Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 27

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Der Vortragende ist Herr Dieter Schrage, der 13 Anmerkungen zu Widerstand und Volkskultur gemacht hat. Ich habe nichts dagegen, wenn er da forscht. Dann soll er das aber mit seinem privaten Geld oder seinem Gönnergeld machen, nicht mit staatlichen Mitteln! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Auf die Frage eines Studierenden, was denn Recherchieren und Sammeln von Stoff heißt, wurde ihm nämlich gesagt: Damit Sie einen Schein für diese Prüfung bekommen, müssen Sie drei FPÖ-kritische Demonstrationen besucht haben. (Abg. Jung: Das sind Methoden! – Abg. Mag. Schender: Unglaublich! – Abg. Schwemlein: Zeigen Sie das her!)

Jetzt sage ich Ihnen an dieser Stelle eines (Abg. Öllinger: Zeigen Sie das her!)  – ich gebe es Ihnen dann, Herr Kollege! –: Wenn eine außerparlamentarische Opposition auf der Universität mit Steuergeld finanziert werden soll, dann überspannt das den Bogen der wissenschaftlichen Freiheit! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Und ich sage noch etwas dazu: Es ist darüber hinaus feige! Und Sie wissen das auch, Herr Kollege Niederwieser! Herr Schrage ist kein Unbekannter. Er steht in der Staatsgunst: In der Bank Austria ist er Kustos. Er ist darüber hinaus noch – man kann ja lesen, was er alles ist – in der Stiftung Ludwig und überall mit involviert. Das Steuergeld nimmt er als Gehalt, aber dann demonstriert er gegen seinen Brötchengeber, und zwar in der perfidesten Art, die ich in dieser Zweiten Republik erlebt habe! (Beifall bei den Freiheitlichen. – Rufe bei der SPÖ und Gegenrufe bei den Freiheitlichen.)

Präsident Dr. Heinz Fischer: Bitte, Herr Abgeordneter! Ich verwahre mich dagegen, dass ein Außenstehender als "perfid" bezeichnet wird. Bitte die Sprache zu mäßigen!

Abgeordneter Dr. Martin Graf (fortsetzend): Herr Präsident! Ich habe nicht Herrn Schrage als perfid bezeichnet, sondern ich habe die Art und Weise seiner Demonstrationskultur als die perfideste bezeichnet, die es gibt. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Und das werde ich mir auch so nicht nehmen lassen!

Ich glaube, das überspannt wirklich jeden Bogen, den wir hier jemals gesehen haben. Und ich sage Ihnen: Es ist feige, in dieser Art und Weise vorzugehen!

Der Herr Schrage ist ein alter 68er und ist damals noch in körperlicher Unversehrtheit für die 68er-Ideale eingetreten. Das war noch mutig. Heute genügt es bei ihm – und das ist das Ärgste! –, vielleicht dreimal gegen diesen Staat zu pinkeln, um einen Studiennachweis, für den man dann vielleicht sogar noch ein Stipendium bekommt, zu erhalten. Das ist feige, und das ist das Allerletzte, was ich je gesehen habe!

Hier sind Reformbedarf und Evaluierung angesagt, denn das ist nicht in Ordnung. Und das wissen Sie, meine Damen und Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Dr. Martin Graf überreicht dem zum Rednerpult kommenden Abg. Dr. Grünewald die Erläuterungen zur Vorlesung "Europäische Ethnologie". – Abg. Eder: Minus 9 Prozent! Die Sprache verstehen Sie am besten! – Abg. Dr. Cap: Eine so unengagierte Rede!)

18.00

Präsident Dr. Heinz Fischer: Den Vorwurf "perfide" weise ich zurück. Ich bitte die Damen und Herren, eine Sprache zu pflegen, die wir auch bisher in diesem Hause zustande gebracht haben!

Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Schasching. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 8 Minuten. – Bitte.

18.01

Abgeordnete Beate Schasching (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Herr Abgeordneter Graf, ich möchte für alle, die uns zuhören, vor allem jenen gegenüber, die Ihnen zugehört haben, betonen: Wissenschaft und Forschung in Österreich sind frei und sollen das auch immer bleiben. (Beifall bei der SPÖ und


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite