Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 61. Sitzung / Seite 73

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14.12

Abgeordnete Mag. Johanna Mikl-Leitner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Die Emotionen sind heute bei dem Thema Landeslehrer-Dienstrecht relativ hoch gegangen. Ich bin froh darüber, dass ich heute die letzte Rednerin der ÖVP bin, um das hier kurz zusammenzufassen. Ich möchte dies aber, so wie die Frau Minister das angeregt hat, sehr fachlich und auch sehr sachlich tun, weil mir dieses Thema viel zu wichtig ist, um daraus politisches Kleingeld zu schlagen. Ich will das Thema von der sachlichen Perspektive her betrachten.

Faktum ist, dass die Aufgaben und auch die Erwartungen an die Lehrer beziehungsweise an die Schulen immer umfangreicher werden und dass dies bisher keinen Niederschlag in der Arbeitszeitbemessung gefunden hat. Deswegen finde ich es wichtig und richtig, dass mit dem neuen Modell, das gemeinsam mit Minister Gehrer und der Gewerkschaft entwickelt worden ist, ein zukunftsorientiertes Arbeitszeitmodell vorliegt, das für alle Beteiligten nur Vorteile bringt. (Abg. Schwemlein: Aber weniger Geld!) Man ist mit äußerster Professionalität an dieses Modell herangegangen, und es hat den Vorteil, dass viele Nachteile des bisherigen Systems ausgeräumt werden konnten.

Besonders bei der Arbeitszeit der Lehrerinnen und Lehrer wurde in der Vergangenheit immer wieder hinterfragt, ob das Lehrersein nur ein Halbtagsjob sei. Gerade diese Meinung hat in der Öffentlichkeit immer wieder dazu beigetragen, dass es zu einer Demotivation unserer Lehrer gekommen ist. Das ist auch verständlich, wenn man sich in die Lage der Lehrer versetzt.

Deswegen bin ich froh, dass gerade die Arbeitszeitstudie, die von Frau Minister Gehrer gemeinsam mit der Gewerkschaft und dem ehemaligen Staatssekretär Ruttenstorfer in Auftrag gegeben wurde, diese Ansicht widerlegt. Diese Ergebnisse bestätigen nämlich sehr wohl, dass der zeitliche Aufwand für Tätigkeiten außerhalb des eigentlichen Unterrichts wesentlich höher ist als angenommen. – Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das heißt für mich, dass das derzeitige Pflichtstundenmodell sehr wohl historisch überholt ist und dies auch zu akzeptieren und ernst zu nehmen ist und dass dieses Modell gerade den heutigen Aufgaben der Lehrer und Lehrerinnen anzupassen ist.

Deswegen erscheint es mir auch sinnvoll, dass die Arbeit in die folgenden drei Tätigkeitsbereiche unterteilt beziehungsweise unterschieden werden kann:

Punkt 1: tatsächliche Unterrichtszeit, sprich: direkter Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern,

Punkt 2: Vor- und Nachbereitungszeit beziehungsweise Korrekturtätigkeit,

Punkt 3: Organisation, Innovation und Koordination, ein Punkt, den ich für ganz zentral halte.

Gerade die Unterteilung in diese drei Tätigkeitsbereiche macht vor allem transparent beziehungsweise sehr deutlich, dass Schule heute mehr ist als nur unterrichten.

Der ganz große Vorteil dieses neuen Modells liegt meines Erachtens in der großen Flexibilität. Gerade die drei Tätigkeitsbereiche können durch das fixe Jahresstundenmodell für Lehrer genau so gestaltet werden, wie es für die Schule passt und dass es auch den individuellen Ansprüchen der Lehrer gerecht wird. Dieses Modell heißt für mich ganz einfach eine Abkehr vom Zentralismus hin zu mehr Eigenverantwortung, hin zu mehr Gestaltungsmöglichkeiten, hin zu einem größeren Freiraum. Gerade Subsidiarität wird bei diesem neuen Dienstrecht sehr groß geschrieben.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Bemerkenswert ist, dass gerade der Bildungssprecher der SPÖ, Kollege Antoni, damals, als der Begutachtungsentwurf vorlag, in einer APA-Aussendung betonte, dass dieses Modell bereits mehr als überfällig sei. Deswegen verstehe ich auch einige Gruppierungen, einige Kreise innerhalb der SPÖ nicht, die heftige Kritik daran üben, wo doch dieses Modell sozialpartnerschaftlich ausverhandelt und auch gemeinsam erarbeitet worden ist.


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