Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 49. Sitzung / Seite 37

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Abg. Ing. Westenthaler  – in Richtung SPÖ –: Da hat er jetzt aber gelacht, der Niederwieser!) Dieses Ensemble von Kultur, Bauten, Landschaft und Natur hebt uns vom übrigen Europa ab. Und es muss uns bewusst werden, dass unser kulturelles Erbe in einem rasch zusammenwachsenden Europa der wichtigste, weil unverwechselbare Teil unserer ganz eigenen österreichischen Identität ist. Daher steigt auch im kommenden Jahr unser Bildungs- und Kulturbudget um 1 Milliarde Schilling, von 76 auf 77 Milliarden Schilling, an, denn Bildung und Kultur, meine Damen und Herren, sind untrennbar miteinander verbunden. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Nur eine Gesellschaft, die sich ihrer Kulturgüter von klein auf bewusst ist, wird sie auch als ihr wirklich persönliches Anliegen sehen. Denken wir zum Beispiel an den Steffl in Wien, oder denken wir an irgendein Marterl, das von einer Schulklasse im ländlichen Raum restauriert und dann schlussendlich auch als ihr Marterl anerkannt und angesehen wird.

Bildung ist Geschichte, und dieses Geschichtsbewusstsein gilt es lebendig zu halten.

Gerade im Zuge der Restitutionsfragen wurden einzigartige Sammlungen in Österreich leider nur punktuell aufgearbeitet. Die Rückgabe des bekannten Klimt-Bildes "Dame mit Federboa" ist beschlossene Sache. Viele Sammlungen gehören aber prinzipiell besser inventarisiert und überprüft, auch im Sinne diverser Museumszusammenführungen. Für Inventarprobleme nenne ich nur die Österreichische Galerie als Beispiel.

In Zusammenhang mit der ganzen Diskussion um die Restitution stellt sich aber natürlich auch die Frage, wieweit andere Länder, die Alliierten, die ehemalige UdSSR, verpflichtet sind, Kunstschätze österreichischer Herkunft wie beispielsweise die bekannte Papyrus-Sammlung Pahlewi oder die Bücher aus dem Hause Esterhazy oder die Tapisserien des Kunsthistorischen Museums rückzuerstatten. Auch das muss diskutiert werden. Auch das gehört in das allgemeine Bild eines Geschichtsbewusstseins, denn nur bei entsprechender Bildung ist der geschichtliche Zusammenhang erkennbar und die Identifikation mit der eigenen Kultur, die so wichtig ist, möglich.

Es scheint mir daher ganz besonders wichtig, dass schon unsere Kinder in dieses geschichtliche Denken einbezogen werden, dass unseren Kindern unsere Schlösser, unsere Denkmäler, unsere Museen, unsere Gärten in einer für sie annehmbaren Weise näher gebracht werden und dass unsere Kinder und auch die Erwachsenen in diese Restauration unserer Denkmäler aktiv einbezogen werden. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Das soll sich möglichst so weit entwickeln wie beispielsweise in England das System des National Trust, dass es also auch bei uns freiwillige Helfer gibt, die Schlösser und Denkmäler, weil es ihnen ein persönliches Anliegen ist, mitrestaurieren und dann durchaus auch mitbesitzen. Dies formt und bildet die Bevölkerung, Teile der Wirtschaft sowie Teile der Berufswelt bereits ganz anders als derzeit bei uns in Österreich, obwohl kulturpolitische Projekte, wie unlängst bewiesen, bereits über 50 Prozent der Erwachsenen sehr wohl ein persönliches Anliegen sind, über die sie auch mitbestimmen wollen. Obwohl das jetzt schon so ist, ist der Sinn für die persönliche Verantwortung bei der Bewahrung des kulturellen Erbes bei uns sicherlich noch nicht genügend entwickelt. Und das muss unser Ansatz sein.

Unser Ansatz soll nicht sein: Kulturpolitik ist nichts fürs Volk, sondern unser Ansatz muss lauten: Kulturpolitik muss den Menschen ein solches Anliegen sein, dass sie zu ihrem ganz persönlichen Projekt wird.

Das heißt nämlich erfolgreiche Kulturpolitik: Motivation für Kultur, praktiziert auf den Grundfesten der Demokratie!

Das heißt erfolgreiche Kulturpolitik: Nicht zwischen Staat oder Markt entscheiden, sondern für die Interaktion!

Das heißt auch erfolgreiche Kulturpolitik: Nicht das Denkmal auf der einen Seite zu sehen und den passiven Betrachter auf der anderen Seite. Diese beiden Seiten müssen im Sinne einer


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