Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 51. Sitzung / Seite 39

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Dipl.-Ing. Pirklhuber: Aber die Rahmenbedingungen! Sie müssen in Wahrheit die Rahmenbedingungen verändern, das ist es eben!)

Realität ist auch Folgendes, Herr Kollege Pirklhuber: In Österreich betragen die Produktionskosten für ein Kilo Weizen 2,40 S. Ich führe jetzt gar nicht die billigsten Produktionsstätten wie Argentinien, Ungarn oder andere an. Aber vergleichen wir mit Deutschland-Ost: 1,61 S. Und der Produktpreis in Österreich beträgt in etwa über den Daumen 1,50 S bis 1,55 S. (Abg. Dipl.-Ing. Pirklhuber: Weil der Produktionsausgleich ...!)  – So schaut es in der Realität aus!

Meine Damen und Herren! All jenen Kritikern, welche meinten, die EU-Agrarpolitik habe versagt, sei auch gesagt: Das wird sicherlich in manchen Bereichen stimmen, aber da muss man eben dabei sein, um dort etwas verändern zu können. Das ist die einzige Chance, die es gibt, um positive Veränderungen herbeizuführen! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dipl.-Ing. Pirklhuber: Das müssen Sie Frau Achatz sagen!)

Ein weiterer Punkt: Gerade von Ihrer Seite (der Redner blickt in Richtung SPÖ)  – ich verstehe das; das ist aus der Sicht der Opposition, aufgrund dessen, dass man nicht mehr in der Regierung ist, vielleicht auch verständlich – wurde erklärt, die Bauern hätten beim Budget positiv abgeschnitten (Abg. Brix: Nicht alle!), und zugunsten der Großbauern müsste der Arbeitnehmer, der so genannte kleine Mann bezahlen. – Wie schaut denn die Einkommensentwicklung des Industriearbeiters im Verhältnis zur Landwirtschaft aus? (Der Redner hält eine Graphik in die Höhe.)  – Ich kann nur sagen: Wir Bauern würden uns wünschen, dass es bei uns ähnliche Entwicklungen gäbe, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Der österreichische Bauer ist in allen Agrarmärkten dem Wettbewerb ausgesetzt. Aber wo der Wettbewerb nicht funktioniert, das sind die Betriebskosten, meine Damen und Herren. Wie schaut es denn tatsächlich aus, wenn ich als Bauer 1 000 Kilo Soja-Schrot kaufe, 1 000 Kilo Handelsdünger und vielleicht 500 Liter Dieseltreibstoff? Wie schaut denn da der Preis aus im Vergleich dazu, wenn ein Großbetrieb in ostdeutschen Ländern 100 000 Liter Diesel auf einmal kauft? Wie schaut es denn aus mit dem Strompreis in Österreich? Wer erhält denn sofort den Rabatt? Der, der die große Menge bezieht, oder der, der die kleine Menge bezieht?

Wie schaut es denn bei vielen anderen Vergleichen aus? Der kleine Bauer hat nie die Chance, die gleichen Preise verrechnet zu bekommen wie jemand, der in größeren Einheiten kauft. Und wie schaut es denn tatsächlich beim Verkauf von Tieren aus, meine Damen und Herren? Der kleine Bauer mit 5 Schweinderln, die er verkauft, erhält doch einen wesentlich schlechteren Preis als jemand, der 100 Stück auf einmal liefern kann, weil der Transportunternehmer oder die Fleischindustrie in diesem Fall nur einen Betrieb anfahren muss, um einen LKW-Zug voll zu kriegen. – Das ist die Realität, und daher sind die Träumereien, die durchaus wünschenswerten idealistischen Vorstellungen etwas von gestern! Opas Landwirtschaft ist leider tot, die gibt es nicht mehr, meine Damen und Herren!

Sehr oft wird von der Wirtschaft und von der Industrie Effizienz gefordert. Und in diesem Spannungsfeld hat der Bauer zu bestehen. Wie es ihm geht, das sieht man, und der Konsument wird die Zeche auch mitbezahlen. Das Stichwort BSE sollte uns allen genügen, meine Damen und Herren. Österreich hat dagegen zeitgerecht Maßnahmen gesetzt, bezahlt aber jetzt genauso die Zeche wie die anderen EU-Länder, wo man nicht hören wollte. Ein anderes Beispiel sind die französischen Futtermittel, denen man Öl, Altöl beigemischt hat, oder Futtermittel in Luxemburg, in denen Dioxine gefunden wurden.

Meine Damen und Herren! Oder (der Redner hält einen Zeitungsartikel mit der Überschrift "Koteletts aus dem 4. Stock" in die Höhe): Wie schaut es denn aus bezüglich der neuen Vorstellungen in Holland, wo man in einem so genannten Deltapark in sechs Stockwerken 300 000 Schweine, 200 000 Legehühner und eine Million Masthähnchen füttern möchte?

Meine Damen und Herren! Ich bitte Sie, meine Damen und Herren, und auch unseren Herrn Bundesminister, in der EU darauf hinzuweisen. Mich interessiert von der EU nicht, wie zum Beispiel der Traktorsitz beschaffen sein muss, mich interessiert auch die Verordnung zur Gurken


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