Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 69. Sitzung / Seite 45

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Deswegen ist diese aktuell erschienene Wifo-Studie ein solch wichtiges Signal, das zeigt, dass es gilt, einige politische Rahmenbedingungen und auch wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu verändern. Was sagt diese Wifo-Studie? – Es werden in den nächsten fünf, sechs Jahren, näm-lich von 1999 bis 2005, 165 000 zusätzliche Beschäftigte fehlen, das heißt vor allem Facharbeiter und Fachkräfte, gut ausgebildete Kräfte.

Es gilt, darüber nachzudenken, was diesbezüglich geschehen kann. Es ist viel zu einfach und viel zu primitiv, nur zu sagen: Wir erhöhen die Zuzugsquote. Es gilt, viel kreativere und einfallsreichere Lösungen zu finden. Diese einfallsreicheren Lösungen werden nicht nur von mir gefordert, sondern das Wifo macht in seiner Studie auch entsprechende Vorschläge. Ein Arbeitskreis, der innerhalb der Wirtschaft bereits zu diesem Thema eingesetzt wurde und permanent läuft, kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass es sinnvoller ist, zuerst die vorhandenen Potentiale auszuschöpfen und erst dann, wenn diese ausgeschöpft sind, die Quote für den Zuzug zu erhöhen. (Beifall bei der ÖVP.)

Was sind nun die konkreten Vorschläge? – Ein Vorschlag lautet, ältere Beschäftigte, nämlich Dienstnehmer über 50 Jahre, länger in Beschäftigung zu halten. Die Studie sagt, wenn es uns nur gelingt, das Niveau der siebziger Jahre diesbezüglich zu erreichen, hätten wir bereits 200 000 Arbeitskräfte mehr.

Wir müssen diese älteren Dienstnehmer natürlich auch entsprechend ausbilden. Ich möchte hier nur eine Zahl erwähnen: Die Wirtschaft gibt laut einer Schätzung des Institutes für Bildung rund 15 Milliarden Schilling jährlich für Bildung aus. Das ist ein ganz beachtlicher Betrag, und er liegt, wenn er stimmt, über dem, was das AMS für Mitarbeiterqualifikation ausgibt. Es muss auch einmal gesagt werden, dass die Wirtschaft schon jetzt diesen hohen Betrag ausgibt. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Huber. )

Wir zum Beispiel machen in unserem Unternehmen seit Jahren Deutschkurse für unsere bereits österreichischen, aber oft noch immer ausländisch sprechenden Mitarbeiter – auch, wenn sie sie nicht brauchen, auch, wenn sie nur Arbeiter am Band sind und sozusagen nicht unbedingt Deutsch sprechen müssen. Aber wir machen das. Wir haben auch eine zweisprachige Mitarbeiter-Zeitung. Das machen wir natürlich über die normale Ausbildung unserer Mitarbeiter hinaus. Da die Ausbildung der Mitarbeiter im Unternehmen ein so wichtiger Faktor ist, wäre es auch wünschenswert, wenn es da zu steuerlichen Begünstigungen käme.

Eine andere Möglichkeit wäre natürlich die Verkürzung der Ausbildungsdauer, weil die jungen Leute dann früher in Beschäftigung kämen. Und wichtig ist es auch, Frauen in den neuen Berufen auszubilden.

Ich möchte mich abschließend noch kurz mit dem Thema Frauen beschäftigen. Ich glaube, dass es wichtig ist oder auch entsprechend der Wifo-Studie ein wichtiger Faktor ist, mehr Frauen in Beschäftigung zu bringen, auch wenn sie sich in Karenz befinden. Diesbezüglich bietet der Vorschlag der ÖVP hinsichtlich des "Kindergeldes neu" mit der hohen Hinzuverdienstmöglichkeit sicher eine ganz große Chance. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Ein Wort noch zur Teilzeitkarenz: Diese wird immer so bejubelt, als ob sie die beste Möglichkeit für Frauen gewesen wäre, Beschäftigung und Karenz zu verbinden. Von den 78 000 Karenzgeldbeziehern im Jahr 1999 waren nur 2 300 in Teilzeitkarenz. Also, meine Damen und Herren, das ist bezüglich Verbindung von Familie und Beruf ein absoluter Flop. Ich bin sicher, dass wir hier in Zukunft viel mehr dazu beitragen werden, den Frauen die Verbindung von Familie und Beruf zu erleichtern. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

10.04

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Karl Öllinger. Gleiche Redezeit. – Bitte.

10.05

Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich beginne mit einem Beispiel, das einiges darüber aussagt, wie es in diesem Land aussieht mit Integration vor Neuzuzug.


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