Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 49. Sitzung / Seite 19

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wenn wir im Unterrichtsbudget ein Plus von 1,7 Prozent haben, dann ist das doch kein Anschlag auf das Bildungssystem. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Sie wissen, auch ich hatte Probleme, als mehr oder weniger über Nacht – obwohl es ja viele Jahre hindurch Diskussionen gegeben hat – 5 000 S Studiengebühr pro Semester eingeführt wurden. Ich habe den Dank hinsichtlich der guten Kooperation deshalb an den Beginn meiner Ausführungen gestellt, weil uns im Zusammenhang mit der sozialen Abfederung dieser Studiengebühren wirklich einiges gelungen ist. (Abg. Mag. Gaßner: Da ist euch etwas "gelungen"!) Ich möchte das schon auch sagen, weil ich heute zu sagen wage, dass in Österreich niemand allein auf Grund der Einführung dieser Studiengebühr aus sozialen Gründen nicht im Stande sein wird, ein Studium an einer österreichischen Universität zu absolvieren.

Wir haben sichergestellt, dass die Beihilfen und Stipendien an Breite und Höhe ausgeweitet werden. Wir haben sichergestellt, dass die Familienbeihilfe in der derzeitigen Form erhalten bleibt. Wir haben die Zuverdienstgrenze für die Studierenden auf 100 000 S erhöht und eine Jahresdurchrechnung eingeführt. Und wir bieten ein fast zinsenloses Darlehen an. Damit ist sichergestellt, dass jeder, der in Österreich studieren will, in Österreich auch studieren kann. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Herr Kollege Brosz und Herr Kollege Antoni! Sie sagen: Mehrausgaben für Bildung bedeuten 1 : 1 auch eine bessere Qualität in der Ausbildung. (Zwischenruf des Abg. Dr. Antoni. ) Doch, Sie haben es vorhin gesagt. (Abg. Brosz: Ich habe es gerade umgekehrt gesagt!) Na ja, aber dann ist ja der Umkehrschluss zulässig, Herr Kollege Brosz, wenn Sie es umgekehrt gesagt haben. Wenn Sie gesagt haben, dass jene, die am wenigsten für Bildung ausgeben, die schlechteste Ausbildung haben, dann ist der Umkehrschluss zulässig, dass jene, die am meisten ausgeben, die beste Bildung haben. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Brosz. )

Ich sage Ihnen aber, dass alle internationalen Studien belegen, dass das nicht der Fall ist. Alle internationalen Studien belegen auch, dass nicht die Frage der Klassenschülerhöchstzahlen für die Qualität der Ausbildung entscheidend ist. Interessanterweise schneiden jene, die die höchsten Klassenschülerhöchstzahlen haben, wie die Japaner und die Menschen in Singapur, am besten bei allen internationalen Studien ab. Das ist doch ganz interessant.

Sie sollten einmal zur Kenntnis nehmen, dass dieser Zusammenhang nicht stimmt. Es stimmt nicht, dass ein Mehr an Geld für Bildung automatisch eine bessere Ausbildung bedeutet. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Sie kritisieren die neuen Regelungen im Zusammenhang mit den Klassenvorständen und den Kustodiaten. Sie haben – ich erinnere mich sehr gut daran –, als wir den § 61 geändert haben, kritisiert, dass das Gegenrechnungsmodell dazu führt, dass an den Schulen plötzlich keine Schulskikurse und keine Exkursionen mehr durchgeführt werden können, weil wir ja den Lehrern damit die Überstunden nehmen. Jetzt verändern wir diesen § 61 – die Frau Bundesministerin hat ja schon bei der Einführung gesagt, dass sie das sehr kritisch begleiten wird –, und jetzt können plötzlich wieder keine Schulskikurse und Exkursionen stattfinden. (Abg. Mag. Mühlbachler: Genau so ist es!) Diese Argumentation ist hanebüchen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Wenn Sie sich die aktuelle Studie zur Lehrerarbeitszeit ansehen, werden Sie feststellen, dass AHS-Lehrer 13 Stunden und 28 Minuten – das ist ihre Selbstbeurteilung – unterrichtend in der Klasse verbringen. Ich möchte ausdrücklich sagen, dass der überwiegende Teil der österreichischen Lehrerinnen und Lehrer eine hervorragende Ausbildung in unserem Bildungssystem leistet. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Führen wir uns Folgendes vor Augen: In unserem Land sind 122 000 – 122 000! – Lehrerinnen und Lehrer beschäftigt, und wir haben 1,2 Millionen Schüler. Das ergibt eine Pro-Kopf-Zahl, Schüler/Lehrer, von 9,83. (Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek. ) Auf einen Lehrer kommen – ja, es ist eine Milchmädchenrechnung, das stimmt, das ist eine einfache Division – 9,83 Schüler. Ich frage Sie: Müssen wir nicht die Strukturmaßnahmen so setzen, dass die Verhältniszahl dem entspricht, was diese Division ergibt?


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