haben Sie nachzufragen, wie es denn möglich ist, dass man in bestehenden Sporteinrichtungen, die neu sind, wieder die Plätze reduziert und damit Menschen, die sich für Sport interessieren, mehr oder weniger die Möglichkeit nimmt, an Sportveranstaltungen teilzunehmen. Da bin ich neugierig auf die Antwort, die