Meine Damen und Herren! Ich halte die Einrichtung derartiger Tieranwaltschaften, das heißt eigenständige Rechte für Tiere, für wesentlich, um das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten wiederzugewinnen. Wir können dem Regierungsantrag deshalb nicht zustimmen, weil wir an der Unabhängigkeit einer Behörde, die von der Regierung geschaffen wird, aber über deren Konturen wir nichts Näheres wissen, unsere Zweifel haben, so wie dies auch in der gestrigen Debatte der Fall war.
Ich glaube, es wäre wirklich wichtiger, in einer Kooperation zwischen der Exekutive – die sich ja jetzt offensichtlich bewährt – und den ehrenamtlich tätigen Organen der bereits langjährig im Bundesgebiet agierenden Tierschutzvereine eine wirklich ernsthafte und glaubwürdige Kontrolle in diesem Bereich aufzubauen. (Beifall bei den Grünen.)
Meine Damen und Herren! Wir stimmen diesmal – ich würde fast sagen, ausnahmsweise und entgegen unseren Ausführungen im Ausschuss – dem Grünen Bericht nicht zu, weil seit der Beratung und auch gerade jetzt in dieser Debatte so vieles hervorgekommen ist, dass wir eigentlich erst wirklich umfassende Handlungen sehen wollen und darüber auch im nächsten Bericht lesen wollen, damit wir diesem Bericht dann auch wieder guten Gewissens zustimmen können. Ich füge aber gerne hinzu, dass der Bericht an sich sehr seriös und gut gemacht ist, er ist nur leider jetzt in diesem Kapitel unvollständig, was die umfassenden Maßnahmen zur Wiedererlangung des Vertrauens der Konsumentinnen und Konsumenten betrifft.
Ich komme zu einem letzten Punkt, zu jenem, der mir am meisten am Herzen liegt. Abgeordneter Schwarzenberger und etliche andere haben gefragt: Ja was sollen wir denn tun? Die Konsumentinnen und Konsumenten kaufen nach wie vor lieber billige Waren, und viele Bäuerinnen und Bauern bleiben auf der ehrlichen, guten – und teureren – Bioqualität sitzen.
Da stelle ich Ihnen aber schon die Frage, ob das nicht auch mit der Art der Vermarktung und mit Ihrer Agrarpolitik zu tun hat. Sie haben selbst gesagt, wir haben in Österreich einen hohen Anteil im Biosegment. Aber auch dieser hohe Anteil liegt nur bei etwa 10 Prozent, das heißt, 90 Prozent gehören nicht dazu.
Jetzt konzediere ich gerne, dass auch unter diesen 90 Prozent der konventionellen Betriebe sehr, sehr viele – eine große Mehrheit – eine absolut tadellose Qualität produzieren und durchaus das Vertrauen verdienen, nur: Es gibt auch die anderen – Sie sprechen von den schwarzen Schafen; ich glaube, dass gerade in diesem Fall tierische Vergleiche nicht so sehr angebracht sind.
Wir brauchen jetzt nicht darüber zu reden, wie viele das sind. Auf jeden Fall können wir aber sagen, dass mit der Intensität der Haltung und bis zu einem gewissen Grad auch mit der Betriebsgröße die Wahrscheinlichkeit, dass Medizinalfutter eingesetzt wird, steigt, und wenn es dann nicht – und zwar getragen durch öffentliche Kontrollen – eine Art der Kennzeichnung gibt, die eindeutig ist, dann sagen die Leute: Ich kenne mich in diesem Kennzeichendschungel ohnedies nicht mehr aus, und wenn ich nicht wirklich weiß, was denn jetzt eine echte Bioqualität ist und was nur ein wohlklingender Name ist, ohne dass höhere Qualitätsrichtlinien dahinter stehen, dann kaufe ich wirklich nach dem Preis.
Diese Klarheit zu schaffen, zum Beispiel den Tiergerechtheitsindex als verpflichtende Kennzeichnung einzuführen, das sind Sie schuldig geblieben. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Reitsamer. )
Weil Sie auch gesagt haben, es werde hier immer fälschlicherweise behauptet, dass es in Österreich industrielle Agrarstrukturen gäbe: Herr Abgeordneter Schwarzenberger! Es hat niemand behauptet, dass das den ganzen österreichischen Markt betrifft! Wir kennen die Statistiken und wissen daher, dass die Ausgangslage in Österreich Gott sei Dank noch ziemlich günstig ist. Es ist wirklich das Konzept des Feinkostladens auch jetzt noch umzusetzen. Nur werden auch Sie nicht abstreiten können, dass die Tendenz in Richtung Konzentration sehr wohl voranschreitet, dass wir gerade etwa im Bereich der Schweinezucht eine Verdoppelung der Großbetriebe seit dem Jahre 1995 verzeichnen, und das heißt schon etwas.