Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 49. Sitzung / Seite 38

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gemeinsamen Identifikation zusammen gebracht werden, denn nur so ist es möglich, das österreichische kulturelle Erbe, seine Bauten, seine Sammlungen, seine Gärten, seine Kulturlandschaften, im Sinne einer nationalen Stiftung, eines österreichischen Kulturparks zu einem wesentlichen Teil der österreichischen Identität im Herzen Europas zu machen.

Ich möchte mit den Worten von Hugo Portisch schließen: Diese Notwendigkeit, diesen Gedanken, diese Identifikation nicht wahrzunehmen, wäre ein Grund, an der Fähigkeit Österreichs zu zweifeln, seine Zukunft in Europa eigenständig zu gestalten. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

11.09

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Glawischnig. – Bitte.

11.09

Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig (Grüne): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Für mich etwas überraschend, aber doch sehr deutlich war das Bild, das Kollegin Povysil soeben gezeichnet hat und das ihr Kulturverständnis wiedergegeben hat: eine weitgehend intakte österreichische Natur, schöne Menschen, die brav und anständig ins Museum gehen und sich das kulturelle Erbe der Vergangenheit zu Gemüte führen. (Abg. Großruck: Das gilt auch für Sie!) Das ist dezidiert nicht mein beziehungsweise unser Kulturverständnis. (Beifall bei den Grünen.)

Zur "intakten Natur" sage ich jetzt nur einen Satz: Mittlerweile sind zwei Drittel der Tier- und Pflanzenarten in Österreich bedroht – das zum Bild der Intaktheit der Natur.

Besonders am Herzen liegt mir jedoch: Wenn man das kulturelle Erbe der Vergangenheit beschwört, dann sollte einem bewusst sein, dass wir heute das kulturelle Erbe der Zukunft produzieren beziehungsweise die Rahmenbedingungen für das Produzieren des kulturellen Erbes der Zukunft induzieren und fördern müssen. Wenn man von einem Kulturverständnis ausgeht, das sich ausschließlich in die Vergangenheit richtet, dann nimmt man den kommenden Generationen genau dieses kulturelle Erbe von heute und produziert – ich habe es schon öfters gesagt – bei der Gegenwartskunst und bei der Gegenwartskultur ein schwarzes Loch. Das ist nicht das, was wir wollen. (Beifall bei den Grünen.)

Es geht nicht nur um Schlösser, um Gärten und um Denkmäler, es geht in den kommenden Monaten vorwiegend um die Eröffnung des größten Kulturbezirkes Europas, nämlich des Museumsquartiers. Im Moment sieht es so aus, dass es ein Museum ausschließlich für die Vergangenheit, ein Kulturbezirk ausschließlich für die Vergangenheit wird, in dem all die spannenden, zeitgenössischen Einrichtungen, die sich mit dem Gegenwärtigen beschäftigen, keinen Platz mehr haben. Es tut mir Leid, dass Frau Dr. Povysil zu dieser Problematik keinen einzigen Satz verloren hat.

Wir haben jetzt 20 Jahre lang geplant, diskutiert, und es wird nächstes Jahr eröffnet. (Abg. Dr. Pumberger: Seit wann sind Sie schon in der Politik?) In der vorangegangenen Rede war jedoch kein einziger Satz über die Kultur der Gegenwart zu hören. Bezüglich der Frage, wie man mit der Gegenwartskultur umgeht, kommt besonders von Seiten der Freiheitlichen immer wieder Erschreckendes ans Tageslicht. Das Zitat von Herrn Abgeordneten Schweitzer – er ist im Moment nicht da – einer kritischen Institution gegenüber, dass sie nicht nur die Hand beißt, sondern sogar die Halsschlagader, birgt ein sehr seltsames Verständnis in sich und belegt eigentlich den Vorwurf, den wir immer wieder belegt wiederholen müssen, nämlich dass Institutionen, die sich auch mit der politischen Situation der Gegenwart auseinander setzen, von Förderungen ausgeschlossen werden sollen, dass also ein direkter Zusammenhang zwischen politischer Gesinnung und kunst- und kulturpolitischer Förderung hergestellt wird. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Ing. Westenthaler: Das macht aber niemand!)

Es ist leider so! Ich habe jetzt gerade das Beispiel genannt. Für mich ist auch bedauerlich, dass die Vorsitzende des Kulturausschusses, Frau Dr. Povysil, Erstunterzeichnerin dieser Anfrage ist,


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