Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 47. Sitzung / Seite 197

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22.45

Abgeordneter Dr. Erwin Rasinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Hohes Haus! Nachdem ich dir jetzt zugehört habe, Jacky Maier, würde ich in der Fußballersprache sagen: Du hast wieder einmal einen Tritt aufs Schienbein gemacht. Das tut man nicht bei Frauen, das gehört sich nicht! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Petrovic: Wir werden uns das merken, dass man offenbar Männer aufs Schienbein treten darf!)

Ich möchte wieder zum Thema zurückfinden, und das Thema heißt Sport. Ich halte es für sehr positiv, dass wir eine neue Ministerin haben, die sich sehr für Behindertensport einsetzt, für Paralympics, aber auch für die Sportmedizin.

Sehr geehrte Frau Ministerin! Ich möchte Sie aber auch für etwas Neues sensibilisieren, was aus meiner Sicht sehr wichtig ist, nämlich Sport im Alter. Jetzt werden Sie alle lächeln und fragen: Wozu brauchen wir das?

Der durchschnittliche Österreicher glaubt, dass ins Fitnesscenter nur junge, dynamische, schlanke Leute hingehören. Ich sage immer als Arzt, aber auch als Sportarzt: Eigentlich sind die völlig falschen Leute beim Sport. Der durchschnittliche Österreicher glaubt auch, dass es Sport ist, wenn er mit einem Bier in der Hand Hermann Maier im Fernsehen zuschaut. Ich sage Ihnen, das ist schlicht und einfach der falsche Lebensstil.

Wenn man das richtig machen würde, könnte jeder für sich profitieren. Das hat aber eine gesellschaftspolitische Komponente, die wir unbedingt sehen müssen. Ich werde Ihnen vier Punkte nennen, die zeigen, warum Sport im Alter sehr wichtig sein könnte, für alle, für Sie und für mich.

Wir könnten, wenn wir uns regelmäßig bewegen würden, unsere Pflegebedürftigkeit um vier Jahre hinausschieben und im Alter nur halb so pflegebedürftig sein. Das ist eine ganz wichtige Erkenntnis im Vergleich zu dem, was wir heute in der Gesundheitspolitik tun: Wir schauen immer, dass die Menschen im Spital ein möglichst schönes, weißes Bett haben. (Unruhe im Saal. – Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen. – Abg. Dr. Mertel: Die Rede habe ich schon dreimal gehört!) Viermal hören Sie es, fünfmal, wenn Sie wollen! (Abg. Dr. Mertel: Das interessiert mich! Deshalb habe ich es mir gemerkt!)

Zweitens: Sie können, wenn Sie sich viermal in der Woche 30 Minuten lang bewegen, Ihre Herzinfarkt-Häufigkeit um die Hälfte senken.

Drittens – das haben Sie noch nicht gehört, das sage ich Ihnen jetzt –: Wenn Sie sich regelmäßig bewegen – das ist vor allem im Alter sehr wichtig –, dann können Sie einen ganz wichtigen Faktor, nämlich Depression und Einsamkeit, wie auf keine andere Weise bekämpfen.

Viertens – ganz neu –: Wir wissen heute, dass es kein Medikament gibt, das für die Gehirndurchblutung so anregend ist wie Bewegung.

Zwei Drittel der Österreicher machen überhaupt keine Bewegung, und im Alter sind es weit über 90 Prozent. Wir von der Regierung haben mit dem Fonds "Gesundes Österreich" 100 Millionen Schilling für Prävention freigemacht. Das ist eigentlich relativ wenig in einem System, das 215 Milliarden Schilling ausgibt.

Wenn die Österreicher Sport nur als etwas begreifen, was sie am Nationalfeiertag tun, dann ist das zu wenig. Wir werden Sport im Alter brauchen, und Alter ist bei mir weit über 60. (Abg. Öllinger: Kollege Rasinger!) Wenn wir das einsehen, dann werden wir dieses Megathema bewältigen. Es wird aus finanziellen Gründen wichtig sein, aber für jeden Einzelnen auch aus Gründen der Lebensqualität. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen sowie der Abg. Dr. Mertel. )

22.48

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Faul. Er hat das Wort.


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